Die aktuell negative Wertentwicklung des italienischen Leitindex FTSE MIB von -4,5%, spiegelt die Skepsis der Marktteilnehmer gegenüber den politischen Entwicklungen in Italien wieder. Dennoch zählt der Index mit 5,67% seit Jahresanfang noch zu den Besten in Europa. Es besteht also noch Hoffnung. Genauso ist auch die aktuelle politische Lage zu bewerten. Italiens Fünf-Sterne-Bewegung und die rechte Lega haben den Juristen Giuseppe Conte als Premier beider Parteien vorgeschlagen. Nach intensiven Verhandlungen zeichnet sich eine in dieser Konstellation kaum für möglich gehaltene Regierungsbildung ab. Die neue Regierung müsste als europakritisch eingeordnet werden. Man möchte aber nicht den Euroraum oder gar die Europäische Union verlassen, sondern diese nur reformieren. Italien soll mehr finanzielle Freiheit bekommen, um politisch nicht weiter die gewohnten und Wege der letzten Jahre zu gehen. Ob die Maßnahmen, zur Verbesserung der „Lebensqualität der Italiener“ zielführend sind, vermag heute noch niemand zu sagen. Allerdings haben auch schon in Griechenland und Portugal vorab medial abgeschriebene Regierungen teils beachtliche Erfolge bei der Wiederbelebung der Wirtschaft erreicht. Daher dürften auch die Kapitalmärkte erst einmal relativ gelassen reagieren und der neuen Regierung eine Chance geben. Das Projekt „Italien“ - sofern erfolgreich - könnte damit für ganz Europa eine Trendwende sein.
http://www.fixed-income.org/ (Foto: Carsten Mumm © Donner & Reuschel)
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