Die Media and Games Invest SE (MGI) erzielte im dritten Quartal einen Umsatz von 78,3 Mio. Euro, nach 87,6 Mio. Euro im dritten Qurtal 2022. Der Rückgang ist maßgeblich auf die Veräußerung nicht strategischer Spiele sowie auf Wechselkurseffekte in Höhe von 10,2 Mio. Euro zurückzuführen. Das bereinigte EBITDA betrug 23,1 Mio. Euro, nach 23,0 Mio. Euro. Die EBITDA-Mare ist von 26% auf 29% gestiegen. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres beturg der Umsatz 223,3 Mio. Euro (9M 2022: 231,5 Mio. Euro). Das bereinigte EBITDA konnte konnte auf 63,5 Mio. Euro (9M 2022: 61,7 Mio. Euro) gesteigert werden. Der digitale Werbemarkt bleibt trotz der aktuellen Abschwung-Phase ein absoluter Zukunfts- und Wachstumsmarkt, der mittel- und langfristig weiter stark wachsen wird, wie CEO Remco Westermann im Gespräch mit dem BOND MAGAZINE erläutert.
BOND MAGAZINE: In welchen Bereichen ist MGI tätig?
Remco Westermann: MGI ist inzwischen der führende Marktplatz für In-App-Werbung in Nordamerika, dem größten Werbemarkt der Welt. Auch in Europa und Asien gehört MGI zu den Top 5 Anbietern. Weltweit können wir zudem unseren Marktanteil weiter ausbauen. Diese Marktführerschaft im Bereich In-App-Werbung haben wir uns in den vergangenen vier Jahren erarbeitet. Wenn irgendwo auf der Welt heute ein Werbetreibender Werbung in einer App schalten will, kommt er an MGI bzw. unserer Werbeplattform Verve Group nicht vorbei. Dabei muss man sich unsere Werbesoftware Plattform wie eine Börse vorstellen. Werbeplätze werden vollautomatisch an den Höchstbietenden verkauft. Das Ganze passiert, während ein Handynutzer eine App öffnet. Es sitzen also auf der einen Seite unserer Plattform die Werbetreibenden, die Nachfrage nach Werbeplätzen haben und auf der anderen Seite die Herausgeber von mobilen Apps, die das Angebot, also die Werbeplätze haben. Dieser Prozess wird unter Zuhilfenahme von Daten optimiert. Hier kommt unser Spieleportfolio zum Tragen, durch das wir über eine sehr gute Datenbasis verfügen. MGI verdient an jedem verkauften Werbeplatz mit, indem wir einen Teil des Umsatzes erhalten. Im Bereich Connected TV, also Streaming, verfolgen wir einen ähnlichen Ansatz. Dieser Markt ist noch sehr jung, aber er wächst stark. Auch hier ist es unser Ziel, in einigen Jahren zu den Marktführern zu gehören.
BOND MAGAZINE: Was macht Sie im digitalen Werbemarkt besonders?
Westermann: Wir sind ein führendes Unternehmen im Bereich In-App und weltweit führend im Bereich Publisher Direct Integration und verfügen über viel Know-how, um Werbung effizient und effektiv zu platzieren. Als globales Unternehmen haben wir Büros und Mitarbeiter in mehr als 25 Ländern weltweit. Dadurch können Publisher über unsere Plattform Werbetreibende auf der ganzen Welt erreichen und umgekehrt können Werbetreibende mit Publishern auf der ganzen Welt zusammenarbeiten. Auch setzen wir auf Transparenz. Publisher wissen genau, was wir mit ihren Daten machen, die wir in ihren Apps sammeln, um ein möglichst genaues Targeting zu ermöglichen. Während es bei anderen oft noch üblich ist, dass zwischen Werbetreibendem und Publisher mehrere verschiedene Parteien stehen, profitieren Werbetreibende bei uns davon, dass wir einen sehr direkten Kanal zum Publisher haben, mit uns als einzigem Mittelsmann, was ein besseres Reporting ermöglicht, mehr Transparenz ermöglicht und Kosten spart. Das schafft Vertrauen. Ein ganz wichtiger Punkt ist, dass wir sehr früh antizipiert haben, dass Werbe-Identifier wie Coockies oder Apples IDFA aus Datenschutzgründen verschwinden werden. Über diese Identifier wurden bisher große Datenmengen, auch personenbezogene Daten, gesammelt und für Werbezwecke verwendet. Wir gehören zu den Pionieren, wenn es darum geht, effiziente Werbung ohne personenbezogene Daten und Identifier zu ermöglichen.
