In den vergangenen Monaten entwickelte sich die Anleihe der Laurèl GmbH sehr volatil. Im Gespräch mit dem BOND MAGAZINE erläutert Geschäftsführer Dirk Reichert die aktuelle Geschäftsentwicklung.
BOND MAGAZINE: Die Berlin Fashion Week ist gerade zu Ende gegangen. Welche Eindrücke haben Sie aus Berlin mitgebracht?
Reichert: Wir haben auf der Panorama und für die Laurèl Fashion Show im Rahmen der Mercedes Benz Fashion Week großen Zuspruch der europäischen Kunden für die neu gezeigte Kollektion Frühjahr/Sommer 2015 erfahren. Auch die Resonanz in der europäischen Presse war sehr gut, was für ein internationales Label im Premium-Segment sehr wichtig ist. Mein Eindruck ist, dass die Stimmung gegenüber einigen wenigen Labels sehr positiv ist. Laurèl ist eines davon. Der europäische Einzelhandel war allerdings mit dem Verlauf der letzten Monate generell und mit den konkreten Umsätzen unzufrieden. Wir können da ein Stück weit dagegen halten, denn Laurèl wächst auf den Key Account-Flächen, meist sogar zweistellig. Insgesamt sind wir sehr zufrieden und positiv, was den Bereich West-Europa angeht. Die osteuropäischen Kunden sind nun größtenteils in einer Woche in Düsseldorf und dort werden wir sehen, wie sehr die Russland/Ukraine-Krise auf unsere Vororder abstrahlen wird. Die Kollektion kommt aber auch dort nach den ersten Previews sehr gut an.
BOND MAGAZINE: Wie ist die aktuelle Nachfragesituation?
Reichert: Die neue Vororder-Runde beginnt gerade jetzt und dabei geht es um die Frühjahr- und Sommerkollektion 2015, die ab November 2014 ausgeliefert wird und die wiederum maßgeblich ist für unsere Umsätze im nächsten Geschäftsjahr 2014/2015 (30.04.). Es ist also noch etwas früh für erste Aussagen hierzu, aber außer in Osteuropa sind wir sehr zuversichtlich, dass unsere Vorarbeit zu dieser Kollektion uns die geplanten Zahlen erreichen lässt. Osteuropa bleibt speziell mit Ausnahme von Polen spannend für uns, da wir noch nicht genau einschätzen können, wie sich die Währungs- und Ukraine-Krise auswirken wird. Die Fashion Week hat uns aber ein sehr gutes und positives Gefühl zumindest für alle anderen Regionen gegeben. Wir werden dann mit Veröffentlichung unserer Jahreszahlen 2013/2014 am 3. September auch eine erste Aussage zum Verlauf der neuen Vororder treffen können.
BOND MAGAZINE: Der russische Markt ist für Sie sehr wichtig. Welche Auswirkungen haben die Krise in der Ukraine und die Sanktionsdrohungen auf Ihr Geschäft?
Reichert: Der russische Markt steht für rund 25% unserer Umsätze. In den Unsicherheiten über die dortige Entwicklung sehen wir auch den Hauptgrund, weswegen unser Anleihe-Kurs so unter Druck ist. Stand heute können wir sagen, dass wir einige Probleme im März und April mit den letzten Auslieferungen in die Ukraine und Russland hatten und bislang fast alle Auslieferungen der neuen Saison Herbst/Winter 2014 problemlos und wie geplant verlaufen sind. Man muss aber auch einräumen, dass mögliche Abnahme-Ausfälle meist erst am Ende der Auslieferungsperiode im September/Oktober offensichtlich werden. Es bleibt also noch ein gewisses Restrisiko in diesem Bereich bestehen. Wir liefern aber nach Russland ohnehin fast ausschließlich gegen Vorkasse, sodass uns in erster Linie ein Warenbestands- und Rohertragseffekt treffen könnte. Die Währung drückt auf das Geschäft, auch wenn sich der Kurs gerade langsam erholt und wir auch kein direktes Währungsproblem haben, da in Euro gezahlt wird. Aber sicherlich trifft uns die Währungskrise indirekt, , da sich durch diese die Retail-Preise in Russland schlichtweg erhöht haben. Grundsätzlich sind wir im Moment nach vielen Gesprächen mit unseren loyalen Partner in Russland aber davon überzeugt, dass die Krise für den Handel schon in der nächsten Saison H/W 2015 überwunden sein sollte, wenn nicht neue politische Probleme auftreten. Die Wachstumsdynamik, die wir vor 12 Monaten noch gesehen und prognostiziert haben, werden wir allerdings so in dieser F/S 2015-Saison nicht erleben. Ein großer Erfolg wäre es, schon ein kleines Minus oder besser noch ein Pari in Russland und Ukraine in dieser Saison zu erreichen.
BOND MAGAZINE: Mit den Mitteln aus der Anleiheemission wollten Sie u.a. die internationale Expansion vorantreiben. Wie viele Shops haben Sie zurzeit?
