Der Aufschwung in 2021 fiel letztendlich stärker aus als erwartet. Kurz- bis mittelfristig dürfte also die wirtschaftliche Dynamik auch weiter anhalten. Dies liegt vor allem an den unterstützenden politischen Initiativen, insbesondere die großen Infrastrukturprogrammen, die weltweit gestartet sind. Da diese Programme zudem langfristig angelegt sind, sollte ein länger anhaltender Wirtschaftsaufschwung bevorstehen, der die Aktienmärkte weiterhin unterstützen sollte. Angesichts hoher Aktienbewertungen und eines starken Jahres 2021 für Aktien sollten Anleger mit niedrigeren Renditen und höherer Volatilität rechnen.
Ein elementares Gesprächsthema bleibt die Inflation. Das Bullen-Bären-Tauziehen könnte bis zum Sommer andauern, wenn der Inflationsdruck unserer Meinung nach nachlassen wird. Die Lohninflation spielt dabei nach wie vor die wichtigste Rolle. Diese Messgröße gilt es zu beobachten. Denn sie hat das Potenzial, sich längerfristig auszuwirken. Wir halten eine Stagflation angesichts des günstigen wirtschaftlichen Umfelds für wenig wahrscheinlich, wenn auch die Omikron-Variante dieses Risiko erhöhen könnte.
Nach der starken Erholung im Jahr 2021 ist 2022 ein geringeres Gewinnwachstum zu erwarten. Die steigende Inflation könnte den Margendruck erhöhen. Für Anleger bedeutet dies, sich auf Unternehmen mit konsistenten Wachstumsprofilen zu konzentrieren: Sie verfügen über eine höhere Preissetzungsmacht und sehen sich daher einem geringeren Margenrisiko gegenüber.
Es gibt noch weitere Risiken, die Anleger berücksichtigen sollte. Eine nachlassende Dynamik bei den Infrastrukturausgaben stellt ein beträchtliches Risiko dar, da diese Ausgaben eng mit dem Wirtschaftswachstum zusammenhängen. Ein weiteres Risiko sind geldpolitische Fehlentscheidungen, die die Anleger verunsichern und zu mehr Volatilität führen können, sofern sich Renditekurven verschieben und sich die bisherige Balance zwischen Growth- und Value-Aktien ändert. Weitere Faktoren, die sich auswirken können, sind mögliche steigende Unternehmenssteuersätze, welche die Gewinne unter Druck setzen würden. Und schließlich geopolitische Risiken, darunter die Spannungen zwischen China und dem Rest der Welt, die sich verschärfen könnten. Aktuelles Beispiel sind die Gebietsansprüche Chinas im Südchinesischen Meer, die zunehmend in den Mittelpunkt rücken. In der zweiten Jahreshälfte liegt der Fokus auf der voraussichtlichen dritten Amtszeit von Chinas Präsident Xi Jinping, die ihm den Weg zu einer noch längeren Amtszeit ebnen könnte. Dies könnte ein ausgeprägteres territoriales Streben um Taiwan auslösen, was wiederum zu einem Aufflammen der grenzüberschreitenden Spannungen und einer Zunahme der geopolitischen Risiken führen könnte. All dies preist der Markt bisher nicht ein.
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Foto: Zehrid Osmani © Martin Currie
Ein Jahr mit Gegenwind - Geopolitische Spannungen vom Markt noch nicht eingepreist
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