Im Juli hat die österreichische PORR AG die Emission ihrer Mittelstandsanleihe verschoben. Im Interview mit dem BOND MAGAZINE macht CEO Karl-Heinz Strauss klar, dass die Emission zwar aufgeschoben, aber nicht aufgehoben ist.
BOND MAGAZINE: Herr Strauss, der Baukonzern Bilfinger hat gerade einen massiven Stellenabbau verkündet, die österreichische Alpine ist in Konkurs gegangen. Wie ist die Situation bei der PORR?
Strauss: Gut. Wir haben uns rechtzeitig strukturell und strategisch neu aufgestellt. Die PORR ist eine Baufirma, die möglichst vieles selbst baut. Wir konzentrieren uns auf Länder und Märkte, die wachsen und rechtlich stabil sind beziehungsweise gute Bonität haben: Österreich, Deutschland, Schweiz, Polen und Tschechien. Sie machen rund 90 Prozent unserer Umsätze aus.
BOND MAGAZINE: Ihr im Dezember 2012 im Entry Standard der Frankfurter Börse emittierter Corporate Bond hat lange über pari notiert. Seit Mitte September aber ist der Kurs auf ein Niveau von 95 Prozent abgestürzt. Ähnlich verhält es sich mit Ihren beiden 2009 und 2010 emittierten Anleihen. Haben Sie hierfür eine Erklärung?
Strauss: Die aktuelle Situation an den Bondmärkten spiegelt nicht die reale Situation der PORR wider. Wir sind gut unterwegs. Ich kann mir nur vorstellen, dass hier Ängste mitspielen, die von Problemen anderer Marktteilnehmer geschürt wurden. Wir verfolgen eine sehr transparente Informationspolitik und ich bin überzeugt, dass es uns gelingen wird, die Anleger von der nachhaltigen Qualität der PORR-Anleihen zu überzeugen.
BOND MAGAZINE: Sie wollten im Juli eine weitere Anleihe in Frankfurt auflegen, deren Emission dann kurzfristig abgeblasen wurde. Wollen Sie jetzt im Herbst, wenn wieder zahlreiche Emittenten an den Markt drängen, einen zweiten Anlauf wagen?
Strauss: Wir beobachten den Markt sehr genau. Wir haben keinen Zeitdruck und auch keine Notwendigkeit, eine Anleihe um jeden Preis zu begeben. Aber ein „window of opportunity“ werden wir gegebenenfalls nutzen.
BOND MAGAZINE: … also ist die Emission des Bonds aufgeschoben, aber nicht aufgehoben?
Strauss: So ist es.
BOND MAGAZINE: Denken Sie, das Sentiment ist reif für eine erneute Bond-Emission in Ihrer Branche?
Strauss: Wie bereits oben ausgeführt, muss man sich die reale Situation eines Unternehmens ansehen. Wir sind operativ ausgezeichnet unterwegs, verzeichneten zur Jahreshälfte einen historischen Höchststand beim Auftragseingang von mehr als 4,8 Mrd. Euro und haben die PORR restrukturiert. Ich gehe daher davon aus, dass dieses Umfeld für einen Anleger durchaus interessant sein müsste.
BOND MAGAZINE: Sollten Sie sich für die Emission der nächsten Anleihe entscheiden, wie würden Sie die dazu gehörige Bond Story umreißen?
Strauss: Wir kennen unsere Märkte und kennen unsere Kunden. Wir konzentrieren uns auf unsere Stärken. Unsere Aufträge für große Infrastrukturprojekte haben eine durchschnittliche Laufzeit von drei bis fünf Jahren. Das heißt, wir haben einen klaren Fokus auf Langfristigkeit und Nachhaltigkeit. Unsere Strategie lautet eindeutig, intelligent zu wachsen. Nicht Wachstum um jeden Preis, sondern Verstärkung in Nischen – auch durch gezielte kleinere Übernahmen. Es geht immer darum, lokale Präsenzen abzusichern.
BOND MAGAZINE: Durch ihre Aktiennotierung hat die PORR AG ja bereits Kapitalmarktreife bewiesen. Vor Kurzem wurden nun Vorzugs- und Stammaktien zusammengelegt, um Ihre Börsenpräsenz aufzuwerten. Dennoch ist das börsliche Handelsvolumen aufgrund des Streubesitzes von nur gut acht Prozent beschränkt. Inwieweit ist an eine Ausdehnung des Streubesitzes gedacht?
Strauss: Das ist ein Ziel. Die wahrscheinlichste Variante ist, dass wir bei einer Kapitalerhöhung, die irgendwann 2014, 2015 kommen kann, den Streubesitz deutlich über zehn Prozent erhöhen werden. Dann tun sich auch Market Maker leichter, mit einem Titel wie dem unseren umzugehen. Unsere Börsenpolitik ist, dass wir nichts ankündigen, sondern einfach machen. Wir wollen niemanden negativ überraschen, wir wollen eine kalkulierbare Größe für die Financial Community sein.
