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ING Investment Management hat seine Aktienpositionen reduziert und seine Anleihestrategie auf neutral gesetzt

Übergewichtung von Aktien gegenüber Anleihen zurückgefahren

Anfang dieser Woche fuhr die Strategy & Tactical Asset Allocation Group von ING IM die Übergewichtung von Aktien gegenüber Anleihen in Multi-Asset-Portfolios zurück. Das Team hatte die Übergewichtung bereits letzte Woche von moderat auf gering reduziert. Bei Aktien ist ING IM jetzt neutral positioniert. Bei Rentenwerten hat ING IM das Kreditexposure taktisch auf neutral gesenkt.

Warum diese Entscheidung?

- Staatsverschuldung
- Regulierung der Finanzmärkte
- Leitzinserhöhung in China
- Jahresendziele

Wenn auch die Rahmendaten für Risikowerte auf mittlere Sicht günstig sind, hat die Gefahr einer kurzfristigen Marktkorrektur jetzt wohl zugenommen.

Vor allem die griechische Schuldenkrise hat eine Situation geschaffen, bei der ein Übergreifen auf das globale Finanzsystem nicht auszuschließen ist. Die Ungewissheit im Hinblick auf eine stärkere Regulierung der Finanzmärkte und Leitzinsanhebungen in China haben zudem die Wahrscheinlichkeit von Ereignisrisiken erhöht.

Problematik der Staatsverschuldung

Das griechische Schuldenproblem beherrscht wiederum das Geschehen. Aufgrund der Ungewissheit, ob das 45 Mrd. Euro schwere Rettungspaket auch wirklich politisch abgesegnet wird, stießen Anleger ihre Bestände an Staatsanleihen aus Griechenland und anderen Pleitekandidaten ab. Bislang war der Dominoeffekt auf Länder der Eurozone (wie Portugal) begrenzt, hat sich aber seit letzter Woche deutlich ausgeweitet. Hinzu kommt die extreme Verknappung der Liquidität am Markt infolge der Turbulenzen: Die Geld/Brief-Spannen liegen weit über dem Durchschnitt und verkomplizieren den Handel mit griechischen und portugiesischen Anleihen.

Insbesondere Deutschlands ambivalente Haltung zum Hilfspaket, an dem es sich in Höhe von 8 bis 9 Mrd. Euro beteiligen soll, hat die Märkte in Unruhe versetzt. Die Bundesbürger fürchten die Steuerbelastung (und am 9. Mai stehen in Nordrhein-Westfalen Landtagswahlen an). Am 28. April bekräftige Deutschland indes seine Bereitschaft, den Rettungsplan mitzutragen, dessen Verabschiedung nur noch eine „Frage von Tagen“ sei.

Überdies stufte S&P griechische Langläufer am 27. April von BBB+ auf BB+ und damit auf „Ramsch-Status“ und portugiesische Langläufer von A+ auf A- herunter. Einen Tag später senkte S&P das Rating für Spaniens langfristige Verbindlichkeiten um eine Stufe auf AA. Obwohl Rating-Herabstufungen als nachlaufende Indikatoren gelten, lösten diese Korrekturen eine weitere Verkaufswelle bei den Anleihen hoch verschuldeter Euro-Staaten aus.

Griechenland muss bis zum 19. Mai rund 8 Mrd. Euro zurückzahlen. Ein Staatsbankrott Griechenlands wegen mangelnder Solvenz könnte dadurch abgewendet werden, dass ein Teil der Milliarden-Hilfe vorab bereitgestellt wird.

In jedem Fall ist der Unterstützungsmechanismus nur eine provisorische Lösung. Griechenland muss in den nächsten fünf Jahren etwa 50% seiner Schulden refinanzieren, d. h. dass das Land bis 2015 jedes Jahr zwischen 30 und 40 Mrd. Euro aufbringen muss. Das Konsortium aus EWU und IWF wird kaum zur Finanzierung dieser enormen Summen bereit sein. Eine Möglichkeit wäre die Schuldenumstrukturierung, wie beispielsweise eine Verlängerung des Fälligkeitsprofils griechischer Schulden. Diese Lösung ist allerdings längerfristig angelegt.

