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Nun hat es auch der Letzte gemerkt…

von Kai Jordan, Vorstand der mwb Wertpapierhandelsbank AG

„Experten warnen vor DAX-Absturz“ titelte die Boulevardzeitung+ hinter der Bezahlschranke letzte Woche zum wiederholten Male.

„Gerade stieg der Dax auf Rekordniveau – jetzt stehen die Zeichen aber auf Tiefflug, und darüber kann auch der neue Tech-Hype um Künstliche Intelligenz (KI) nicht hinwegtäuschen. Denn in den USA und Europa droht eine Rezession, und auch die jüngsten Kursgewinne waren bei näherem Hinsehen nicht gerechtfertigt.“, so das angebliche Kapitalmarktfachblatt weiter.

Erinnert an eine umgekehrte „Dienstmädchenhausse“, wenn mit der Erkenntnis das nicht alles rund läuft auch noch der letzte und vermutlich eher uninformierte Privatanleger aus dem Markt gejagt wird.

Zitiert werden hier namhafte und seriöse Experten aus dem Inland und den USA, welche auf die fundamentalen Gefahren hinweisen und zum Teil sogar vor einer langjährigen Baisse warnen – Schreckensszenarien wie ein DAX von 12.000 Punkten werden beschworen. Hier werden weiter rezessionsbedingt schrumpfende Konsumausgaben als Gründe angeführt ergänzt um den Hinweis, dass dem US-Markt die Breite in der Aufwärtsbewegung fehlen würde. Ein großer Teil würde von den großen Tech-Werten und insbesondere Nvidia (Semiconductor für KI) getragen.

Die „Horror-Kurve bei den Anleihen“ nennt das Boulevardblatt+ die invertierte US-Zinskurve. Und sieht weitere Risiken in einer hohen „Short-Seller-Quote“ beim DAX sowie dem „nicht beigelegten US-Schuldenstreit“. Das der Kompromiss „noch vom Kongress gebilligt werden müsse“, was „in den kommenden Wochen noch für Nervosität und Kursschwankungen“ sorgen könnte. Warum dieser letzte Punkt am 06.06.2023 ein politisches Problem ist, wird für immer ein Geheimnis der Experten bleiben, denn der Kongress hatte diesen jedenfalls bereits am 02.06.2023 durchgewinkt.

Insgesamt ein spannender und reißerischer Eintopf, der hier angerührt wurde.

Aus unserer Sicht werden hier viele Dinge verkannt. Bereits Anfang der 90er Jahre erkannte der junge US-Präsident Bill Clinton, dass sein Land in die „Datenautobahn“, heute als Internet bekannt, investieren müsse. Der damals amtierende Kanzler der Deutschen hat sich hierüber köstlich amüsiert. Wir wissen wie die Geschichte ausging und auch die Nachfolgerin bezeichnete die „Datenautobahn“ viel später noch als „Neuland“. Sicherlich nicht nur EIN sondern DER Grund, warum Deutschland den ehrenwerten vorletzten Platz bei der Digitalisierung in Europa einnimmt. Derweil wird über das Thema viel diskutiert in Medien und Politik, da auch wesentliche Protagonisten aus der KI-Industrie vor Gefahren warnen. Man möchte meinen, dass man so dafür sorgt, dass das Thema erst recht auf die Titelseiten kommt.

Und in Deutschland trägt das Früchte. So schrieb das Handelsblatt:

„Ein großer Teil der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland geht davon aus, dass ihre beruflichen Aufgaben in den kommenden Jahren von einer Künstlichen Intelligenz (KI) übernommen werden. In einer noch unveröffentlichten internationalen Umfrage der Beratungsgesellschaft Boston Consulting Group (BCG) gaben in Deutschland knapp 40 Prozent der Befragten an, dass ihr Job durch KI künftig wahrscheinlich nicht mehr existieren wird.“

Glücklicherweise machen es nicht alle Landsleute den Kanzler*innen nach. So schreibt das Handelsblatt weiter:

„In Deutschland gehen der BCG-Studie zufolge immerhin mehr als 70Prozent der Arbeitnehmer davon aus, dass die Vorteile von KI die Risiken überwiegen – etwa, weil sich Tätigkeitsprofile durch Künstliche Intelligenz ändern oder die Technologie ganz neue Geschäftsfelder und Berufe entstehen lässt“

….und:

„Ohnehin könnte Weiterbildung entscheidend für den Ausgang der KI-Revolution werden. Der Bestsellerautor und Historiker Yuval Harari warnte kürzlich vor einer „Klasse der Nutzlosen“. Diese Menschen hätten keine Fähigkeiten, die die Wirtschaft im KI-Zeitalter benötige. „Das wäre eine Katastrophe“, sagte er. Es brauche deshalb eine große Anstrengung, Arbeitnehmer weiterzubilden.

Vielleicht verkennen die „Experten“ ja auch das gigantische Potential welches die Märkte jenseits des Atlantiks so befeuert. Hierzulande gibt es auch kaum Wertpapiere, die davon profitieren können. Maßvolle Regulierung kann hier sicher nicht schaden, schafft sie doch auch Rechtssicherheit bezüglich des Einsatzes. Allerdings erfordert derartige Regulierung auch entsprechendes Know-How beim Regulator.

