Länder wie Portugal, Chile oder Brasilien offerieren nach wie vor hohe reale Zinsen. Anlegern bietet sich somit die Chance, von einer Kapitalwerterhöhung zu profitieren. Gründe hierfür sind laut Brandywine Global, einer Tochter des Vermögensverwalters Legg Mason, vor allem die höheren Finanzierungskosten, die die wirtschaftlichen Aktivitäten in diesen Ländern abschwächen und somit die Inflationserwartungen herunterschrauben.
„Wirft man einen Blick auf verschiedene Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit, findet man zahlreiche Märkte, die verhältnismäßig hohe, reale Zinsen bieten. Das sind, wie bereits erwähnt, zum Beispiel Portugal, Chile oder Brasilien. In den kommenden Monaten sollten diese Zinsen dann einen negativen Effekt auf die wirtschaftlichen Aktivitäten haben, so dass die Inflationserwartungen sinken. Das wiederum führt dann dazu, dass die nominalen Zinsen sinken und die Preise steigen“, sagt Jack McIntyre, Co-Fondsmanager des 1,6 Milliarden US-Dollar schweren Legg Mason Brandywine Global Fixed Income Fund.
Nach dem anhaltenden Bullenmarkt verzeichneten die Anleihenmärkte kürzlich Korrekturen. „Wir glauben aber nicht, dass dies ein Startschuss für einen größeren Bärenmarkt ist”, sagt McIntyre. Obwohl sich die wirtschaftlichen Bedingungen verbessern gebe es aber immer noch einige Probleme, die angegangen werden müssten.
Laut McIntyre haben sich in den vergangenen vier bis fünf Jahren zwei Aspekte herauskristallisiert, die die Bondmärkte in erster Linie bestimmen. „Das ist zum einen der Schuldenabbau, der deflationäre Einflüsse hat. Und obwohl dieser deflationäre Druck noch nicht gänzlich abgebaut ist, ist er doch bis aufs Weitere abgeklungen“, sagt McIntyre. Hierfür wiederum sei der zweite Aspekt ausschlaggebend: Die globale Geldpolitik, die wiederum konjunkturbelebend wirke.
Weltweit betrachtet gab es seit August 2011 über 345 Initiativen zur Lockerung der Geldpolitik. Und obwohl solche Geldlockerungsmaßnahmen immer zeitverzögert wirken, zeigen sich laut McIntyre dennoch bereits erste, daraus resultierende, positive Entwicklungen. „Wir glauben an dieser Stelle, dass die weltweite Lockerung der Geldpolitik die treibende Kraft sein wird und zwar deshalb, weil es sich hierbei um einen, von den weltweiten Zentralbanken koordinierten, geldpolitischen Anreiz handelt“, erläutert McIntyre. „Alle Maßnahmen sind auf eine belebende Geldpolitik abgestimmt und keine einmaligen politischen Handlungen. Für den Moment hilft das, die Zinsen und Anleiherenditen niedrig zu halten.“
Solange die Geldpolitik weiterhin auf Wachstum abzielt bedeutet das konkret für McIntyre auf pro-zyklische wachstumsorientierte Währungen zu setzen. Brandywine vermeidet global Märkte mit sehr niedrigen oder negativen realen Zinsen, weil niedrige Finanzierungkosten letztendlich die wirtschaftlichen Aktivitäten stimulieren. „Wir wollen einen Vorteil aus solchen Märkten ziehen, in denen wir potenziell eher eine Abschwächung sehen, um dann von den Preissteigerungen zu profitieren“, sagt McIntyre.
Für das Portfolio bedeutet das, dass die vermeintlichen weltweiten sicheren Häfen untergewichtet sind, weil die Zinsen im Vergleich zur Inflation hier niedrig oder negativ sind. 2012 hingegen ist Brandywine als stark in Staatsanleihen der europäischen Peripherieländer eingestiegen, weil die Zinsen gerade im Sommer deutlich gestützt wurden. „Nach Mario Draghis Ansage, die Europäische Zentralbank tue, was auch immer nötig sei, um den Euro zu retten, gab es kein Zurück mehr”, sagt McIntyre und fügt hinzu: „Wir betrachten die Dinge immer vor dem Hintergrund zweier Kriterien, des Preisrisikos und des Informationsrisikos, und die Zinsstütze in den europäischen Peripherieländern waren interessant.”
