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„In zahlreichen europäischen Ländern werden ehemalige Kohlekraftwerke zur CO2-Reduzierung auf Holzpellets umgestellt“, Peter Leibold, Geschäftsführer, German Pellets

Die German Pellets GmbH hat vor rund einem Jahr eine Unternehmensanleihe im Volumen von 80 Mio. Euro im Mittelstandssegment Bondm emittiert. Inzwischen hat German Pellets mehrere Akquisitionen realisiert und errichtet ein Pelletwerk in den USA. Im Gespräch mit dem BOND MAGAZINE erläutert Geschäftsführer Peter Leibold die Strategie des Unternehmens.

BOND MAGAZINE: Sie haben vor rund einem Jahr eine „Mittelstandsanleihe“ emittiert. Welche Erfahrungen haben Sie am Kapitalmarkt gemacht?
Leibold:
Der Gang an den Kapitalmarkt hat unseren Bekanntheitsgrad weiter gesteigert. Dadurch sind letztlich auch Holzpellets als alternativer Energieträger bekannter geworden. Oder haben Sie sich vorher schon einmal mit dem Thema Heizen mit Holzpellets und der Energiewende auf dem Wärmemarkt befasst? Ich denke, und das war auch eine ganz wichtige Entwicklung, dass wir uns inzwischen auch ganz klar von anderen Emittenten und Mitbewerbern aus der Energiebranche abheben.

BOND MAGAZINE: Wie entwickelt sich die Nachfrage nach Holzpellets?
Leibold:
Der europäische Pelletmarkt wächst länderspezifisch jährlich um etwa 15%. Insbesondere die Märkte in Italien, Österreich und Großbritannien legen derzeit kräftig zu. In Großbritannien beruht das Wachstum vor allem auf einer großen Nachfrage von Stromkonzernen, die ihre Kraftwerke auf Holzpellets umstellen, um in großen Mengen Kohle zu substituieren. In Österreich und Italien, beide von je her Holzpellet-Länder, ist die Nachfrage nach Pelletfeuerungen aufgrund eines deutlich höheren Preisniveaus für Öl und Gas im Vergleich zu Deutschland besonders hoch. Aber auch der Absatz in Deutschland steigt. Jedes Jahr kommen etwa 30.000 bis 35.000 Heizungen und Öfen hinzu. German Pellets wächst auch in den Märkten in Belgien und Dänemark.

BOND MAGAZINE: Aber dennoch gibt es in Deutschland ein Überangebot …
Leibold:
Die Nachfrage auf dem deutschen und dem europäischen Markt steigt weiter an. Deutschland kann seinen Inlandsbedarf komplett alleine decken und hat sich darüber hinaus als größter Pelletproduzent Europas zu einem wichtigen Exportland für Holzpellets entwickelt. Wir liefern nach Dänemark, Schweden, Italien, Österreich, Benelux und Großbritannien. Die hohe Exportquote bietet in Zukunft Möglichkeiten im Inlandsgeschäft.

BOND MAGAZINE: Sie haben eine Tochtergesellschaft in Italien gegründet. Welche Bedeutung hat der Markt für Sie, und wie sind Wettbewerbssituation und Margen in Italien?
Leibold:
Italien ist von je her ein wichtiger Absatzmarkt für uns. Die italienischen Pelletproduzenten decken den Inlandsbedarf bei Weitem nicht ab. Rund zwei Drittel wird importiert. In Italien sind Pelletöfen besonders beliebt, die Akzeptanz ist sehr hoch. Es gibt rund 1,7 Millionen solcher Öfen im Bestand, und jedes Jahr kommen über 150.000 dazu. Dieses Geschäft ist in Italien völlig subventionsfrei.
Die Produktion von erneuerbarem Strom wird von der italienischen Regierung gefördert. Für grünen Strom aus Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen zum Beispiel zahlt die Regierung Einspeisevergütungen bis zu 28 Cent je Kilowattstunde, in Deutschland sind es zwischen 10 und 16 Cent. Unsere Tochtergesellschaft in Italien wird solche Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen in Norditalien bauen und betreiben – dezentral, in sogenannten Kleinkraftwerken. Der Strom wird ins Netz eingespeist, die Wärme verkaufen wir an regionale Abnehmer, wie bei einer Dorfheizung. Neben der Einspeisevergütung und dem Erlös aus dem Verkauf der Wärme sichern wir uns so in Italien einen weiteren Pelletabsatz.