Reichert: Unsere Expansion in Westeuropa mit eigenen Stores konnten wir bereits weitgehend abschließen. In den vergangenen zwei Jahren wurden acht Standorte eröffnet bei einem aktuellen Bestand von 20 eigenen Stores in Metropolen wie Madrid, München, Düsseldorf, Köln - oder auch außerhalb Europas in Hongkong und Shanghai. Im laufenden Jahr sollen noch zwei Neueröffnungen in Berlin und Wiesbaden folgen. Die aktuellen Expansionspläne sehen dann noch weitere ein bis zwei neue Outlet-Standorte vor, bevorzugt in gut frequentierten Factory Outlet Centern im deutschsprachigen Raum.In China setzen wir neben den eigenen drei Stores sowie einem eigenen Outlet vorrangig auf Franchisepartner bzw. Partnerunternehmen als Masterfranchiser, die ganze Landesteile mit eigenen Stores abdecken können. Bereits im ersten Halbjahr 2013/2014 ist es gelungen, entsprechend den eigenen strategischen Zielsetzungen einen ersten Masterfranchisevertrag abzuschließen. Der neue Partner für den nordchinesischen Markt hat bereits 8 neue Flächen u.a. in Tsingtao, Harbin und Beijing eröffnet. Bis Ende 2014 sollen mindestens 2 weitere Flächen folgen, im Frühjahr 2015 weitere 4 Stores und in den kommenden vier Jahren sollen es dann bis zu 40 Flächen sein. Letztes Jahr haben wir zudem den Neustart in den USA mit einen „Sales Agent“ vollzogen. Wir agieren dort als Wholesaler und immer in enger Kooperation mit etablierten erstklassigen Partnern wie jetzt aktuell und erfreulicherweise mit Bloomingdale's. Das bewegt sich noch auf einem überschaubaren Niveau, wir sind mit dem Start aber sehr zufrieden und das Potential bei guter Performance ist sicherlich sehr groß.
BOND MAGAZINE: Welchen Ausblick können Sie auf das laufende Geschäftsjahr geben?
Reichert: Unser Geschäftsjahr ist ja noch recht jung und erst zweieinhalb Monate alt. Natürlich beschäftigt uns die Entwicklung in Russland – dort im Land wie auch das Verhalten der russischen Touristen. Es gibt keine von Russen frequentierte Großstadt, die nicht im Retail leidet. Auf der Fashion Week in Berlin im Juli haben wir, wie erwähnt, insgesamt gute Signale und viel Zuspruch erfahren. Wir sind bisher zufrieden und bleiben auch verhalten optimistisch. Allerdings werden sich unsere Wachstumspläne bei Umsatz und Ergebnisbeitrag aufgrund der externen Faktoren wohl um mindestens sechs, wahrscheinlich um 12 Monate nach hinten verschieben.
BOND MAGAZINE: Ihre Anleihe wird von Creditreform mit BB- (watch) eingestuft. Welche Maßnahmen werden Sie ergreifen, um wieder ein positiveres Rating zu erreichen?
Reichert: Unsere Maßnahmen zielen nicht vorrangig darauf ab, das Rating zu verbessern, sondern Umsatz und Ertrag weiter zu steigern. Für die Umsatz- und Ertragssteigerungen setzen wir auf erhöhte Umsätze in den neuen Stores mit einem möglichst zügigen Abschluss der jeweiligen Startphase und damit einem Anstieg der Ertragsmargen. Das kombinieren wir mit insgesamt hoher Kostendisziplin und einer weiterhin sehr risikoaversen Expansionsstrategie, wie zuletzt durch Partner in den USA oder Master-Franchiser in China.
Reichert: Wir nehmen die Anliegen unserer Investoren sehr ernst und wissen, dass wir nach den Vorstellungen unserer Anleiheeigner nicht immer aktiv genug kommunizieren. Das Problem in der Bekleidungsindustrie ist aber, dass wir zu 100% zyklisch agieren und insofern sowohl Retail- und Wholesale-Ergebnisse sinnvollerweise nur halbjährlich berichten können und sollten. Alles was zwischen den Saisons passiert, wird zwar von unserer Marketing-/PR-Abteilung entsprechend mit für die Branche wichtigen Themen über alle Kommunikationskanäle international und sehr reichlich kommuniziert. Leider sind das aber kaum anlegerrelevante Informationen, da sie sich eher mit Events, Kollektion und anderen Aktivitäten rund um das Produkt und die Kunden beschäftigen.
BOND MAGAZINE: Ihre Anleihe notiert bei ca. 65% und damit im Bereich der bisherigen Tiefststände. Werden Sie die Anleihe im November 2017 zu 100% plus Zinsen zurückzahlen?
Reichert: Wir haben bisher die Zinsen wie vereinbart überwiesen und werden das auch weiter tun, das nächste Mal am 16. November. Für die Rückführung der Anleihe gilt, dass wir weiter das angesprochene Ziel vor Augen haben. Sicherlich müssen wir aber die Auswirkungen der Russlandkrise sowie deren Länge sehr aufmerksam beobachten. Und wenn sie tatsächlich länger dauert und es tiefere Einschnitte geben wird und wir somit deutlich von unserer Planung im laufenden Geschäftsjahr abweichen würden, ergreifen wir entsprechende Gegenmaßnahmen. Wir arbeiten bereits seit einigen Wochen an unterschiedlichen Szenarien, die einen solchen Fall möglichst umfangreich abfedern sollen. Wesentlich werden aus meiner Sicht die Ergebnisse der gerade gestarteten Orderrunde sein. Wir bleiben zu diesem Zeitpunkt zuversichtlich, arbeiten noch enger mit unseren Vertriebspartnern insbesondere im Osten zusammen und sind wachsam zugleich.
Das Interview führte Christian Schiffmacher, www.fixed-income.org
„Wir haben bisher die Zinsen wie vereinbart überwiesen und werden das auch weiter tun“, Dirk Reichert, Geschäftsführer, Laurèl GmbH
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