Die Anleihenmärkte spekulieren weiterhin über Umfang und Zeitpunkt möglicher Zinssenkungen der großen Zentralbanken und beendeten den Monat Mai überwiegend mit Kursgewinnen.
Markt- und Inflationsdaten aus den USA zeigen eine Abkühlung an, liegen jedoch immer noch über dem Trend. Gesamt- und Kerninflation (ohne Lebensmittel- und Energiepreise) gingen auf 3,4 bzw. 3,6% zurück. Auch in Großbritannien gingen Gesamt- und Kerninflation auf 2,3 bzw. 3,9% zurück, in der Eurozone stiegen beide Werte aufgrund höherer Löhne geringfügig auf 2,6 bzw. 2,9%. Steigende Indikatoren im Euroraum weckten Befürchtungen, die Europäische Zentralbank (EZB) könnte von ihrem Kurs abrücken und auf eine Zinssenkung im Juni verzichten. Am 6. Juni hat die EZB jedoch wie erwartet eine Zinssenkung für ihre Einlagefazilität um 25 Basispunkte (BP) von 4,0 auf 3,75% angekündigt.
Sowohl die US-Notenbank (Fed) als auch die Bank of England hielten ihre Zinssätze im Mai stabil bei 5,5 bzw. 5,25% und begründeten diesen Schritt mit der hartnäckigen Inflation, äußerten sich jedoch zuversichtlich, dass die Teuerungsrate die Zielwerte erreichen könne.
Staatsanleihen
Staatsanleihen aus Industrieländern entwickelten sich im Mai uneinheitlich: Die Renditen auf US-Treasuries mit zwei- bzw. zehnjähriger Laufzeit fielen um 16 bzw. 18 Basispunkte, die Renditen auf äquivalente britische Gilts um 10 bzw. 3 Basispunkte. Die Renditen auf zwei- bzw. zehnjährige deutsche Bundeanleihen stiegen dagegen um 6 bzw. 8 Basispunkte.
Unternehmensanleihen
An den Unternehmensanleihenmärkten gingen die Risikoaufschläge für Investment-Grade-Anleihen dank positiver Unternehmensprognosen um 2 BP in den USA, um 4 BP im Euroraum und um 7 BP in Großbritannien zurück.
Weil sich viele Anlegerinnen und Anleger attraktive Renditen sichern wollten, bevor die Zentralbanken die Zinsen senken, war der Jahresbeginn 2024 an den Unternehmensanleihenmärkten einer der besten. Dank hoher Nachfrage wurde das überdurchschnittlich hohe Neuemissionsvolumen zu Beginn des Jahres vom Markt gut absorbiert, für den Rest des Jahres rechnen wir zudem mit einer Normalisierung der Emissionsvolumen. Die Nachfrage dürfte dagegen dank attraktiver Renditen und weiterer Zinssenkungen hoch bleiben, was bei schwächeren Neuemissionen zu sinkenden Spreads führen könnte.
Die Ergebnisse der letzten Gewinnsaison lassen im zweiten Halbjahr eine positive Entwicklung erwarten. Zwar sind die Gewinne europäischer Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen, dennoch konnten die meisten Investment-Grade-Emittenten die Prognosen übertreffen; zudem deuten Trends darauf hin, dass die Talsohle erreicht sein könnte. Branchenübergreifend bekräftigen Unternehmen ihre positiven Prognosen für den Rest des Jahres, wir erwarten einen soliden Aufschwung in Sektoren wie Immobilien, Grundstoffen und Technologie.
Schwellenländeranleihen
Anleihen aus Schwellenländern profitieren von der Konjunkturabkühlung in den USA und der Erholung zehnjähriger Treasury-Renditen und warfen im Mai eine Rendite von 1,8% ab, wobei Investment-Grade-Anleihen (+2,1%) das High-Yield-Segment (+1,5%) abhängen konnten. Staatsanleihen aus Ländern wie Argentinien und Ecuador konnten sich deutlich erholen, weshalb Hochzinsanleihen aus Schwellenländern inzwischen teuer bewertet sind. Die Risikoaufschläge auf Investment-Grade- und High-Yield-Anleihen aus Schwellenländern sind im Mai um 4 bzw. 1 Basispunkt zurückgegangen.
Ausblick
Die Märkte achten weiterhin auf Konjunkturdaten und mögliche Zinssenkungen. Wir befinden uns noch immer in dem Szenario einer sanften Landung, zumal die US-Wirtschaft weiterhin wächst. Dagegen hat das schwache Wachstum in Europa die EZB zu einer Zinssenkung und damit einer Abkehr vom Kurs der Fed bewogen, was auf eine möglicherweise komplexe und ungleichmäßige Erholung hindeutet.
An den Unternehmensmärkten ist eine Trendwende im Gange, europäische Investment-Grade-Anleihen werfen inzwischen höhere Renditen ab als äquivalente US-Anleihen. Wegen der schwachen Risikoaufschläge in den USA sehen wir weiterhin mehr Potenzial in Europa. Wir haben europäische Anleihen übergewichtet und investieren vor allem in gut kapitalisierte Unternehmen mit soliden Bilanzen. Am Markt für High-Yield-Unternehmensanleihen überwiegen dank des günstigen wirtschaftlichen Umfelds die „Rising Stars“ gegenüber den „Fallen Angels“.
Für Schwellenländeranleihen sind wir aufgrund robuster Fundamentaldaten und attraktiver Renditen optimistisch. Allerdings sind die Bewertungen insgesamt angespannt, zudem bestehen Risiken durch die US-Geldpolitik.
Effektivzinsen auf diesem Niveau waren in der Vergangenheit Vorboten für hohe Renditen in den anschließenden sechs bis zwölf Monaten.
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Foto: Kelly Gemmell © Vanguard
Fixed Income Update Vanguard: Kursrally im Mai - Staatsanleihen aus Industrieländern entwickelten sich uneinheitlich
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