YAML | Example "3col_advanced"
Anzeige

Anzeige
Anzeige
Anzeige

ING IM Marketexpress: Verdient Mario Draghi eine Medaille?

Wie viele der olympischen Athleten sind auch die Zentralbanker zweifelsohne mit ihren Leistungen zufrieden. Schließlich gab es in den letzten beiden Monaten eine Risiko-Rallye, also eine Kurserholung, die weitgehend von der Geldpolitik getragen wurde. Grund ist das unerwartet positive Ergebnis des Euro-Gipfels Ende Juni sowie die starken Worte des EZB-Präsidenten Mario Draghi, der versprach, alles zu tun, was nötig sei, um den Euro zu retten.

Weltwirtschaft verdient sicherlich keine Medaille

Was ihre aktuellen Leistungen betrifft, ist die Weltwirtschaft keinesfalls medaillenreif. Dennoch hält die relativ günstige Marktstimmung an. Enttäuschende Meldungen scheinen die Hoffnung auf weitere Zentralbankmaßnahmen nur noch zu stärken.  Insgesamt beruht die Risiko-Rallye wohl vor allem auf niedrigen Bewertungen, Hoffnung auf eine Erholung in China und nicht zuletzt größeres Vertrauen in die politischen Entscheidungsträger der Eurozone, allen voran die EZB.

Investoren zwischen den Fronten

Die Märkte mögen eine klare Sprache und schnelles Handeln. Mit seiner Aussage, die EZB sei bereit, alles zu tun, um den Euro zu retten, löste Draghi Ende Juli eine Rallye aus. „Glauben Sie mir“, hieß es, „es wird genug sein.“ Doch schon wenige Tage nach dieser Pressekonferenz reagierte die Anlegerschaft mit Enttäuschung auf den Mangel an Sofortmaßnahmen. Die Ernüchterung wich indes bald der Einsicht, dass die Zentralbank tatsächlich eine Trendwende eingeleitet hatte. Bei seiner Pressekonferenz hatte Draghi signalisiert, eine weitere massive Ausweitung der EZB-Bilanz sei durchaus vorstellbar. Anleger befinden sich daher quasi zwischen den Fronten. Einerseits hat Draghi seinen künftigen politischen Rahmen abgesteckt. Andererseits sind konkrete Maßnahmen bislang ausgeblieben.

Hoffnung auf einen ruhigen Sommer

Ohne Hoffnung ist das Leben nur schwer erträglich. Das gilt nicht nur für die Märkte, sondern auch für Zentralbanker. Wahrscheinlich hofft die EZB darauf, dass die Märkte sich vorerst mit Ankündigungen zufrieden geben werden. Wir gehen davon aus, dass Draghi seine künftigen Pläne auf seiner nächsten Presse konferenz am 6. September konkretisieren wird. Vermutlich wird er dabei alle Optionen offenlassen. In diesem Zusammenhang ist auch der 12. September ein wichtiges Datum. Dann entscheidet das Bundesverfassungsgericht nämlich darüber, ob Deutschlands Teilnahme am European Stability Mechanism („ESM“) verfassungsgemäß ist.

Dabei müssen wir natürlich die Volatilität der Märkte berücksichtigen sowie das unberechenbare politische Umfeld in Europa. So könnten die Märkte der EZB den Kampf ansagen und die Zinsen auf spanische Anleihen auf ein untragbares Niveau treiben. Zweifellos würde die EZB dann dezidiert handeln.

Wahl zwischen „Pest und Cholera“

Seit Ausbruch der Eurokrise geht es vor allem darum, einen Kompromiss zwischen der Verhinderung von Moral-Hazard-Effekten einerseits und der Vermeidung von Dominoeffekten andererseits zu finden. Sollte die EZB Schuldenländern und Banken bedingungslose Unterstützung leisten, besteht für diese natürlich kein Anreiz mehr, ihre Bilanzen zu sanieren. Ohne eine Form der Vergemeinschaftung von Schulden könnte es in der Region zu einer weit reichenden Monetisierung von Schulden und Haushaltsdefiziten kommen. Auf längere Sicht würde das die Kernländer gewiss aus der EWU treiben.

Andererseits besteht das reale Risiko einer ungehemmten Ausbreitung der Krise, die schließlich im Auseinanderbrechen der Eurozone kulminiert. Das könnte u. a. passieren, falls Anlegerpanik Spanien und/oder Italien durch explosionsartig steigende Zinsen in die Zahlungsunfähigkeit treibt. Dies wäre nicht nur eine Katastrophe für diese Länder selbst, sondern auch für Kerneuropa, da das Bankensystem in den Abwärtsstrudel geraten würde.

