Im Oktober forderten Marktschwankungen ihren Tribut. Andrea Iannelli, Investment Director bei Fidelity International, erläutert, warum sich erstklassige Unternehmensanleihen bislang von der Aktienmarktschwäche unbeeindruckt zeigen, Anleger bei ihnen künftig aber vorsichtig sein sollten.
„Investment-Grade-Unternehmensanleihen konnte die Schwäche an den Aktienmärkten im Oktober kaum etwas anhaben. Auf Beta-bereinigter Basis verbuchten sie eine überdurchschnittliche Wertentwicklung.
Ausgeprägten Schwächephasen an den Aktienmärkten ging in der Vergangenheit häufig eine Tendenz zu höheren Risikoaufschlägen voraus. Ob aber die in diesem Jahr bereits gesehene Spread-Weitung tatsächlich ein Vorbote für Schlimmeres ist, bleibt abzuwarten.
Für die nächste Zeit sollten sich Anleger neutral bis defensiv positionieren, da sich die Spreads noch stärker weiten könnten, wenn der Wachstumsmotor weltweit an Fahrt verliert und die Verschuldung der Unternehmen hoch bleibt.
Europa bleibt bevorzugter Markt
Unser bevorzugter Markt bleibt Europa. In der Region haben sich die Bewertungen von Unternehmensanleihen so weit gebessert, dass sie eine attraktive Alternative zu ihren USD-Pendants sind – und zwar sowohl auf währungsgesicherter Basis als auch im Vergleich zu den Renditen von Staatsanleihen.
Inzwischen ist das Ende der Anleihekäufe seitens der EZB größtenteils eingepreist. Ein günstiges Zinsumfeld in Verbindung mit stetigem Wachstum sollte daher die Kreditmärkte in Europa im kommenden Jahr stützen. Für den Unternehmensanleihemarkt als Ganzes sind wir zuversichtlich, aber das Pendel könnte durchaus in Richtung weiterer Spreads ausschlagen.
USA: Flut von BBB-Emissionen
In den USA verlief die Berichtssaison zwar überwiegend positiv, bestätigte aber das insgesamt nachlassende Umsatzwachstum. Wir erwarten, dass sich die Fundamentaldaten in den kommenden zwölf Monaten verschlechtern, da die Konjunktur in den USA an Dynamik verliert. Zudem droht Druck auf die Gewinnmargen durch steigende Löhne, einen stärkeren US-Dollar und zusätzliche Zölle.
In diesem Jahr konzentrierten sich viele Marktbeobachter auf die Flut von BBB-Emissionen sowie die Risiken für die Hochzins- und Investment-Grade-Märkte. Mit den Entwicklungen im Oktober traten aber auch die Risiken bei mit A gerateten Emittenten stärker zutage. GE wurde von S&P um zwei Stufen auf BBB+ herabgestuft und Anheuser-Busch InBev (derzeit A3) von Moody's mit negativem Ausblick auf dessen Beobachtungsliste gesetzt. Mit diesen Mega-Emittenten droht das ohnehin aufgeblähte BBB-Universum weiter anzuschwellen.
Bei einigen der angezählten Emittenten handelt es sich zwar um Global Player. Aber die jüngsten Ratingmaßnahmen erinnern uns daran, dass sich der US-Markt in einer späten Zyklusphase befindet, in der die Risiken hoch verschuldeter Firmen offenkundiger werden.
Asien: Schwächere Wirtschaftsdaten bremsen Handel an Kreditmärkten
Die schwächeren Wirtschaftsdaten und Aktienmärkte in China haben den Handel an den asiatischen Kreditmärkten gebremst, was die Sektoren Technologie und Immobilien besonders zu spüren bekamen. Bei Spreads jenseits von 150 Basispunkten und anhaltendem Schuldenabbau sind wir jedoch gegenüber dem asiatischen Investment-Grade-Segment positiv eingestellt.
In dieser Einschätzung bestärken uns auch technische Faktoren. Die Möglichkeit zusätzlicher geldpolitischer Stimulusmaßnahmen dürfte asiatische Unternehmensanleihen nach unten abstützen. Zugleich sehen wir Anzeichen für eine Stabilisierung der Nachfrage in der Region, zumal bei institutionellen Anlegern, die von etwas niedrigeren Absicherungskosten profitieren.“
http://www.fixed-income.org/
(Foto: Andrea Iannelli © Fidelity International)
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