BOND MAGAZINE: Mit der Übernahme der EPC in Torgau sind Sie in die Stromproduktion aus Holz als Biomasse eingestiegen. Soll dieser Bereich ausgebaut werden?
Leibold:
Wir produzieren in Deutschland gegenwärtig an vier Werksstandorten grünen Strom aus Holz. Die Wärme nutzen wir in der Produktion für die Trocknung der Holzspäne. Mit unserem Engagement in Italien bauen wir das Segment grüner Strom ja bereits weiter aus. Solchen regionalen Kraftwerken gehört die Zukunft, und das wird sich auch in Deutschland mehr und mehr durchsetzen, weil die dezentrale Energieversorgung weiter an Bedeutung gewinnt. Wir werden dieses Konzept dort, wo Wärme aus der Stromproduktion sinnvoll genutzt werden kann, weiter verfolgen.

BOND MAGAZINE:
Wie entwickelt sich der Markt für Tiereinstreu und wie sind die Margen im Vergleich zu Pellets?
Leibold:
Die Nachfrage nach Tierhygieneprodukten der Marke German Horse Pellets entwickelt sich gut. Der Ausbau unserer Produktionskapazitäten macht sich somit bezahlt. Witterungen mit extremen Niederschlagsereignissen, Fruchtfolgen mit weniger Getreide und die zunehmende Ganzpflanzensilage und Biogasproduktion verknappen das Strohangebot. Mit unserer holzbasierten Tiereinstreu bieten wir Tierhaltern hier Alternativen.

BOND MAGAZINE: Sie errichten zurzeit ein Pelletwerk in den USA. Dort ist Holz deutlich günstiger als in Mitteleuropa. Wo sollen die in den USA produzierten Pellets vertrieben werden?
Leibold:
Die in unserem US-Werk ab 2013 produzierten Holzpellets sind ausschließlich für den europäischen Kraftwerksmarkt bestimmt und mit langfristigen Verträgen verkauft. In zahlreichen europäischen Ländern werden ehemalige Kohlekraftwerke zur CO2-Reduzierung auf Holzpellets umgestellt. Eine Verbrennung von Holzpellets anstelle von Steinkohle ist ohne großen technischen Aufwand möglich. Der europäische Pelletverband rechnet damit, dass sich der Pelletbedarf in Europa bis 2015 auf über 20 Mio. Tonnen pro Jahr annähernd verdoppelt.

BOND MAGAZINE: In den vergangenen Monaten haben Sie mehrere Übernahmen realisiert. Welche Synergien sehen Sie dabei?
Leibold:
Mit der Übernahme von FireStixx und Hot’ts, zwei bekannten Holzpelletmarken, haben wir weitere Marktanteile generiert. Unser Händler- und Produktionsnetz ist dadurch auch im benachbarten Ausland noch engmaschiger geworden, sodass wir in der Lage sind, Kunden in ganz Mitteleuropa kostengünstig zu bedienen. Durch die Nähe des Handels zu unseren Werken reduzieren wir Transportkosten, und gleichzeitig steigt der Absatz.

BOND MAGAZINE: Und mit welchen Maßnahmen möchten Sie Margen erhöhen?
Leibold:
Durch den Rohstoffbezug in den USA, den Einsatz von Holzpellets in der Stromproduktion und durch die Steigerung unseres Marktanteils.

BOND MAGAZINE: Sie haben kürzlich einen Liefervertrag mit dem Fernheizwerk in Berlin-Neukölln geschlossen. Planen Sie einen weiteren Ausbau des Geschäfts mit Energieversorgern?
Leibold:
Ja, natürlich. Wir beliefern zahlreiche Energiedienstleister mit Holzpellets, etwa Contractoren. Wir kooperieren beispielsweise auch mit den Stadtwerken Wunsiedel in Bayern. Wir beliefern zahlreiche große Pelletanlagen von Klinikkonzernen, Schulen und Ministerien, der Wohnungswirtschaft sowie Industrie- und Gewerbebetrieben, die große Mengen Raum- und Prozesswärme benötigen und diese aus Holzpellets gewinnen. Abgesehen davon, dass unser Produkt nachhaltig und erneuerbar ist, haben unsere Kunden eine Kosteneinsparung von 45 bis 55% im Vergleich zu Heizöl.

BOND MAGAZINE: Ihre Gesamtkapitalrendite ist etwa auf dem Niveau Ihres Anleihekupons. Wie sind die Margen im Geschäft mit Großkunden?
Leibold:
Durch das Werk in den USA wird die Marge steigen.

Das Interview führte Robert Cleve.

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Veranstaltungshinweis:
Unternehmer-Workshop „Unternehmensanleihen - Finanzierungsalternative für den Mittelstand“
in München und Frankfurt
www.bond-conference.com
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Soeben erscheinen:
BOND YEARBOOK 2011/12 – das Nachschlagewerk für Anleiheinvestoren und Emittenten
94 Seiten, 29 Euro
http://www.fixed-income.org/fileadmin/2011-11/Flyer_BondBook.pdf
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