An den internationalen Kapitalmärkten kehrt so etwas wie Normalität nach dem turbulenten Start in den April ein, auch wenn die Sorgen vor den Auswirkungen der verschärften Handelskonflikte weiter schwelen und die Kurssteigerungen an den Aktienbörsen bis auf weiteres begrenzen dürften. Damit richtet sich der Fokus der Anleger in dieser Woche auf den anstehenden Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB). Erwartet wird eine weitere Leitzinssenkung um 0,25 Prozentpunkte auf 2,25 Prozent p.a. bezogen auf den Einlagenzinssatz. Die ohnehin noch schwache Wachstumsdynamik in der Eurozone erhält durch gestiegene handelspolitische Unsicherheiten einen Dämpfer. Das absehbar verhaltene Wachstum, gesunkene Rohöl- und Rohstoffpreise sowie der festere Euro im Vergleich zum US-Dollar könnten die Inflation im April von zuletzt 2,2 Prozent weiter in Richtung des EZB-Zielniveaus von 2 Prozent drücken. Besondere Beachtung dürfte damit der Begleittext von EZB-Präsidentin Lagarde finden. Denn der Leitzins nähert sich dem neutralen, also weder stimulierend noch bremsend wirkenden Niveau, das zwischen 1,5 und 2 Prozent veranschlagt wird, womit eine Leitzinssenkungspause näher rücken könnte. Voraussichtlich wird die Betonung aber weiter auf bestehenden Unsicherheiten liegen und eine anhaltend datenabhängige weitere Ausrichtung der Geldpolitik avisiert werden. Unter noch stärkeren politischen Druck dürfte hingegen die US-Notenbank Fed geraten. US-Präsident Trump weist regelmäßig darauf hin, dass er das bessere Gefühl für die Zinssteuerung hat und tiefere Leitzinsen bevorzugen würde. Ob sich jedoch in den USA ausreichend Anzeichen für eine konjunkturelle Abkühlung und gleichzeitig sinkenden Inflationsdruck ergeben, bleibt abzuwarten. Kurzfristig überwiegen die preistreibenden Effekte der neu erhobenen Zölle, so dass die Fed bei ihrem nächsten Zinsentscheid Ende April noch keinen Anlass für eine Zinssenkung haben dürfte.
www.fixed-income.org
