Die US-Notenbank Fed dürfte sich nach dem Ausbleiben von Marktstörungen seit ihrer jüngsten Zinserhöhung sowie von den in Aussicht gestellten Konjunkturmaßnahmen des künftigen US-Präsidenten ermutigt fühlen. Die Inflation bewegt sich langsam auf ihren Zielwert zu und die Fed wird bei weiterer Annäherung vermutlich handeln. Wir erwarten deshalb für 2017 zwei oder drei Zinsschritte. Die Entwicklung von Anleihen mit längeren Laufzeiten wird schwieriger vorherzusagen sein, da die Zinsbewegung nach oben in den vergangenen Monaten bereits kräftig war. Wir gehen davon aus, dass 10-jährige US-Staatsanleihen das Jahr bei 2,75 bis 3 Prozent beenden werden, aber sie könnten zwischenzeitlich durchaus darüber hinausschießen. Diese Prognose schließt jedoch keine Marktüberraschungen ein. Zudem gilt es zu berücksichtigen, dass die Zinswaffe der Fed bereits neu geladen ist und sich als kraftvolles Instrument erweisen könnte, Risiken aus dem Markt zu nehmen, wenn Überraschungen jeglicher Art das Wachstum oder die Stabilität in den USA gefährden sollten.
In Großbritannien haben wir als einzig wirklich bedeutendes Ereignis den Schock über das Brexit-Referendum, wobei sich die grundlegenden Folgen für die Realwirtschaft erst noch zeigen werden. Diese vorherzusagen ist schwierig, aber wir gehen zunächst einmal davon aus, dass sie mit Sicherheit negativ sind. Wir sind uns lediglich unsicher, wie negativ oder über welchen Zeitraum sie sich erstrecken. Wir haben zudem die nach Abwertung des Britischen Pfunds importierte Inflation im Blick, die das Land 2017 treffen wird. Die Entwicklung der Renditen für britische Staatsanleihen in diesem Umfeld vorherzusagen ist eine Herausforderung. Insgesamt erwarten wir jedoch zum Ende des Jahres höhere Anleihe-Renditen und einen Markt, der Probleme damit haben wird, positive Renditen zu erzielen. Unser Anlagekomitee geht davon aus, dass die britische Zentralbank die Zinsen das ganze Jahr über nicht antasten wird, räumt aber ein, dass Gouverneur Mark Carney jederzeit so oder auch anders vorgehen könnte.
In der Eurozone hat EZB-Präsident Mario Draghi bereits ein „Tapering“ angekündigt, auch wenn er sich weigert, es so zu nennen. Von April bis Dezember wird die EZB 60 Mrd. EUR pro Monat ankaufen, statt 80 Mrd. EUR pro Monat, wie es das gegenwärtige Programm noch vorsieht. Wir glauben, dass dies notwendig ist, da sich allmählich unerwünschte Folgen auf den Märkten einstellen. Während wir davon ausgehen, dass die Zinsen 2017 unverändert bleiben, glauben wir, dass Draghi im September 2017 den nächsten Schritt zum Rückzug aus dem Anleihekaufprogramm ankündigen muss. Und während dies Staatsanleihen stützen wird, müssen wir ebenso die zahlreichen politischen Ereignisse in Europa im kommenden Jahr zur Kenntnis nehmen. Dies veranlasst uns zu mehr Vorsicht im Hinblick auf Europa. Die politischen Ereignisse könnten sich zwar wie beim gescheiterten Verfassungsreferendum des ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Matteo Renzi ohne Kurseinbruch vollziehen. Bei diesen ultraniedrigen Renditen ist es das Risiko in unseren Augen jedoch nicht wert.
