An den Finanzmärkten war es in den vergangenen beiden Wochen ungewöhnlich ruhig. Das Handelsvolumen ist überwiegend stärker als die Kurzfristzinsen gefallen und trotz wenig konkreter Maßnahmen vonseiten der Politiker sind die Euro-Sorgen abgeklungen. Gleichzeitig scheint die globale Wirtschaftstätigkeit etwas ins Stocken geraten zu sein. Doch zumindest lässt ihr Tempo nicht weiter nach; entsprechend erhoffen sich die Märkte bereits eine leichte Erholung zur zweiten Jahreshälfte.
Die gegenwärtige Flaute bei Konjunktur und Markt wird zwar nicht von Dauer sein, aber wie es weitergeht, ist völlig ungewiss. Wir sind vorsichtig optimistisch, dass es bald wieder aufwärts gehen wird. Andererseits bedarf es meist nur weniger Stolpersteine, um im ereignisreichen Monat September erneute Negativimpulse anzustoßen. Doch eine Abwärtsbewegung könnte nur dann von Dauer sein, wenn sich die Makrodaten abschwächen und das Gerangel auf politischer Ebene zunimmt. Nach unserer Einschätzung deutet die Risikobilanz für das dritte Quartal jedoch auf eine Aufwärtsentwicklung hin: So befindet sich die Endnachfrage außerhalb Europas (soll heißen: in den USA, China und Brasilien) bereits wieder im Aufwind und der – wenn auch ungeschickt kommunizierte – politische Wille, alle erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, scheint gestiegen zu sein.
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Gleichwohl sollten wir uns nicht in Sicherheit wiegen: Die Weltwirtschaft ist labil und die Eurokrise könnte jederzeit mit neuen unangenehmen Überraschungen aufwarten. Das heißt: Wir müssen flexibel bleiben, damit wir uns erforderlichenfalls einer veränderten Marktsituation anpassen können.
Bis auf Weiteres halten wir an unserer moderaten Übergewichtung von Immobilien fest. Diese Asset-Klasse profitiert derzeit von der Nachfrage nach Anlagen, die Erträge abwerfen, niedrigen Staatsanleiherenditen und einem mäßigen Risikoappetit an den Märkten. Bei Aktien und Rohstoffen bleiben wir vorerst neutral. Beide Anlageformen sind unter Druck geraten, da die Aussichten auf eine Stärkung der Wachstumsdynamik bislang zu niedrig sind, auch wenn sich bereits positivere Impulse im Hinblick auf konjunkturellen Schwung und Anlegerstimmung abzeichnen.
Bei Staatsanleihen sind wir zu einer leichten Untergewichtung übergegangen, da die Dynamik in dieser Asset-Klasse sich offenbar verlagert. Hinzu kommen eine weniger günstige Inflationsentwicklung und ein Ausbleiben positiver Überraschungen. Überdies hat der jüngste Aufwärtstrend eine weitaus breitere Basis als der vorübergehende Renditeanstieg im Juni. Es handelt sich hierbei allerdings um eine taktische Position. Sie sollte nicht als Indiz auf ein Ende des Niedrigzinsumfelds gewertet werden.
Festverzinsliche
Wir bleiben zwar allgemein bei unserer Übergewichtung von Spread-Produkten, haben jedoch unsere Intra-Spread-Präferenzen angepasst, da die intensivierte Jagd nach guten Renditen und das Abklingen der Eurokrisenängste für die europäischen Unternehmensanleihemärkte günstig sind. Seit fast zwei Jahren übertreffen Schwellenländeranleihen auf risikoadjustierter Basis nahezu alle anderen Spread-Produkte. Das scheint sich jetzt jedoch zu ändern.
Aktien
Die Politik bleibt der treibende Faktor an den Aktienmärkten. Daneben gibt es erste Hinweise auf freundlichere Economic-Surprise-Indizes und eine positive Ertragsdynamik. Zusammen mit niedrigen Bewertungen und einer weiterhin vorsichtigen Positionierung könnte das die Aktienmärkte stützen. Die defensiven Sektoren geben nicht mehr länger den Ton an: In den zyklischeren Marktsegmenten machen sich erste Hinweise auf eine Erholung bemerkbar.
Immobilien
Wir bleiben bei unserer moderaten Übergewichtung von Immobilien. Die entscheidenden Faktoren sind hier das positive Echo auf die jüngsten wirtschaftspolitischen Verlautbarungen in Europa, niedrige Renditen und Marktdynamik. Günstig sind zudem die positiven Meldungen vom US-Wohnimmobilienmarkt. Innerhalb dieser Anlageform favorisieren wir den japanischen Markt wegen seiner attraktiven Bewertungen und einer günstigeren innenpolitischen Ausrichtung.
Rohstoffe
Bei Rohstoffen bleiben wir neutral. Politisch ist die Stimmung in Europa jetzt spürbar freundlicher; in China ist die Talsohle wohl erreicht. Ferner führen Extremwetter in vielen Teilen der Welt und die daraus resultierenden Lieferengpässe im Landwirtschaftssektor zu gewissen Aufwärtsrisiken. Doch fehlt es diesen Dynamiken an Solidität. Eine Übergewichtung von Rohstoffen wäre daher zum gegenwärtigen Zeitpunkt verfrüht.
ING IM Houseviews: The Sound of Silence - Die Weltwirtschaft ist labil und die Eurokrise könnte jederzeit mit neuen unangenehmen Überraschungen aufwarten
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