,,Schwellenländeranleihen in Hartwährung sind im bisherigen Jahresverlauf die Anleiheklasse mit der besten Wertentwicklung. Das mag etwas seltsam klingen angesichts der erhöhten geopolitischen Risiken, vor allem der gewaltsamen Spannungen zwischen Russland und der Ukraine, und vor dem Hintergrund des schleppenden Wachstums in den Emerging Markets. Aber der Renditehunger der Investoren und die finanzielle Repression in den Industriestaaten haben die Emerging Markets wieder stärker in den Fokus rücken lassen. So hat sich gegen Ende des 1. Quartals 2014 der seit Mai des Vorjahres anhaltende Abflusstrend gedreht, und es fließen nun wieder Anlagegelder in US-Dollar denominierte Schwellenländerbonds.
Die gute Performance der in US-Dollar denominierten Schwellenländeranleihen wurde von den deutlich reduzierten Risikoaufschlägen gegenüber US-Staatsanleihen getrieben. Die Renditen von Lokalwährungsanleihen gehen in erster Linie auf Carry zurück, also auf den Zusatzertrag, der dank der unterschiedlich hohen Zinsniveaus erzielt werden kann. Auch wenn attraktive Carry-Renditen aktuell ein Hauptfaktor für die Rückkehr der Investoren in Emerging-Market-Bonds sind, muss man sich jedoch bewusst machen, dass Carry-Strategien äußerst volatil sind. Riskant wird es zum Beispiel, wenn das Wachstum in den Schwellenländern weiter schleppend verläuft und dann Zweifel an der Schuldentilgung aufkommen. Ein weiteres Risiko: Ein zu starkes Wachstum in Kernmärkten wie den USA könnte bei US-Treasuries zu steigenden Renditen und zu einem erneuten Abzug von Kapital aus den Emerging Markets führen.
Vorausschauende Investoren sollten aber auch die positive Bedeutung der wirtschaftlichen Belebung der Industriestaaten sehen. Denn von ihrer Stärke werden auch Schwellenländer im Laufe des Zyklus profitieren. Aus meiner Sicht besteht deshalb insgesamt kein Grund pessimistisch zu sein, obwohl die Bedingungen herausfordernd bleiben. Schließlich sind die Bewertungen von Schwellenländeranleihen im Vergleich zum Rest des Anleiheuniversums sehr überzeugend. So bieten selbst Hochzinsbonds in den Industriestaaten weniger Rendite, und das bei einem schlechteren Rating.
Für Emerging-Market-Bonds spricht auch, dass eine Menge an Herausforderungen und schlechten Nachrichten bereits in den aktuellen Kursen eingepreist ist. Schwellenländeranleihen sind in den vergangenen Jahren so stark abgestraft worden, dass nun wieder gute Gelegenheiten zu finden sind. Das Investitionsklima in den Schwellenländern hat sich zudem zuletzt trotz geopolitischer Risiken deutlich verbessert.
Die besten Gelegenheiten in den Schwellenländern finden sich derzeit bei einigen Turnaround-Kandidaten, wo die Zentralbanken - wie in Südafrika und Kolumbien - die Leitzinsen jüngst angehoben haben. Diese Leitzinserhöhungen sollten dabei helfen, wieder Kapital anzuziehen und Finanzierungslücken zu schließen. Investoren unterschätzen oftmals die Geschwindigkeit solcher Wendepunkte in der Geldpolitik. Vor allem dann, wenn auch die Politik in die richtige Richtung lenkt. In der Türkei zum Beispiel ist das Leistungsbilanzdefizit von 7 bis 8 Prozent im vergangenen Jahr auf 4 Prozent in diesem Jahr geschrumpft.
Die Märkte, die die Anleger derzeit am meisten beunruhigen, sind Venezuela, Argentinien, Russland und die Ukraine. Die unterstellte Wahrscheinlichkeit eines Ausfalls argentinischer Anleihen ist zuletzt am Markt zwar gesunken. Besorgt sind die Märkte aber weiterhin über Venezuela und vor allem mit Blick auf die Eskalation in der Ukraine und Russland. Die aktuellen Entwicklungen unterstreichen abermals die zentrale Bedeutung fundamentaler Researchkapazitäten, die die globalen Anleihemärkte umspannen. Nur aufgrund der Kontrastierung unseres Bottom-Up-Researchs mit den quantitativen Modellen haben wir beispielsweise schon zu Jahresbeginn unsere Russlandpositionen untergewichtet."
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