Vor dem Hintergrund der wieder aufkeimenden Schuldenkrise in Europa rechnet GLG-Gründer Pierre Lagrange früher oder später mit erneuten Staatsanleihekäufen der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Krise der Eurozone und mögliche Lösungsansätze haen auch beim Gipfeltreffen der G8-Staaten am Wochenende im amerikanischen Camp David eine Rolle gespielt. EZB-Präsident Mario Draghi hatte Ende 2011 über längerfristige Refinanzierungsgeschäfte (Long-Term Refinancing Operation, LTRO) die Märkte mit Geld geflutet und damit die Liquidität der Banken gesichert. Dies hatte deutlich positive Effekte auf Konsum, Investitionen und die Wirtschaft insgesamt – doch zuletzt schien die Wirkung deutlich nachzulassen. „Die LTROs waren ohne Zweifel der rettende Anker, den die schwächelnden Banken kurzfristig gebraucht haben, um wieder auf die Beine zu kommen“, so Pierre Lagrange, Mitgründer der Man-Einheit GLG Partners. „Wir sind aber davon überzeugt, dass nachhaltigere Maßnahmen wie der Kauf von Staatsanleihen seitens der EZB nötig sein werden, um das Wirtschaftswachstum dauerhaft zu stabilisieren.“
Wirkung der LTROs schneller als gedacht verflogen
Der Kauf von Staatsanleihen durch die Europäische Zentralbank war und ist hoch umstritten. Kritiker argumentieren vor allem, dass damit das restriktive Mandat der Notenbank überschritten wird. Doch Lagrange hat Zweifel, dass die bisherige Liquiditätsflut der EZB auf Dauer ausreichen wird. „Es wird immer klarer, dass der Großteil der Gelder aus den LTROs schneller als die Märkte dachten ausgegeben oder verplant worden ist – und dass wir bald die nächste Maßnahme brauchen, um einen übermäßigen Zinsanstieg in den Peripherieländern zu verhindern“, urteilt der GLG-Experte. Er hofft, dass die EZB deshalb möglichst schnell wieder ihre Anleihekäufe aufnimmt: „Die Märkte müssen begreifen, dass die Zentralbanken entschlossen sind, unkontrollierte Zinsanstiege zu verhindern.“
Strukturelle Maßnahmen unumgänglich
Die Therapie der längerfristigen Refinanzierung lindert aus Sicht von GLG zwar die Symptome, nicht jedoch die Krankheit selbst. Hierzu seien zusätzlich strukturelle Schritte nötig, um die Stabilität der Banken auf Dauer zu sichern. „Abgesehen von Unicredit, deren Bezugsrechtsemission schon vorher beschlossen worden war, und Sabadell, ist im ersten Quartal 2012 nur wenig Eigenkapital beschafft worden“, erklärt Lagrange. „Dies unterscheidet sich von der Entwicklung in den USA im März 2009, als die vom Federal Reserve ausgelöste Rally im großen Stil für Aktienemissionen genutzt wurde.“ Betrachte man die nationale Ebene, zeige sich bei vielen europäischen Staaten, dass ein Höchstmaß an Entschlossenheit nötig sei, um die Märkte von den geplanten Reformen zu überzeugen.
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GLG Views - Die EZB wird um Staatsanleihe-Käufe nicht umhin kommen
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