Andrea Iannelli, Investmentdirektor für Anleihen bei Fidelity International, kommentiert den Sturz des spanischen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy und die Auswirkungen auf die Märkte:
Der spanische Premierminister Mariano Rajoy wurde heute in einem Misstrauensantrag vom Parlament gestürzt. Der Oppositionsführer, der Sozialist Pedro Sanchez, ist nun sein Nachfolger. Was heißt das für die Zukunft Spaniens?
Trotz der Veränderungen an der Spitze gibt es sehr wenig, was die neue spanische Regierung tatsächlich tun kann. Die Regierung hat eine sehr knappe Mehrheit im Parlament und stützt sich auf die Unterstützung von Parteien mit sehr unterschiedlichen politischen Zielen. Der Spielraum auf der fiskalischen Seite ist ebenfalls begrenzt, der Haushaltsplan 2018 wurde bereits zuvor von Rajoy ratifiziert. Auf kurze Sicht ist es schwierig zu prognostizieren, wie lange sich die neue Regierung halten wird. Vorgezogene Neuwahlen in den kommenden Monaten dürften wahrscheinlich sein.
Trotz der politischen Ungewissheit werden Investoren die politische Situation in Spanien anders beurteilen als in Italien - aus zwei Gründen:
Erstens gibt es in Spanien viel mehr Unterstützung für Europa im gesamten politischen Spektrum und in der Bevölkerung. Das sollte eine Wiederholung der Anti-Euro-Schlagzeilen verhindern, die italienische Wertpapiere im Mai belasteten.
Zweitens ist Spanien sowohl in wirtschaftlicher als auch in finanzieller Hinsicht stärker positioniert. Das Land hat Strukturreformen durchgeführt, profitiert von einem strukturell höheren Wachstum und hat eine niedrigere Schuldenquote als Italien.
Diese Faktoren sollten dazu führen, dass spanische Staatsanleihen in naher Zukunft gut unterstützt werden und ihre italienischen Pendants übertreffen.
Anleger sollten Spanien jedoch nicht als völlig immun gegen Volatilität und externe Faktoren betrachten und bei der Kapitalallokation vorsichtig vorgehen.
Wie wir in der letzten Maiwoche gesehen haben, können die spanischen Vermögenswerte stark von der breiteren Stimmung gegenüber den Peripherieländern beeinflusst werden. Sollte die Situation in Italien wieder eskalieren und die Renditen italienischer Staatsanleihen steigen, dürften spanische Staatsanleihen folgen. Die Korrelation zwischen den beiden Märkten dürfte in den kommenden Monaten erhöht bleiben.
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(Foto: Andrea Iannelli © Fidelity International)
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