BOND MAGAZINE: Sie haben in der Vergangenheit zahlreiche Übernahmen getätigt. Sind Übernahmen auch vor dem Hintergrund gestiegener Zinsen und der Bilanzstruktur ein wichtiges Thema für Sie?
Westermann: In den vergangenen Jahren haben wir unsere Marktposition auch durch Akquisitionen deutlich ausgebaut. MGI hat dabei insgesamt über 35 Unternehmen und Assets gekauft. Inzwischen haben wir aber eine Positionierung im Markt erreicht, durch die wir auch organisch sehr stark wachsen, z.B. 2022 mit 18 %. Im Jahr 2021, also vor dem konjunkturellen Abschwung, haben wir organisch sogar um 38 % zugelegt. Daran wollen wir wieder anknüpfen. Wir können uns aber auch wieder vereinzelte Akquisitionen vorstellen, nachdem wir uns zuletzt zurückgehalten haben. Hintergrund war, dass die Preise für mögliche Targets einfach noch zu hoch waren im Verhältnis zum veränderten Zinsniveau. Aber nicht nur die Notierungen an der Börse in unserem Segment haben inzwischen deutlich nachgegeben, dies gilt auch für die Kaufpreise möglicher Akquisitionen. Deshalb schauen wir jetzt wieder genauer hin. Aber wir werden nur sehr selektiv zukaufen, da wir inzwischen mit unserer Plattform sehr gut aufgestellt sind. Unser Fokus liegt weiter auf organischem Wachstum und der Integration der übernommenen Gesellschaften.
BOND MAGAZINE: Weshalb haben Sie Anfang des Jahres eine neue Anleihe in diesem Umfang begeben? Sie haben eine hohe Cashposition.
Westermann: Wir haben aus einer Position der Stärke heraus frühzeitig die Laufzeit unserer Finanzverbindlichkeiten optimiert. Bei der Platzierung der Anleihe darf auch nicht vergessen werden, dass wir einen teilweisen Rückkauf der 2024 auslaufenden Anleihe eingebunden haben. Unsere gute Liquiditätsausstattung bietet natürlich eine hervorragende Unterstützung für das geplante weitere Wachstum. Akquisitionen sind dabei, wie beschrieben, nur sehr selektiv geplant.
BOND MAGAZINE: Wie sind die Eckdaten der zuletzt ausgegebenen Anleihe?
Westermann: Die Anleihe mit der ISIN SE0019892241 hat ein Volumen von 225 Mio. Euro Bei einer Laufzeit von 4 Jahren liegt der variable Zins beim 3 Monats-Euribor zzgl. 7,25 %. Wir haben eine sehr gute Nachfrage verzeichnet, vor allem von institutionellen Investoren mit Sitz in Skandinavien und Kontinentaleuropa. Die Anleihe notiert im Open Market der Frankfurter Wertpapierbörse und der Unternehmensanleihenliste der Nasdaq Stockholm. Von der 2024 auslaufenden Anleihe (ISIN SE0015194527) haben wir im Rahmen der Transaktion 176,2 Mio. Euro zurückgekauft. Insgesamt haben sich unsere Anleihen sehr stabil entwickelt, was das große Vertrauen unserer Anleiheinvestoren in das Geschäftsmodell von MGI zeigt.