Gleichgewicht zwischen den beiden Übeln

Beim Bemühen um ein Gleichgewicht zwischen den beiden Übeln Moral Hazard und Ansteckungsgefahr scheint Draghi einen maßvolleren Ansatz zu verfolgen als Trichet. Die EZB scheint jetzt bereit zu sein, die Liquiditätsprobleme der Staatsschuldner über ihre Bilanz anzugehen – jedoch nicht, ohne bestimmte Bedingungen daran zu knüpfen: Der Kauf von Anleihen durch EFSF/ESM ist eine zwar unverzichtbare, aber unzulängliche Voraussetzung für eine Neuauflage des Anleihekaufprogramms SMP. Das bedeutet, dass die EZB erst dann Anleihen aufkaufen wird, wenn das betreffende Land Hilfe vom ESFS/ESM angefordert und das entsprechende Memorandum of Understanding unterzeichnet hat. Doch selbst dann ist der Kauf durch die EZB, die u. U. ihre Unabhängigkeit demonstrieren will, keine abgemachte Sache. Das ist zwar verständlich, erhöht aber auch die politischen Risiken. Mit anderen Worten: Bevor die EZB zur Hilfe eilt, sind weitere Marktturbulenzen nicht auszuschließen. Doch mit dem Anleihekauf ist das Instrumentarium der EZB noch nicht ausgeschöpft.

EZB trägt zu mehr Zuversicht bei

Insgesamt markierte die Pressekonferenz im August einen grundlegenden Wandel im Krisenmanagement der EZB. Die Chance einer deutlichen Ausweitung ihrer Bilanz im Rahmen einer allgemeinen geldpolitischen Lockerung, die Senkung der Risikoprämien auf Peripherieanleihen und die mögliche Rolle als Lender of Last Resort für klamme Staatsschuldner ist definitiv gestiegen. Ob diese Maßnahmen nötig sein werden, hängt von der weiteren politischen Entwicklung ab, die volatil und unberechenbar bleiben dürfte. In diesem komplexen politisch-wirtschaftlichen Umfeld hat Draghi also fürs Erste die Marktstimmung gehoben.

Verdient Draghi also eine Medaille?

Zuversicht allein reicht nicht, um eine auch nur moderate Erholung der Weltwirtschaft zum Ende dieses Quartals anzustoßen (immer noch unser Basisszenario). Doch ohne Zuversicht besteht kaum Aussicht auf eine Besserung. Draghi hat den Kampf um den Euro noch nicht gewonnen. Doch indem er die Zuversicht bei Märkten und Anlegern gestärkt hat, hat er die Eurorettung um einen entscheidenden Schritt vorangebracht.

--------------------------------------------------------
Veranstaltungshinweis:
Unternehmer-Workshop „Unternehmensanleihen - Finanzierungsalternative für den Mittelstand“
19.09. in Frankfurt
http://www.bond-conference.com/
--------------------------------------------------------

Investment

Investoren schätzen aktienähnliche Renditechancen mit Risikoabfederung in unsicheren Märkten

Die Investment­manager von Alken Fund erwarten im Umfeld sinkender Zinsen und einem stabilen bis leicht positiven Aktien­markt ein günstiges Umfeld…
Weiterlesen
Investment

Unternehmensanleihen haben sich insgesamt weiterhin positiv entwickelt, insbesondere im High-Yield-Bereich

Anleger konnten in den ver­gan­genen 18 Monaten mit fest­ver­zins­lichen Wert­papieren solide Gesamt­renditen erzielen. Denn trotz der anhal­tenden…
Weiterlesen
Investment

Positive Aussichten für Zinsanlagen, Euro-IG-Unternehmensanleihen favorisiert

„Hätte uns jemand vor fünf Jahren gesagt, dass uns eine globale Pandemie bevorsteht, eine Immobilien­krise in China, die Lieferketten stark gestört…
Weiterlesen
Investment

von Vasileios Gkionakis, Senior Economist and Strategist bei Aviva Investors

Anfang dieses Monats entließ Bundes­kanzler Olaf Scholz Finanz­minister Christian Lindner, womit die FDP faktisch aus der Ampel­koalition ausschied.…
Weiterlesen
Investment

von Massimo Spadotto, Head of Credit Strategies bei Eurizon

Stabile Inflation, sinkende Zinsen und moderates Wachstum sind eine gute Mischung für die Finanzmärkte. In den letzten Monaten hat sich die Inflation…
Weiterlesen
Investment
„Wir dachten zunächst, dass die Wahl von Donald Trump einen Schock für Schwellen­länder­anleihen auslösen würde. Aber das ist nicht der Fall,“ sagt…
Weiterlesen
Investment

von François Rimeu, Senior-Stratege, Crédit Mutuel Asset Management

Die US-Präsident­schafts­wahlen sind vorbei und das Ergebnis steht fest: Donald Trump ist zum 47. Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt worden.…
Weiterlesen
Investment
Nach einer vorüber­gehenden Flaute befinden sich Wandel­anleihen wieder im Aufwind, sagt Arnaud Brillois, Portfolio­manager/ Analyst bei Lazard Asset…
Weiterlesen
Investment

von Rick Romano, Head of Global Real Estate Securities bei PGIM Real Estate

Die US-Notenbank hat sich anderen Zentral­banken angeschlossen und einen geldpolitischen Lockerungs­zyklus eingeleitet. Real Estate Investment Trusts…
Weiterlesen
Investment

von Christian Rom, Lead Portfolio Manager DNB Fund Renewable Energy bei DNB Asset Management

Mit dem Sieg von Donald Trump und der wahr­schein­lichen repub­lika­nischen Kontrolle von Senat und Repräsen­tanten­haus stehen für den Sektor…
Weiterlesen
Anzeige

Neue Ausgabe jetzt online!