Diesen Donnerstag trifft sich die Europäische Zentralbank (EZB) zu ihrer monatlichen Sitzung. Im Zentrum wird eine Frage stehen: Wie soll die EZB auf die sich anbahnenden Deflationsgefahren reagieren? Diese Frage ist nicht nur für die Finanzmärkte in Euroland von Bedeutung, sondern auch für die Entwicklung des Schweizer Frankens gegenüber dem US-Dollar entscheidend, denn die EZB bestimmt zu einem großen Teil den Außenwert des Frankens.
Die Deflationsdiskußionen zwingen die EZB ihre Geldpolitik in den nächsten Quartalen weiter zu lockern. Ganz im Gegensatz zur US-Zentralbank Fed, welche dabei ist ihre Anleihenankäufe zu reduzieren. Wir gehen davon aus, daß die expansivere Geldpolitik in Euroland zu einer signifikanten Schwächung des EUR-USD Wechselkurses führt – von 1.38 heute auf 1.30 zu Beginn des nächsten Jahres. Der Euro seinerseits kann gegenüber dem Franken kaum mehr abwerten, da er mit einem Wechselkurs von 1.22 bereits heute nahe an der von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) bestimmten Untergrenze von 1.20 liegt. Diese Konstellation dürfte zu einer namhaften Abwertung gegenüber dem US-Dollar führen.
Der EUR-USD Wechselkurs wird nicht nur durch die Geldpolitik der EZB beeinflußt, sondern kann umgekehrt auch als Auslöser für eine Intervention dienen. EZB-Chef Mario Draghi hat bei verschiedenen Gelegenheiten betont, daß ein Anstieg des Euro deflationäre Risiken birgt. Wertet sich der Euro weiter auf, kann die EZB dazu übergehen ihre Währung aktiv zu schwächen. Eine naheliegende Marke für eine Intervention wäre 1.40. Das wahrscheinlichste Instrument hierfür stellt ein negativer Zinßatz auf Einlagen bei der EZB dar - der heutige Zins beträgt 0%. Resultieren dürfte daraus ein Abfluß von kurzfristigen Anlagen in andere Währungsräume.
Für den Franken hätte das zwei wichtige Auswirkungen. Zum einen besteht die Gefahr, daß Devisen aus dem Euro-Raum nicht alleine in den Dollar-Raum abfließen, sondern auch ihren Weg in den Schweizer Franken finden, was mit einer Aufwertung des Frankens verbunden wäre. Das würde im Gegenzug eine erneute Intervention der SNB fordern, damit die Untergrenze von 1.20 hält. Um eine Abwehrschlacht um die EUR-CHF Untergrenze zu verhindern, dürfte die SNB in einem solchen Fall mit der EZB mitziehen und die Schweizer Zinsen am kurzen Ende ebenfalls in den negativen Bereich senken. Zum andern schafft die EZB mit ihrer Geldpolitik indirekt auch eine Untergrenze des Frankens gegen den US-Dollar. Geht man davon aus, daß die EZB bei einem EUR-USD von 1.40 reagiert und der EUR-CHF im schlimmsten Fall auf 1.20 fällt, so resultiert daraus eine Untergrenze USD-CHF von 0.86 – nahe am aktuellen Kurs von 0.88. Für den Wechselkurs zwischen Schweizer Franken und US-Dollar bedeutet dies: wenig Aufwärtspotenzial – dafür umso mehr Abwärtspotenzial.
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Finanzmarktkolumne der Bank J. Safra Sarasin: EZB steuert den Schweizer Franken
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