Auf der anderen Seite des Risikospektrums haben wir zum Glück die Unternehmensanleihen. Unter Donald Trump als Präsidenten wird sich der US-Konjunkturzyklus unseres Erachtens um mindestens ein oder zwei Jahre verlängern Dies sorgt bei uns für größeres Vertrauen in US-Anleihen. In diesem Markt rechnen wir 2017 mit sicheren Renditen, die für USD-Hochzins-Anleihen bei etwa 6 Prozent liegen dürften. Beim Britischen Pfund, das wir gegenüber dem Euro bevorzugen, haben wir bereits einen „Brexit-Puffer“ eingepreist und sind so zumindest in dieser Beziehung gegen politische Ereignisse in Europa im Jahr 2017 abgesichert. Wir gehen davon aus, dass Investment-Grade-Anleihen ihre erwarteten Renditen annähernd erreichen dürften, da ein Anstieg bei den Renditen für britische Staatsanleihen durch eine leichte Verringerung der Spreads kompensiert wird. Bei GBP-Hochzins-Anleihen liegt die Ausgangsrendite von 5,22 Prozent nahezu 200 Basispunkte über dem Euro-Index, was unserer Ansicht nach das Brexit-Risiko gegenüber dem politischen Risiko in Europa mehr als ausgleicht. Insgesamt erwarten wir, dass Hochzins-Anleihen 2017 mehr oder weniger ihre erwarteten Renditen erreichen werden. In Bezug auf Asset Backed Securities (ABS), die von stabilen Fundamentaldaten und einer nicht vorhandenen Duration getragen sind, erwarten wir ein ähnliches Jahr wie 2016. Investment-Grade-Anleihen, die wir im Monument Bond Fund halten (wir verwenden dieses Beispiel, um uns von dem weitestgehend mit AAA bewerteten Index zu entfernen) sollten eine Rendite von etwa 3 Prozent erbringen, während wir für Hochzins-ABS ansehnliche 6 Prozent prognostizieren.
Kommen wir schließlich zu den von uns am meisten favorisierten Sub-Sektoren. Zwei sind hervorzuheben, beide jedoch mit einem Risiko höherer Volatilität behaftet. Damit eignen sie sich unseres Erachtens für Mischportfolios. Der Banken-Sub-Sektor der Additional Tier-1-Anleihen sollte von günstigeren Gesetzesvorschriften und mehr Transparenz profitieren, wie auch von allgemein besseren Fundamentaldaten aus Anleihen-Perspektive. Ein sorgfältig zusammengestelltes Portfolio von AT1-Anleihen dürfte 2017 eine Rendite von etwa 7 bis 8 Prozent erbringen. Unsere zweite Top-Auswahl sind europäische CLOs. Auf diese Weise kann man sich Zugang zum europäischen besicherten Hochzins-Kreditsektor verschaffen. Diese Papiere haben eine variable Verzinsung und sind generell besser besichert als Hochzins-Anleihen. CLO-Tranchen mit BB-Rating beispielsweise haben gegenwärtig eine Rendite von Libor plus 650 Basispunkte, was selbst ohne Kursgewinne in Anbetracht des Risikos als sehr gute Rendite betrachtet werden kann.
Einmal mehr möchte ich den Nutzen eines aktiven Managements betonen, auch wenn sich die Märkte 2016 nicht so stark oder in der Weise entwickelten, wie es die Anleger erwartet haben. Gewöhnlich ist das nicht der Fall und es ist ratsam sowie eine nützliche Informationsquelle, nach jedem Ereignis aus dem Verhalten der Märkte zu lernen. 2017 hat das Potenzial, mit mindestens so vielen Überraschungen wie 2016 aufzuwarten – wenn nicht sogar mit mehr. Wenn solche Überraschungen eintreten, werden sich Möglichkeiten eröffnen. Daher sollten Anleger momentan nicht allzu viel Risiko eingehen. Es gilt wachsam zu sein und Chancen zu nutzen, wenn sie sich bieten.
Wichtiger rechtlicher Hinweis: Es handelt sich hierbei um die persönliche Meinung des Autors, die nicht zwangsläufig die Meinung von Vontobel Asset Management wiedergibt.
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