Wie von vielen Beobachtern erwartet und von der US-Notenbank selbst angekündigt, hat die Fed im Zuge der Dezember-Sitzung 2021 signalisiert, dass ein früherer Beginn und ein schnelleres Tempo der Zinserhöhungen in den kommenden Quartalen und Jahren wahrscheinlich gerechtfertigt sind. Die jüngste Wiederbeschleunigung der Inflationsdaten und der damit verbundene Anstieg der künftigen Inflationsrisiken sind hierfür als Auslöser zu sehen. Als Reaktion wird die Fed ihre Ankäufe von Vermögenswerten bis März 2022 auslaufen lassen und wahrscheinlich im Juni 2022 eine erste Zinserhöhung vornehmen.
Infolge des unerwartet anhaltenden Inflationsdrucks und zunehmender Zweifel am Ausmaß künftiger Verbesserungen des Arbeitskräfteangebots konzentrieren sich die Vertreter des Federal Open Market Committee (FOMC) unserer Ansicht nach nun stärker darauf, die Politik in den nächsten Jahren wieder auf ein neutrales Niveau zu bringen. Hierbei sind sie sich bewusst, dass sich die Inflation von selbst vollständig abschwächen könnte und eine zu frühe Anhebung der Zinssätze die wirtschaftliche Erholung aufhalten könnte.
Höhere Inflation und größere Risiken
Seit der letzten FOMC-Sitzung Anfang November haben mehrere wichtige makroökonomische Entwicklungen die Fed-Beamten dazu veranlasst, ihre Prognosen zu ändern:
1. US-Inflation nimmt weiter Fahrt auf
Die Inflation in den USA hat sich gemessen am US Consumer Price Index (US-CPI) wieder beschleunigt, was in erster Linie auf weitere Unterbrechungen der Lieferketten zurückzuführen ist. Wir sind der Auffassung, dass sich die Wiederbeschleunigung der US-Inflation in den nächsten Monaten fortsetzen wird, bevor sie sich schließlich in der ersten Jahreshälfte 2022 abschwächt. Jedoch stimmen wir mit der Fed dahingehend überein, dass das Risiko einer anhaltend höheren Inflation zunimmt. Je länger die Gesamtinflation erhöht bleibt, desto größer ist das Risiko dafür, dass Verbraucher und Unternehmen ihre Inflationserwartungen nach oben anpassen. Dies birgt das Potenzial für Verhaltensänderungen, die in einer sich selbst verstärkenden Inflationsspirale enden könnten.
2. Arbeitsmarkt nähert sich Vollbeschäftigung an
Der Fed-Vorsitzende Jerome Powell hat zwar festgestellt, dass der Arbeitsmarkt wahrscheinlich noch nicht die maximale Beschäftigung erreicht hat, sich dieser jedoch rasch annähert. Die vom Bureau of Labor Statistics (BLS) gemeldete US-Arbeitslosenquote liegt nur noch 0,2 Prozentpunkte über den jüngsten Schätzungen der Fed zum langfristigen Arbeitsmarktgleichgewicht. Darüber hinaus ist denkbar, dass der Arbeitsmarkt angespannter ist, als es der Vergleich des aktuellen Beschäftigungsniveaus mit dem vor der Pandemie vermuten lässt. Laut BLS sind über 2,5 Millionen Menschen seit Beginn der Pandemie in den Ruhestand gegangen. Zudem mehren sich die Hinweise auf Schwierigkeiten bei der Besetzung von Stellen aufgrund des im Zuge der Pandemie angepassten Individualverhaltens. Dies lässt das Gespenst einer anhaltend hohen Lohninflation wesentlich präsenter erscheinen. Höhere Inflationserwartungen und aggressivere Tarifverhandlungen über die Anpassung der Lebenshaltungskosten könnten sich auf die Preise auswirken und die Inflation anhaltend höher halten.
3. Ausbreitung der Omikron-Variante
Die Äußerungen des Vorsitzenden Powell Anfang Dezember deuten darauf hin, dass er in der neuen Virusvariante vor für die Angebotsseite größere Risiken, was ebenfalls potenziellen Rückenwind für weitere Preissteigerungen bedeuten würde. Die endgültigen Auswirkungen auf die US-Wirtschaft sind jedoch stark davon abhängig, wie sich Omikron regional und auf der Zeitebene weiter ausbreitet. Viele Schwellenländer, die wichtige Lieferanten der USA sind, hinken bei den Impfquoten weit hinter den Industrieländern her, und mehrere asiatische Länder haben rasch zusätzliche Maßnahmen zur Eindämmung des Virus ergriffen. Wenn Omikron wirklich zu weiteren Störungen der Lieferketten führen sollte, dann geschieht dies in einer Zeit, in der sich die Lagerbestände im Einzelhandel ohnehin schon auf einem Rekordtief befinden. Ebenfalls könnten weitere Verzögerungen bei der Rückkehr in die Büros und Schwierigkeiten bei der Kinderbetreuung die Erholung des Arbeitsmarktes negativ beeinträchtigen.
FOMC-Entscheidungen im Dezember
In Anbetracht dieser Entwicklungen glauben wir, dass sich die Fed nun viel stärker darauf konzentriert, die Ausrichtung Ihrer Notenbankpolitik wieder näher an eine neutrale Position zu bringen. Diese Verlagerung des Schwerpunkts hat zu der Entscheidung der Fed beigetragen, ihr Programm zum Ankauf von Vermögenswerten schneller auslaufen zu lassen und auch bevorstehende Zinserhöhungen anzukündigen. Auf der Grundlage ihrer aktualisierten gesammelten Wirtschaftsprognosen (Summary of Economic Projections - SEP) geht die Mehrheit der FOMC-Vertreter davon aus, dass die Zinsen bereits im Juni und insgesamt dreimal im Jahr 2022 angehoben werden; wir stellen außerdem fest, dass alle Fed-Vertreter nun mindestens eine Zinserhöhung im Jahr 2022 erwarten. Darüber hinaus deuten die SEP darauf hin, dass im Zeitraum 2023-2024 wahrscheinlich fünf weitere Zinserhöhungen erforderlich sein werden, um die Geldpolitik wieder einer neutralen Position anzunähern.
Unserer Ansicht nach hat die Fed die Anpassung der Markterwartungen für den geldpolitischen Kurs bisher meisterhaft gelenkt, ohne die Finanzierungsbedingungen wesentlich zu verschärfen. Tatsächlich hat sich der PIMCO-eigene Index der Finanzierungsbedingungen in den USA (ein firmeneigener Index, der eine Reihe von Informationen über die US-Wirtschaft zusammenfasst) in den letzten Monaten kaum verändert. Doch auch nach der aktualisierten Zinsprognose vom Dezember bleiben Unsicherheit und das Potenzial für Volatilität bestehen, da die Fed im Jahr 2022 einen etwas strafferen geldpolitischen Kurs einschlagen wird. Der Fed-Vorsitzende Powell merkte nach der Sitzung insbesondere an, dass die Fed eine mögliche Reihenfolge für den Abbau der Bilanz erörtert habe, was die Unsicherheit über den Pfad der geldpolitischen Straffung erhöht.
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Foto: Tiffany Wilding © PIMCO
Fed konzentriert sich auf Rückkehr zu neutralem geldpolitischen Kurs
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