Die Marktteilnehmer haben in letzter Zeit eine wilde Zeit durchlebt. Seit Trumps „Tag der Befreiung“ war die Volatilität an den Aktien- und Anleihemärkten groß. „Der Verzicht auf zusätzliche Zölle für Kanada und Mexiko hat uns zwar überrascht, aber werteten wir positiv. Als die Zölle auf Pharmazeutika und Halbleiter anfangs ausblieben, hat uns das skeptisch gestimmt und wir vermuteten, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt eingeführt werden würden. Damit haben wir Recht behalten“, so Portfoliomanager Tom Lemaigre von Janus Henderson Investors. Seitdem prüft die Trump-Regierung, wie sie Zölle auf bestimmt Branchen und Produkte erheben kann, darunter diese beiden Sektoren.
Südostasien unter Druck – Risiken bei den globalen Lieferketten
Laut Lemaigre besteht bei Branchen bzw. Unternehmen Handlungsbedarf, deren Lieferketten größtenteils in Südostasien liegen. Auch Sportbekleidungshersteller, die einen großen Teil ihrer Produktion in Ländern wie Vietnam, Kambodscha und Thailand haben, haben die hohen Zölle zu spüren bekommen. Zwar gibt es eine 90-tägige Pause, doch es ist ungewiss, wie die Verhandlungen verlaufen bzw. enden“, so der Portfoliomanager.
Zusätzliche Unsicherheit resultiere aus der von der Trump-Regierung angestrebten Abkopplung von China. „Aus diesem Grund müssen wir unser China-Exposure in den verschiedenen Investmentstrategien sehr genau überprüfen“, betont der Experte. Fest stehe, dass dieses „Zoll-Pingpong“ und die Unsicherheit anhalten werde. „Dies dürfte das Wirtschaftswachstum verlangsamen, da Unternehmen und Führungskräfte ihre Investitionspläne überdenken“, vermutet Lemaigre.
Druck erzeugt Wandel
Märkte mögen keine Unsicherheit. Dennoch bleibt Lemaigre positiv gegenüber europäischen Aktien. Sein Grund: Die Ausgangslage sei sowohl im Vergleich zu anderen Märkten als auch absolut gesehen sehr attraktiv. „Darüber hinaus glauben wir, dass angesichts des externen Drucks, dem Europa sowohl aus dem Osten als auch aus dem Westen ausgesetzt ist, ein Politikwechsel und Bereitschaft zum Wandel und zur Deregulierung auf uns zukommt, sei es im Bankensektor oder im Automobilsektor, wo wir bereits eine Lockerung der CO2-Vorschriften gesehen haben“, erklärt der Experte. Und ein möglicher Friedensschluss in der Ukraine könnte auch Auswirkungen auf den Kontinent und damit auf die dort gehandelten Aktien haben. „Daher bleiben wir trotz der durch die Zölle ausgelösten Marktunsicherheit optimistisch für europäische Aktien. Die Situation ändert sich jedoch täglich, und wir müssen aufmerksam bleiben“, so Lemaigre abschließend.
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