Die finanziellen Bedingungen in Europa zeigen nach Ansicht von McIntyre außerdem, dass der schlimmste Teil der Rezession der Region wahrscheinlich bereits überstanden sei und die realen Aktivitäten wieder deutlich zunehmen. Während die Binnennachfrage in Europa nach wie vor gering sei, sei der Ausblick für europäische Exporte wie im Autobereich vielversprechend. Eine Stütze seien hier vor allem die Emerging Markets mit ihren deutlich besseren Wachstumsperspektiven. China sei zum Beispiel weich gelandet und auch Brasilien zeige erste Anzeichen einer Erholung. Der Schlüssel zum Erfolg sei, die Inflation weiter niedrig zu halten und somit die Wachstumstendenz aufrecht zu erhalten.
Für McIntyre ist besonders interessant, dass der Anteil der Nicht-G7-Staaten am weltweiten Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den vergangenen zehn Jahren von rund 34 Prozent im Jahr 2002 auf aktuell über 52 Prozent gestiegen ist. „Insgesamt weisen die Nicht-G7-Staaten deutlich bessere Bilanzen auf, als die G7-Staaten und haben zudem auch bessere Wachstumsaussichten. Das spiegelt den langanhaltenden Trend wider, dass sich die Emerging Markets stärker entwickeln. Für die Industrienationen – insbesondere für die USA, Japan und die Eurozone – bedeutet das, dass die Zinsen am langen Ende deutlich steigen werden, da sich irgendwann ein inflationärer Druck aufbauen wird. Kurzfristig wird dies jedoch keine Auswirkungen haben, da die Geldpolitik nach wie vor stimulierend wirkt“, erläutert McIntyre.
In den USA könne man derzeit verstärkte politische Aktivitäten beobachten. „Die amerikanische Notenbank Fed geht sehr aggressiv bei ihren quantitativen geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen vor. Denn sie versucht, einen Verbraucherwohlstand zu erzeugen“, sagt McIntyre. Die USA sei nach wie vor eine sehr konsumorientierte Wirtschaft: 70 Prozent des BIPs werden von Verbrauchern getrieben. Gleichzeitig wurden viele private Vermögen während der weltweiten Finanzkrise vernichtet. „Die Fed will nun verhindern, dass sich die Sparrate des Landes erhöht und somit das Konsumniveau verringert. Das Reinvermögen soll hingegen durch eine Inflation der Vermögenswerte bei Aktien und Immobilienpreisen gesteigert werden. Es besteht eindeutig ein Zusammenhang zwischen dem Reinvermögen und der Beschäftigungsrate in den USA“, erläutert McIntyre. Entspanne sich der amerikanische Arbeitsmarkt, bedeute das wiederum einen positiven Effekt für die Bemühungen der Fed, weil das Vertrauen der Verbraucher wieder zunehmen würde.
Die Fonds von Brandywine Global sind nicht in Japan investiert, da das Team kaum einen Mehrwert in japanischen Staatsanleihen oder dem Yen sieht. So genannte australische Semi-Government Bonds, die von der Queensland Treasury Corporation und dem Staat New South Wales begeben werden, machen jedoch jeweils signifikante Positionen in den Fonds aus. „Wir sind nach wie vor stark im US-Dollar engagiert, der sich in einem Umfeld, in dem das Risiko tendenziell reduziert wird, sehr gut entwickelt“, sagt McIntyre. „Es gibt allerdings noch die eine oder andere Landmine da draußen. So könnten zum Beispiel die Spannungen zwischen China und Japan eskalieren oder es weitere Probleme in der Eurozone geben“, sagt McIntyre.
Betrachtet man das makroökonomische Geschehen insgesamt, werde die amerikanische Zentralbank das Reinvermögen weiter durch Inflation der Vermögenswerte bei Aktien und Immobilienpreisen steigern. Denn es sehe so aus, als sei das schlimmste der Euro-Krise bereits überstanden. „Wir sehen einen steigenden Druck auf die Währungen, da es in den Industrieländern zu viele Schulden und zu wenig Wachstum gibt, um diese auszugleichen”, sagt McIntyre und fügt hinzu: „Ein Teil des Problems ist die Tatsache, dass die Länder keine starken Währungen wollen. Alle versuchen Mechanismen zu finden, die zu nominalem Wachstum führen und eine schwache Währung ist ein solcher Mechanismus.”
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