Mit der BioEnergie Taufkirchen GmbH & Co. KG emittiert erstmals ein regionaler Energieversorger eine Mittelstandsanleihe. Aufgrund von langfristigen Abnahmeverträgen ist das Geschäft der BioEnergie Taufkirchen gut planbar und hat langfristig stabile Umsätze und Cashflows. Bei einer Laufzeit von 7 Jahren und einem Kupon von 6,500% erscheint die besicherte Anleihe attraktiv.
Unternehmen
Im Süden von München erzeugt die BioEnergie Taufkirchen als unabhängiger Energieversorger im Wesentlichen mit regenerativen Energieträgern Wärme und Strom. Daraus leiten sich auch ihre Geschäftsfelder „Wärme“ und „Strom“ ab. 70% des Umsatzes werden mit Fernwärme erzielt, 30% mit Stromeinspeisung.
Die produzierte Wärme wird über ein unternehmenseigenes Fernwärme-Versorgungsnetz, das sich aktuell über ca. 38,7 km (Stand Mai 2013) erstreckt, an mehr als 270 Kunden geliefert, welche sich insbesondere aus Immobiliengesellschaften, Gewerbe- und Industriebetrieben sowie öffentlichen Einrichtungen und Verwaltungen, aber auch aus privaten Wohnungs- und Hauseigentümern zusammensetzen. Zu den Hauptkunden der BioEnergie Taufkirchen zählen u.a. die IABG Industrieanlagen-Betriebsgesellschaft mbH, die IVG Immobilien AG, die METRO Cash & Carry Deutschland GmbH, die OBI GmbH & Co. Deutschland KG, die GEWOFAG Holding GmbH, die DEMOS Wohnbau GmbH, die Baywobau Baubetreuung GmbH, die Gemeinden Taufkirchen und Ottobrunn sowie die Universität der Bundeswehr in Neubiberg über einen Wärmeliefervertrag mit der E.ON Bayern Wärme GmbH. Mit ihrer Leistung von 80 MW Heizenergie erreicht die BioEnergie damit heute bereits umgerechnet ca. 8.000 Einfamilienhäuser.
Der generierte Strom, eine Gesamtleistung von etwa 5 MW, wird seit dem Frühjahr 2013 im Rahmen eines Direktvermarktungsmodells aufgrund von wirtschaftlichen Vorteilen gegenüber der garantierten Vergütung gemäß EEG an die Axpo AG, Schweiz, veräußert. Die BioEnergie hat zum Ende eines jeden Monats bis zum Auslaufen der EEG-Vergütung im Jahr 2020 die Möglichkeit, zum alten Modell zurückzuwechseln, in das öffentliche Netz einzuspeisen und erneut die feste EEG-Vergütung in Anspruch zu nehmen. Aus dem EEG entsteht eine Anschluss- und Abnahmepflicht für die Netzbetreiber, weshalb ein Wechsel grundsätzlich problemlos möglich ist.
Der Hauptbetrieb zur Erzeugung von Wärme und Strom der BioEnergie ist ein Biomasse-Heizkraftwerk mit zugehöriger Infrastruktur und angeschlossenem Fernwärmeversorgungsnetz. Weiterhin bestehen als Nebenbetriebe zwei Spitzen- und Reserveheizwerke, die im Geschäftsfeld Wärme zur Überbrückung von Verbrauchsspitzen oder als Reserve bei einem Ausfall des Hauptbetriebs zugeschaltet werden können. Diese Redundanz der Systeme ist notwendig, um Lieferausfälle seitens der BioEnergie im Rahmen der Wärmeversorgung zu vermeiden.
Als Primärenergieträger dienen der BioEnergie Taufkirchen vorwiegend Biomasse/Holz, 50% davon sind Waldhackschnitzel, 48% Sträucher/Wurzelschnitt und 2% Festholz/Stämme. Biomasse deckt 95% des Gesamtbedarfs ab (ca. 100.000 Tonnen p.a.). Als Reservebrennstoff für Spitzenbedarfszeiten dienen Erdgas und Heizöl. BioEnergie Taufkirchen wird von über 150 Lieferanten mit Biomasse versorgt, u.a. von den Bayerischen Staatsforsten, die 20 bis 40% des Jahresbedarfs liefern.
Die Energieversorgung durch Biomasse und Geothermie ist günstiger als durch fossile Brennstoffe. Zudem ist die erzeugte Fernwärme durch den Einsatz regenerativer Energiequellen CO2-neutral.
Besicherung
Der Anspruch der Anleihegläubiger auf Rückzahlung des eingesetzten Kapitals am Ende der Laufzeit und auf fristgerechte Zinszahlung wird wie folgt besichert:
- Erstrangige Grundschuldeintragung auf Grundstücke des Biomasse-Heizkraftwerks im Süden von München (insgesamt 7.596 qm) mit einem Substanzwert der Grundstücke laut Gutachten der eta Energieberatungs GbR, Pfaffenhofen, vom 05.06.2013 von 21,36 Mio. Euro.
- Sicherheitsübereignung des Fernwärmenetzes (West-Strang Taufkirchen, ca. 42% des 38 km langen Fernwärmenetzes) sowie eines Spitzen- und Reserveheizwerkes mit einem Substanzwert von 9,99 Mio. Euro gemäß Gutachten.
