Obwohl in den zurückliegenden Wochen auf höchster politischer Ebene der Versuch unternommen worden war, eine Eskalation des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine zu vermeiden, stehen die Zeichen seit Montagabend vorerst auf Sturm. Der Vorstoß Russlands, die abtrünnigen Gebiete Donezk und Luhansk im Osten der Ukraine als unabhängige Volksrepubliken anzuerkennen, war zwar so oder in ähnlicher Weise bereits erwartet worden. Allerdings trifft diese Entwicklung sowie der Einmarsch russischer Truppen auf ukrainisches Gebiet auf eine ohnehin schon fragile Weltwirtschaft.
Noch bleibt abzuwarten, wie und in welchem Umfang die Staatengemeinschaft auf das Säbelrasseln Russlands reagieren wird und ob dies das Ende oder erst der Beginn einer längeren geopolitischen Eiszeit zwischen Ost und West werden wird. Angesichts der jüngsten Entwicklung steht derzeit jedoch außer Frage, dass auch in den kommenden Wochen mit einer erhöhten Volatilität an den internationalen Märkten gerechnet werden muss. Ungewiss ist dagegen die Frage nach der Dimension, die die neue Schlechtwetterlage an den Märkten einnehmen könnte. Schließlich trifft diese auf einen für die Weltwirtschaft nicht ganz unproblematischen Nährboden, der aus weltweit gestörten Lieferketten, Materialmangel, einer deutlich erhöhen Inflation und einem sich ändernden Zinsumfeld besteht.
Und dennoch: Von vielen Marktteilnehmern wird derzeit kaum berücksichtigt, wieviel von diesen makroökonomischen Einflussfaktoren auf die Weltwirtschaft, die tatsächlich schon seit Jahresanfang negativ auf die Stimmungslage an den Märkten lasten, bereits in den Kursen eingepreist sind. Auch wenn geopolitische Konflikte zumeist auch Auswirkungen auf die Börsen haben, so hat sich in der Vergangenheit immer wieder auch gezeigt, dass diese oft nur von kurzfristiger Natur gewesen sind. Dass es diesmal genauso sein könnte, zeigen etwa die durchaus soliden Unternehmenszahlen, die nach wie vor vollen Auftragsbücher sowie die allmählich beginnende Post-Corona-Phase, die von einer wieder aufkommenden Reiselust und einem steigendem Konsumverhalten bestimmt sein dürfte. Von daher könnte eine mögliche Korrektur in Folge des Konflikts um die Ukraine weniger dramatisch ausfallen, als von vielen Marktteilnehmer bisher befürchtet. Kursrücksetzer sollten dann als antizyklische Kaufgelegenheiten angesehen werden. Die Losung für die kommenden Wochen lautet daher: Nicht in den Panikmodus schalten!
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Foto: Michael Winkler, Leiter Anlagestrategie © St.Galler Kantonalbank Deutschland AG
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