Auch europäische Aktienmärkte betroffen

An den Aktienmärkten mussten vor allem europäische Aktien Kursverluste hinnehmen. Europäische Banken stehen wegen ihrer enormen Bestände an griechischen Schuldtiteln unter Druck, allen voran die französischen Banken, bei denen Griechenland mit ca. 60 Mrd. Euro in der Kreide steht, gefolgt von deutschen Banken mit rund 35 Mrd. Euro. Das entspricht in etwa 1 bis 3% des BIP von Frankreich bzw. Deutschland. ING IM bleibt bei der regionalen Allokation und der Benchmark-Gewichtung europäischer Aktien.

Regulierung des Finanzsektors

Die Betrugsvorwürfe der US-Behörden gegenüber Goldman Sachs könnten unabhängig vom Ausgang der Untersuchung weitreichende Folgen für die Regulierung des Finanzsektors haben. Auch andere Finanzdienstleister könnten in den Sog geraten, sollten Investoren ihre Anlagen bei Banken allgemein und bei Investmentbanken im Besonderen reduzieren. Bedenkt man, dass auf Finanzdienstleister 23% der globalen Marktkapitalisierung entfällt, sind wesentliche Kurszuwächse unwahrscheinlich. ING IM wird daher bei der Untergewichtung von Finanzwerten bleiben.

Leitzinserhöhung in China

Chinas Maßnahmen zur Zügelung des Kreditwachstums und des Immobilienmarktes geben keinen Anlass zu echter Sorge, obschon sich auch hier ein Dominoeffekt bemerkbar machen könnte – vor allem, falls diese Maßnahmen mit negativen Meldungen zu Staatsanleihen und Finanzmarktregulierung zusammentreffen.

Inwiefern wurde die Anleihestrategie angepasst? Neutral bei Kreditexposure

Die Rentenstratege entschied sich aus taktischen Gründen für eine Senkung des Kreditexposure auf neutral. ING IM bleibt bei einer moderaten Übergewichtung von Lokalwährungsanleihen von den Emerging Markets (EMD LC) und Senior Loans. Bei High Yield, ABS, EMD HC, Treasuries und inflationsgeschützten Anleihen hält ING IM neutrale Positionen, während Investment Grade untergewichtet ist. Letztere sind in Europa am stärksten vom Länderrisiko betroffen.

Inwieweit wirken sich die Turbulenzen auf die von ING IM-Fonds gehaltenen Staatsanleihen angeschlagener Länder aus?

Aus relativer Sicht

Da das Core Fixed Income Team diese Situation als risikoreich einschätzt, hat es Werte aus den problematischsten Ländern in den letzten Monaten ggü. der Benchmark auf neutrale Duration gesetzt (Griechenland, Portugal und Italien) bzw. leicht untergewichtet (Spanien). Aus relativer Sicht wirken sich diese Instrumente daher kaum auf ING IM Fonds aus. Das Halten einer untergewichteten Position wäre angesichts der beim Schließen einer Position erwarteten Liquiditätsprobleme sowie der hohen Volatilität zu riskant gewesen.

Aus absoluter Sicht

Auf das BIP Griechenlands entfallen etwa 2,5% der gesamten EU-Wirtschaftsleistung, während das portugiesische BIP rund 2% ausmacht. Der Anteil der betreffenden Anleihen an ING-Portfolios ist daher unbedeutend.

Wie sehen die Perspektiven aus?

Rahmendaten weiterhin günstig

Die Verhandlungen über die Griechenlandhilfe dürften in den nächsten Tagen erfolgreich abgeschlossen werden. Auch hier sollten sich Dominoeffekte ergeben. Eine Staatspleite Griechenlands ist vorerst unwahrscheinlich. Die Volatilität bei den Spreads von Anleihen aus der Euro-Peripherie wird aber wohl anhalten, bis sich im Euroraum eine stetige Wachstumsentwicklung abzeichnet. Bis auf weiteres sorgen die vielfältigen politischen Faktoren für Ungewissheit.

Das „Tail Risk“ einer Schuldenkrise mahnt zwar zur Vorsicht, aber andererseits ist die aktuelle Dynamik der Weltkonjunktur für risikoreiche Werte außerordentlich erfreulich. Die Konjunkturdaten deuten auf eine geografische und sektorale Ausweitung des Aufschwungs hin. Überdies sind die Unternehmenserträge in Q1 2010 vielfach besser als erwartet ausgefallen.



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