Wichtiger Treiber für die Märkte ist aber weiterhin der „Preis fürs Geld“, im Volksmund auch „Zins“ genannt. Zins ist der Schmierstoff für alles Wirtschaften. Und ja, die Zinsen sind stark angestiegen und haben Schleifspuren bei den Kursen in bestimmten Branchen und bei sogenannten KMU (Kleinere- und mittlere Unternehmen) hinterlassen. Zwar stehen die großen Indices weiter gut da, aber im Small Cap Bereich fehlt den Märkten weiterhin die Breite.

Wie geht es hier nun weiter?  Kurz nach der Veröffentlichung dieses Standpunktes stehen bereits die nächsten Zentralbankentscheidungen an. Für die USA erwarten manche sogar eine Zinspause der FED (ggfs. auch um die Märkte im Vorfeld der nun anrollenden gigantischen Schuldenaufnahme des Staates in gefälligeres Karma zu versetzen).

Dass die US-Zinskurve so dramatisch invertiert, zeigt eine Erwartungshaltung der Märkte. Diese erwarten offensichtlich weitere Entspannung im Laufe der Monate und Jahre.

Derweil ist die Diskussion in Europa deutlich differenzierter.

In der Tat ist die Meldungslage „kabbelig“ (Wellen und Strömungen im Meer, die durch gegeneinander laufende Wellen keine klare Richtung haben).

Während die Inflationserwartungen der Konsumenten ebenso eingebrochen sind, wie manche Konjunkturdaten oder der Gaspreis, befeuern die Falken die Ängste vor Zweitrundeneffekten durch hohe (zweistellige) Lohnabschlüsse. Auch die teilweise durch klimatische Veränderungen verheerenden Ernteausfälle im Süden Europas dürften die Lage bei den Lebensmittelpreisen nicht entspannen. Wir gehen wie die meisten von einer weiteren Leitzinserhöhung um 25 bps aus. Aber auf die Rhetorik wird zu achten sein.

Erstaunlicher finden wir, dass das Boulevardblatt+ nicht im gleichen Atemzug noch auf der Ampelregierung herumdrischt wie sonst nahezu täglich. In der Tat fordern marktnähere Periodika bereits sehr deutlich das Ende der Ampel. In Anbetracht der Erkenntnis, dass vieles gut gemeint, aber nicht gut gemacht ist, müssen wir manchen Ministerien nun Laienspiel konstatieren. Und selbst der Dirigent, der bisher immer den Eindruck erweckte, er käme, so vergesslich wie er ist, gerade mal so mit sich selber klar, moderiert nun die Verteilung des Taschengeldes durch den Finanzminister und bezieht auf einmal klar Position gegen den Mord an der ukrainischen Bevölkerung. In Anbetracht der Umfrageergebnisse am rechten Rand ein hoffentlich nicht zu spätes Erwachen.

Denn „Habecks Heizhammer“ wie das Boulevardblatt+ stets schreibt ist zwar nicht so schlecht wie es dort immer beschrieben wird, doch zumindest kommunikativ ist das Bild, welches die Ampel hier abgibt, ein Desaster das Werte vernichtet und damit auch Wählerstimmen. Denn die steuerliche Situation hat sich für das eigene Häuschen auch dramatisch verschlechtert. Und die potentiellen Sanierungskosten werden mal eben vom Immobilienwert abgezogen und so zählt nicht mehr nur „Lage“ sondern auch „Wärme“ bei der Bewertung. Das verunsichert Besitzer und Investoren. Wohl den in dieser Branche tätigen Unternehmen, die ihr Geschäftsmodell auf zeitgemäße Objekte fokussiert haben. Ihre Angebote dürften dauerhaft weiter nachgefragt werden.

In der Tat bestehen weiter zahlreiche geostrategische, regulatorische, fiskalpolitische und andere Risiken für das Geld der Privatanleger. Das hat nun auch das Boulevardblatt gemerkt. Aber wer soll danach noch verkaufen? Trends enden immer dann, wenn der letzte Investor in die Richtung des Trends disponiert hat. Weil dann niemand mehr da ist, um den Trend fortzusetzen.

Wir glauben weiterhin an das Licht am Ende des Tunnels. Es gibt strategische Verschiebungen und der Weg wird kein leichter sein. Aber die Grundrichtung stimmt. Dabei bleiben wir. Bis es auch der letzte merkt.

Zu mwb:
Die mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG ist ein von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zugelassener Wertpapierdienstleister mit Niederlassungen in Gräfelfing bei München, Hamburg, Hannover, Frankfurt und Berlin. Das Unternehmen wurde 1993 gegründet. 1999 erfolgte der Börsengang. Heute ist die mwb-Aktie (ISIN DE0006656101, WKN 6656101) an der Börse München im Segment m:access notiert wie auch im Freiverkehr an den Börsen Berlin, Düsseldorf, Frankfurt (Basic Board), Hamburg und Stuttgart. mwb ist in zwei Geschäftsbereichen aktiv: Wertpapierhandel und Corporates & Markets. Im Wertpapierhandel betreut mwb rund 46.000 Orderbücher für deutsche und internationale Wertpapiere. Dabei handelt es sich sowohl um Aktien als auch um festverzinsliche Wertpapiere und offene Investmentfonds. Damit ist mwb einer der größten Skontroführer in Deutschland.

www.fixed-income.org
Foto: Kai Jordan © mwb Wertpapierhandelsbank AG


 

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