BOND MAGAZINE: Sie haben noch immer sehr hohe immaterielle Vermögenswerte und ein überschaubares Eigenkapital. Weshalb haben Sie eine neue Anleihe begeben? Wäre es nicht sinnvoller, die Bilanzstruktur zu optimieren und die Verschuldung zu senken?
Westermann: Aufgrund der getätigten Akquisitionen haben wir natürlich nennenswerte immaterielle Vermögenswerte, was in der Natur der Geschäftsmodelle liegt, die wir gekauft haben. Die Wertansätze werden regelmäßig geprüft und stehen natürlich im Zusammenhang mit den Kaufpreisen und der Geschäftsentwicklung. Da wir über ein organisch profitables Geschäftsmodell verfügen und sich die Verschuldungskennziffern innerhalb der von uns genannten Zielgrößen bewegen, haben wir uns für eine Anleihe entschieden.
BOND MAGAZINE: Warum kommunizieren Sie nicht mehr auf Deutsch?
Westermann: Aufgrund unseres Firmensitzes in Stockholm und unserer internationalen Ausrichtung mit breiter Investorenbasis, auch in den USA, kommunizieren wir auf Schwedisch und auf Englisch.
BOND MAGAZINE: Wie weit ist die Integration der akquirierten Unternehmen vorangeschritten?
Westermann: Integration ist ein Prozess. Der erste Schritt ist immer die Integration der Teams, das geht schnell, auch das Anbinden der Plattformen geht schnell. Darauf folgt die Integration der Plattformen, um die Komplexität zu reduzieren und die Effizienz zu erhöhen, das ist ein längerer Prozess. Wir haben zum Beispiel in der 1. Jahreshälfte zwei zugekaufte Plattformen in andere Plattformen integriert und dann abgeschaltet. Durch die Zukäufe verfügt MGI heute über eine hervorragende und dynamische Plattform, mit der wir trotz des aufgrund der Makroökonomie schwierigen Marktumfeldes im Werbebereich, weitere Marktanteile hinzugewinnen konnten. Dies zeigt, wie gut die einzelnen Teile inzwischen miteinander verzahnt sind.
BOND MAGAZINE: Welchen Ausblick können Sie uns geben?
Westermann: Der digitale Werbemarkt bleibt trotz der aktuellen Abschwung-Phase ein absoluter Zukunfts- und Wachstumsmarkt, der mittel- und langfristig weiter stark wachsen wird. Dies liegt zum einen daran, dass Marktwachstum grundsätzlich zu steigenden Werbeausgaben der Unternehmen führt und zum anderen daran, dass der Anteil der digitalen Werbung am Gesamtmarkt zunimmt. Es gibt immer mehr digitale Inhalte, die monetarisiert werden, und immer mehr digitale Kanäle und Geräte über die Werbung ausgespielt werden kann. Wir haben uns in den vergangenen vier Jahren eine sehr starke Position erarbeitet, die wir in den kommenden Jahren weiter ausbauen wollen. Dabei halten wir an unseren mittelfristigen Zielen fest und gehen davon aus, dass wir aufgrund unserer Marktposition jährliche Wachstumsraten von 25 bis 30 Prozent bei einer stabilen bereinigten EBITDA-Marge von ebenfalls 25 bis 30 Prozent erreichen können. Zuerst brauchen wir aber wieder mehr Zuversicht in die Zukunft bei den Werbekunden. Die jetzige Makroökonomie hat zu reduzierten Werbebudgets und Preisdruck geführt. Aber so schnell wie es bergab ging, kann es auch wieder hoch gehen. Und dann wird sich auszahlen, dass wir in den letzten Quartalen Marktanteile gewonnen haben. Wir erwarten dann für MGI auch wieder Wachstumsraten von über 25%. Wir haben in der Vergangenheit schon gezeigt, dass solche Wachstumsraten absolut realistisch sind.
BOND MAGAZINE: Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Christian Schiffmacher, www.fixed-income.org
Foto: Remco Westermann © Media and Games Invest
„MGI ist inzwischen der führende Marktplatz für In-App-Werbung“, Remco Westermann, Media and Games Invest
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