In den deutschen Medien wird sehr aufgeregt darüber diskutiert, ob nun die kleinen Sparer und Rentner für Banken haften sollen. Die Gegenfrage lautet – wer denn sonst?
Zunächst einmal haften bei einer Unternehmensinsolvenz - und nichts anderes ist eine Bankenschieflage - die Eigentümer, in dem ihre Beteiligung oder Aktien wertlos werden. Darüber hinaus müssen diejenigen ihre Forderungen abschreiben, die einem Unternehmen Waren geliefert bzw. Geld geliehen haben. Das Fremdkapital einer Bank setzt sich zusammen aus Anleihen, die die Bank begeben hat und die Anleger zeichnen und Einlagen in Form von diversen Sparprodukten. Auch für Sparprodukte gilt, man gibt seiner Bank einen Kredit und bekommt Zinsen dafür. Wie bei jedem Geld, das man verleiht, muss man sich vorher Gedanken machen, ob dieses auch wieder zurückgezahlt werden kann.
Nun ist es fast schon zu einem Sport geworden, Banken zu suchen, die möglichst hohe Zinsen bieten. Man muss nicht Betriebswirtschaft studiert haben, um zu wissen, dass wenn eine Bank höhere Zinsen zahlen muss, wohl sonst nicht an Geld kommt – somit offenbar nicht ganz gesund ist. Wer solch einer Bank sein Geld anvertraut, ist selbst schuld. Oder sollte man der Meinung sein, dass lieber deutsche Steuerzahler für die Verluste zyprischer Banken aufkommen sollten, anstatt derer, die dort ihre Geld anlegten und hohe Zinsen kassierten, ohne darüber hinaus auch noch Steuern auf die Zinsen zu zahlen (in Zypern gibt es keine Kapitalertragssteuer/Abgeltungssteuer)?
Konkret haben Anleger bei einer zyprischen Bank im Schnitt über die letzten 5 Jahre 24 Prozent Zinsen kassiert. Aus 100.000 Euro sind somit 124.000 Euro geworden. Wäre es wirklich so schlimm, diese Summe mit einer einmaligen Abgabe von 6,75 bzw. 9,9 Prozent, wie im ersten Entwurf der Rettungsmaßnahme vorgesehen, zu belasten? Selbst beim Höchstsatz wären dem Anleger immer noch knapp 112.000 Euro geblieben. Es wäre mehr als gerecht gewesen, einen Teil der erhaltenen Zinsen wieder abzugeben. Der Fall wäre erledigt und jeder könnte weiterleben und weiterwirtschaften! Doch jetzt verlieren durch politische Willkür und vermeintliches Gutmenschentum viele Anleger weitaus größere Teile ihres Vermögens. Vielleicht auch der Rentner, der sich durch lebenslanges sparen zwei- oder dreihunderttausend Euro zurückgelegt hat. Oder das Unternehmen, das Liquidität von mehreren Hunderttausend Euro vorhalten muss, um Rechnungen zu bezahlen, geht jetzt durch einen unsinnigen Schuldenschnitt von 40 – 80 Prozent mit hoher Wahrscheinlichkeit pleite und Arbeitsplätze gehen verloren.
Eine Blase ist geplatzt – und das ist gut!
Zypern hat nach seinem Betritt zur Währungsunion 2007 ein Geschäftsmodell aufgebaut, das auf niedrigen Unternehmenssteuern (10 Prozent) und keinen Kapitalertragssteuern aufbaute. Dies alles in einer international anerkannten und harten Währung – dem Euro - und bei viel höheren Zinsen als in der restlichen Währungsunion. Dadurch wurden viele internationale Gelder angezogen (zum Teil aus nicht ganz durchsichtigen außereuropäischen Geschäften) und der Bankensektor des kleinen Landes wurde auf das achtfache des Bruttoinlandsproduktes aufgebläht. Die Banken haben versucht das viele Geld gewinnbringend – also zu noch höheren Zinsen als man den Anlegern zahlte – anzulegen. Viel davon floss in griechische Staatsanleihen und beim Zusammenbruch kamen diese Banken natürlich in Schieflage. Wer bei solchen Banken anlegt, weil diese hohe Zinsen zahlen, keine Steuern anfallen und möglicherweise Gelder gewaschen werden, der kann auch dafür haften!
Die Stimmung wird belastet
Grundsätzlich befürchten wir keine dauerhaft negativen Auswirkungen der Zypern-Krise. Im Gegenteil, jeder internationale Anleger, der marktwirtschaftlich denkt, müsste die Beteiligung der Investoren an der Rettung begrüßen. Und natürlich kann und muss dieses Prinzip auch für andere Länder in der Euro-Zone bei Bank-Schieflagen gelten. Das war im Übrigen noch nie anders. Eine Garantie für Spareinlagen ist in letzter Konsequenz somit gar nicht darstellbar, denn eine Garantie ist immer nur so gut, wie derjenige, der sie gibt. Und wenn ein Land pleite ist, kann es auch die Spareinlagen nicht garantieren. Für die Menschen und Medien in Europa scheint dies eine neue Erkenntnis zu sein. Nur so lässt sich diese große Verunsicherung erklären. In Zukunft muss sich eben jeder Anleger überlegen, ob er bei einer türkischen, isländischen oder zyprischen Bank höhere Zinsen kassiert, oder doch lieber sein Geld bei der Sparkasse oder Volksbank um die Ecke anlegt, deren Solidität auf der Wirtschaftskraft des heimischen Landkreises oder der Stadt beruht.
Sachwerte sollten profitieren
Über die Bankenfrage hinaus muss der Anleger entscheiden, ob er sein Geld lieber als Kredit verleiht (nichts anderes ist ein Sparbuch), oder ob er nicht besser in Sachwerte investiert, also Eigentum erwirbt. Dies kann eine Immobilie sein, oder die Unternehmensbeteiligung in Form einer Aktie. Auf jeden Fall sollte dieser Sachwert Erträge abwerfen, was zum Beispiel Gold und Silber nicht bieten.
Deutsche Aktien liefern diese Erträge und zwar nicht zu knapp. Im Schnitt rentiert das Eigenkapital bei deutschen DAX-Unternehmen mit 12 Prozent, wovon 3,5 Prozent als Dividende jährlich ausgeschüttet werden. Im Vergleich zu weniger als 1 Prozent Zinsen bei durchschnittlichen deutschen Staatsanleihen oder Bankeinlagen (vor Kosten, Steuern und Inflation), bieten Aktien eine wahrlich starke Rendite. Dem Hauptrisiko des Aktienmarktes, den mitunter heftigen Schwankungen, sollte man intelligent begegnen, indem man diese nutzt und kontinuierlich - am besten mit einem Sparplan - anlegt. Ein Sparplan in deutschen Aktien brachte in den letzten 10 Jahren laut BVI-Statistik (Bundesverband dt. Investmentgesellschaften) eine jährliche Rendite von 5,4 Prozent, trotz einem Jahrzehnt voller Krisen.
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