Bundesanleihen „sicherer Hafen“: Zehnjährige Bundesanleihen erwiesen sich während der jüngsten Turbulenzen an den Anleihemärkten wiederum als „sicherer Hafen“. Zahlreiche Anleger ersetzten die Staatsanleihen schwacher Euro-Länder in ihren Portfolios durch Bundesanleihen. In der ersten Maiwoche sank die Rendite von Bundesanleihen daher auf 2,7 %, ihren tiefsten Stand seit weit über einem Jahrzehnt.
Seitdem ist die Rendite allerdings wieder auf knapp 3 % gestiegen. Solange sich die Liquiditätssituation verbessert und die Risikobereitschaft weiter steigt, dürfte die Rendite sich wieder im üblichen Bereich von 3-3,5 % einpendeln.
ING IM rechnet allerdings nicht mit einem stärkeren Anstieg, da die EZB ihre Rolle als Liquiditätsbeschaffer ausgebaut hat und die Leitzinsen vorerst nicht anheben wird. Das Wirtschaftswachstum in der Eurozone wird insgesamt moderat bleiben. Auch der deflationäre Druck hält an. Das liegt vor allem an den nach wie vor hohen Überkapazitäten in der Industrie (Produktionslücke) und am Arbeitsmarkt. Die einschneidenden Sparmaßnahmen, die einige Regierungen umsetzen müssen (u. a. eine Kürzung der öffentlichen Löhne und Gehälter), werden die Teuerung eher senken.
Schwellenländeranleihen attraktiver
Vom deutlichen Anstieg der Risikoscheu Anfang Mai blieb keine der risikoreicheren Anlageformen verschont. So stiegen auch die Risikozuschläge auf Emerging-Markets-Anleihen markant an. Nach Meinung vieler Anleger sind diese Anleihen mit einem hohen Risiko verbunden, obwohl die staatlichen Finanzen der meisten Schwellenländer in weitaus besserer Verfassung sind als im Westen. Der Marktfokus auf die Solvenz staatlicher Kreditnehmer unterstreicht nach dem Dafürhalten von ING IM die Stärke der Schwellenländer im Gegensatz zu den Industriestaaten. Gerade im Zuge der jüngsten Kursrutsche sind Schwellenländeranleihen – relativ gesehen – noch attraktiver geworden.
ING IM bleibt bei der Präferenz für Lokalwährungsanleihen aus Schwellenländern. Dafür spricht vor allem der Währungsaspekt. Schwellenländerwährungen unterliegen u. a. wegen ihrer Unterbewertung nach Kaufkraftparität einem strukturellen Aufwertungstrend gegenüber dem Euro und dem US-Dollar.
Diese fundamentalen Trends begünstigen die Schwellenländer, die allgemein dank höherer Produktivitätszuwächse und vorteilhafter demografischer Trends ein stärkeres Wirtschaftswachstum verzeichnen. Die meisten Staaten verfügen zudem über geordnete Haushalte. Viele Schwellenländer weisen Handelsbilanzüberschüsse auf, ihre Zentralbanken agieren im Rahmen von Inflationszielen und operieren zum Teil mit freien Wechselkursen. All dies spricht laut ING IM dafür, dass Schwellenländerwährungen ihren Aufwärtstrend im kommenden Jahrzehnt fortsetzen werden. Insofern dürften die Emerging Markets über die nächsten fünf Jahre als Wachstumsmotor der Weltwirtschaft fungieren.
Fokus auf Solvenz / Emerging Markets als Wachstumsmotor der Weltwirtschaft
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