- Hinterlegung einer Barsicherheit in Höhe von mindestens zwei jährlichen Zinszahlungen auf einem Treuhandkonto (erste Zinszahlung durch Einbehalt aus dem Emissionserlös, zweite Zinszahlung aus dem Free Cashflow).
Finanzen
Die BioEnergie Taufkirchen erzielte 2012 einen Umsatz von 10,1 Mio. Euro, ein EBITDA von 4,1 Mio. Euro und ein EBIT von 1,7 Mio. Euro sowie einen Jahresüberschuss von 0,6 Mio. Euro. Die Gesellschaft kann durch Ausschöpfung und Verdichtung der bestehenden Infrastruktur organisch wachsen.
Bei einer Bilanzsumme von 29,5 Mio. Euro betrug die Eigenkapitalquote zum 31.12.2012 rund 0,1%. Dieser Wert ist jedoch wenig aussagekräftig, da die Gesellschaft viele Jahre als Personengesellschaft geführt wurde und die Optimierung von Steuern im Vordergrund stand.
Die umfangreichen Assets, allen voran Grundstücke und das Fernwärmenetz (Weststrang), die den Anleihegläubigern als Sicherheit dienen, weisen gutachterliche Substanzwerte von 31,4 Mio. Euro auf. Eine kreditfinanzierende Bank, der der Oststrang des Fernwärmenetzes als Sicherheit dient, hat auf die Wertgutachten einen Sicherheitsabschlag von 35% vorgenommen. Bei einem Sicherheitsabschlag in gleicher Höhe ergibt sich für die Grundstücke und den Weststrang des Fernwärmenetzes ein Wert von 20,4 Mio. Euro, der damit deutlich über dem Anleihevolumen von 15 Mio. Euro liegt.
Mittelverwendung
Die Mittel aus der Anleiheemission sollen zur Umfinanzierung von bestehenden Bankkrediten und zur Glättung der Finanzierungsstruktur verwendet werden. Zudem plant die Gesellschaft Investitionen in Anlagen und eine moderate Erweiterung des Netzes.
Die Gesellschaft beabsichtigt den Emissionserlös insbesondere wie folgt zu verwenden:
- Ablösung von Bankdarlehen und Kreditlinien in Höhe von 10,7 Mio. Euro
- Investitionen in Anlagen Netzverdichtung entlang der bestehenden Trassen (Anschluss von Neukunden) in Höhe von 3,0 Mio. Euro
- Hinterlegung der Barsicherheit in Höhe einer vollständigen Zinszahlung auf die Anleihe auf ein Treuhandkonto in Höhe von 0,975 Mio. Euro
Stärken
-hohe stille Reserven
-gute Kostenstruktur
-langfristige Verträge mit Kunden
-solide Besicherung
Schwächen
-ausgewiesene Eigenkapitalquote
Fazit:
Die BioEnergie Taufkirchen GmbH & Co. KG hat ein eigenes Fernwärmenetz und langfristige Abnahmeverträge. Das Geschäft ist gut planbar, die Umsätze und Cashflows sind relativ stabil und die erzeugte Energie ist weitgehend CO2-neutral. Das Emissionsvolumen von 15 Mio. Euro entspricht dem Mindestemissionsvolumen. Damit haben Anleihegläubiger die Sicherheit, dass eine Anleiheemission mit einem geringeren Volumen nicht durchgeführt werden würde.
Die Analyse der Finanzen wird durch die bisherige Steueroptimierung nicht vereinfacht. Nimmt man auf das Wertgutachten der Sicherheiten vorsichtshalber einen Abschlag von 35%, wie dies eine kreditfinanzierende Bank mit ihren Sicherheiten macht, so ergibt sich bei einem Wertgutachten über 31,4 Mio. Euro ein konservativer Wert von mindestens 21,5 Mio. Euro. Dieser Wert übersteigt das Anleihevolumen deutlich. Damit sollten Anleger auf der sicheren Seite sein. Ein Investment erscheint vielversprechend.
Robert Cleve, Christian Schiffmacher, www.fixed-income.org
Tab. 1: Geschäftsentwicklung BioEnergie Taufkirchen
in Mio. Euro | 2012 | 2011 |
Umsatz | 10,1 | 10,0 |
EBITDA | 4,1 | 2,5 |
EBIT | 1,7 | 0,3 |
Netto-Ergebnis | 0,6 | -0,8 |
Tab. 2: Eckdaten der BioEnergie Taufkirchen-Anleihe
Emittent | BioEnergie Taufkirchen GmbH & Co. KG |
Zeichnungsfrist | 15.07.-26.07.2013 |
Notierungsaufnahme | 30.07.2013 |
Kupon | 6,500% |
Zinslauf | Jährlich |
Emissionsvolumen | 15 Mio. Euro |
Laufzeit | 30.07.2020 |
WKN | A1TNHC |
ISIN | DE000A1TNHC0 |
Segment | m:access, Börse München |
Rating | BBB- (durch Scope) |
Institutional Sales | Portfolio Financial Services, Baader Bank, Conmit Bank und GBC Kapital |
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