Die Europäische Zentralbank hat heute, wie erwartet, alle Leitzinsen um 25 Basispunkte erhöht und einen weiterhin restriktiven geldpolitischen Kurs in Aussicht gestellt. Indirekt kündigte EZB-Präsidentin Lagarde eine weitere Zinsanhebung im Juli 2023 an. Sie bekräftigte dabei mehrfach weiteren Handlungsbedarf („more ground to cover“), um das Inflationsziel von zwei Prozent zu erreichen. Dies ist nach den neuesten Projektionen nochmals in weitere Ferne gerückt, denn auch für 2025 wurde die Inflationsprognose von 2,1 auf 2,2 Prozent erhöht.
Besorgniserregend ist dabei die Entwicklung der Kerninflation, die vor allem wegen der guten Verfassung des Arbeitsmarktes und des kräftigen Anstiegs der Löhne und Lohnstückkosten weiter hoch bleiben wird. Auf der anderen Seite hat die bisherige Geldpolitik bereits zu einem Rückgang der Kreditvergabe und zu einer Verlangsamung der konjunkturellen Entwicklung geführt.
Dennoch liegt der Fokus der EZB im Moment klar auf der Inflationsentwicklung. Daher teilen wir die Markterwartungen eines Endes des Straffungskurses bei 3,75 Prozent im Juli nicht. Im Gegenteil: Da weitere hohe Lohnsteigerungen bereits verhandelt wurden und viele Unternehmen immer noch über Preissetzungsspielraum verfügen, dürfte die Kerninflationsrate bis zum Herbst dieses Jahres bei über fünf Prozent liegen. Wir gehen daher unverändert davon aus, dass die EZB die Leitzinsen auf vier Prozent anheben muss, um mittelfristig ihr Mandat erfüllen zu können.
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Foto: Ulrike Kastens © DWS
Leitzinsen steigen um 25 Basispunkte - Markt unterschätzt Risiko weiterer Zinsschritte
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