Wir erleben momentan weltweit stark schwankende Aktienmärkte, einerseits ausgelöst durch ein geopolitisches Risiko in Syrien sowie andererseits durch den möglichen Handelskrieg zwischen den USA und China. Nach dem Lehrbuch hieße dies normalerweise, dass viele Investoren erst einmal in den scheinbar sicheren Hafen der Anleihe, der Rentenpapiere flüchten würden. Seit dem Ende letzten Jahres gehen die Experten davon aus, dass die EZB der FED folgen wird und die Zinsen in moderaten Schritten erhöhen wird. Damit würden in der Folge Anleihen wieder einen höheren Kupon bieten müssen, um als Anlageklasse eine höhere Attraktivität zu bieten.
Dies wird aber gerade alles gestört von den stark volatilen Aktienmärkten. Aufgrund der guten konjunkturellen Bedingungen kann sich in Europa das kriselnde Italien momentan gut refinanzieren. Schwächere Aktienmärkte haben einen direkten Einfluss auf die Konjunktur – auch in Italien. Italien muss im Jahr 2019 rund 12 Prozent auslaufende Staatsanleihen prolongieren und müsste dafür, bei Zinserhöhungen der EZB, einen deutlich höheren Risikoaufschlag über die Kuponzahlung bieten. Obwohl die FED mit den schrittweisen Zinserhöhungen gerade begonnen hat, sieht es momentan für die USA kaum rosiger aus. Denn auch Amerika ist hoch verschuldet und muss im nächsten Jahr 10 Prozent seiner Staatsanleihen neu refinanzieren.
Was heißt das alles für Unternehmensanleihen. Wir gehen davon aus, dass sich die Kuponzahlungen bei neuen Emissionen in naher Zukunft nicht deutlich erhöhen werden. Dementsprechend wird die Suche nach lohnenden Kupons im Anleihesegment weitergehen. Dass man dabei sorgsam sein muss, haben uns die letzten Jahre gelehrt. Der Möbelkonzern Steinhoff zeigt uns aber gerade, dass Unregelmäßigkeiten, mit denen sich Staatsanwaltschaften nun beschäftigen müssen, nicht nur im Segment der sogenannten Mittelstandsanleihen vorkommen. Sicherlich kann Steinhoff alleine schon wegen der Größe nicht mit z. B. KTG Agrar verglichen werden. Den Unternehmenschef Markus Jooste zusammen mit seinem Chefaufseher Christo Wiese mit Siegfried Hofreiter zu vergleichen, erscheint aber durchaus bedenkenswert. Alles Personen, die sich selber gerne im Rampenlicht sehen -, die gerne lautstark die Werbetrommel für ihre Unternehmen rühren. Unternehmer, die jeweils in Relation gesetzt, viel Geld für ihre Bekanntheit ausgeben. Unternehmer, die ihre Unternehmen weit verschachteln, abhängige Tochterunternehmen gründen oder zukaufen, um diese dann erneut als Gelddruckmaschine an den Kapitalmarkt zu bringen. Bei den Unternehmensanleihen solcher Selbstvermarkter sollten zukünftig die Alarmglocken läuten. Welchen Sinn machen solch aufgeblähte Organigramme? Welches Unternehmen begibt eigentlich die Anleihe? Welche Abhängigkeiten bestehen? Drei Kernfragen, die sich der Anleger am Anfang aller Analysen stellen sollte und zwar völlig unabhängig von der Größe und der Bekanntheit des Unternehmens.
http://www.fixed-income.org/
(Foto: Ralf Meinerzag © Steubing AG)