BOND MAGAZINE: Sie selbst sind nicht nur CEO, sondern ein maßgeblicher Großaktionär der PORR. Wenn das Interesse an Ihrem Unternehmen am Kapitalmarkt steigt, würden Sie sich teilweise von Ihrem Paket trennen?
Strauss: Das Syndikat Ortner-Strauss ist Großaktionär der PORR, und sein Anteil wird nie unter 51 Prozent fallen. Diese Kontinuität und Stabilität sind einfach wichtig für den Konzern. Aber darüber hinaus ist es durchaus vorstellbar, durch Verkäufe den Streubesitz beziehungsweise die Marktposition der PORR zu erhöhen.
BOND MAGAZINE: Mit welchen Argumenten können Sie Anlegern Ihre Aktien schmackhaft machen?
Strauss: Die PORR hat eine klare Strategie, einen hervorragenden Track Record, eine bestens qualifizierte Mannschaft und genießt in ihren Märkten einen ausgezeichneten Ruf. Also deutliche Voraussetzungen für intelligentes Wachstum – auch für Aktionäre!
BOND MAGAZINE: Die PORR AG meldete zum Halbjahr 2013 einen Rekordumsatz, ihre Ergebnisentwicklung aber hinkt der Entwicklung hinterher. Wie passt das mit Ihrem Anspruch, „intelligent“ wachsen zu wollen, zusammen?
Strauss: Das Ergebnis ist in der Bauwirtschaft immer saisonal zu sehen. Das 1. Halbjahr ist nie repräsentativ für das Gesamtjahr. Wir sind gut unterwegs.
BOND MAGAZINE: Was erwarten Sie mit Blick auf die Produktionsleistung, den Auftragsbestand und das Ergebnis für das Gesamtjahr 2013?
Strauss: Ich gehe von einem deutlich positiven Jahresergebnis aus und von einer Steigerung gegenüber 2012.
BOND MAGAZINE: Sie haben gleich nach Beginn Ihrer Tätigkeit als CEO ein hartes Restrukturierungsprogramm namens „fitforfuture“ initiiert. Sind Sie mit den bisherigen Ergebnissen zufrieden und wie lange läuft das Programm noch?
Strauss: Ich bin mit dem bisherigen Ergebnis höchst zufrieden. Aus einem Restrukturierungsprogramm hat sich fitforfuture nunmehr zu einem Optimierungsprogramm entwickelt, das intern und extern die Stärken der PORR weiterentwickelt, unnötige Kosten vermeidet und die Abläufe verbessert. Der Prozess ist auf drei Jahre ausgelegt, seine Auswirkungen sollten die PORR jedoch lange prägen.
BOND MAGAZINE: In welchen Märkten sehen Sie die künftige Entwicklung Ihres Unternehmens?
Strauss: Vorrangig in unseren Heimmärkten Österreich, Deutschland, Schweiz, Tschechien und Polen. Dazu kommen ausgewählte Großprojekte in Märkten, auf die wir uns lange und sorgfältig vorbereiten – wie zum Beispiel Katar, wo wir in Doha mit dem Bau der Green Line der Metro beauftragt wurden.
BOND MAGAZINE: In Deutschland ist eines Ihrer Großprojekte die Bahntrasse Stuttgart – Ulm mit den beiden Tunneln in Stuttgart und auf der Schwäbischen Alb. Haben Sie Befürchtungen, dass dieses heftig kritisierte Projekt noch kippen kann?
Strauss: Wir haben gültige Verträge mit der Deutschen Bahn. Ich gehe davon aus, dass wir sie erfüllen werden.
BOND MAGAZINE: Ist der Zeitplan für Stuttgart 21 einzuhalten? Wird Ihr Unternehmen nach jetzigem Erkenntnisstand das Projekt mit Gewinn abschließen können?
Strauss: Wir haben das Projekt sorgfältig und seriös geplant und kalkuliert. Verzögerungen, die nicht in unserem Einflussbereich liegen, könnten natürlich Termine verschieben. Aus heutiger Sicht gehe ich aber davon aus, dass wir das Projekt aufgrund unserer umfangreichen Vorarbeiten gut und profitabel abschließen können.
BOND MAGAZINE: Wo sehen Sie die PORR AG in fünf Jahren?
Strauss: Wir wollen nicht die Größten sein, aber die Besten!
Das Interview führte Thomas Spengler, www.fixed-income.org.
„Ein Window of Opportunity werden wir gegebenenfalls nutzen“, Karl-Heinz Strauss, CEO, PORR AG
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