Anleihen von Unternehmen mit bekannten Marken, insbesondere aus den Bereichen Nahrungs- und Genussmittel, erfreuen sich bei Anlegern großer Beliebtheit. Die meisten öffentlich platzierten Anleihen aus dem Sektor notieren deutlich über dem Emissionspreis von 100%, wie z.B. Semper idem Underberg, Karlsberg, Katjes International und Katjes Greenfood. Aktuell begibt die Gubor Schokoladen GmbH eine fünfjährige Anleihe mit einem Kupon zwischen 7,50% und 8,50%. Kann sich die Anleihe in die Reihe der Anleiheemittenten mit starker Kursentwicklung einreihen?
Transaktionsstruktur
Die Gubor Schokoladen-Anleihe 2024/29 (WKN A383SJ, ISIN DE000A383SJ3) kann sowohl über die Webseite der Emittentin unter www.gubor-anleihe.de als auch über die Zeichnungsfunktionalität DirectPlace der Deutsche Börse AG, d.h. via Kauforder am Börsenplatz Frankfurt, gezeichnet werden. Die Zeichnung über die Website ist voraussichtlich bis 25.11.2024, 12.00 Uhr, und über die Börse Frankfurt bis 27.11.2024, 12.00 Uhr möglich.
Die Anleihe hat ein Zielvolumen von 60 Mio. Euro. Der Kupon wird in einer Range von 7,50%-8,50% p.a. liegen. Die Zinszahlung erfolgt halbjährlich nachträglich. Der finale Zinssatz der Anleihe wird mit einem Bookbuilding-Verfahren nach Ende des Angebots voraussichtlich am 27. November 2024 festgelegt.
Voraussichtlich ab dem 2. Dezember 2024 soll die Anleihe in den Handel im Open Market (Freiverkehr) der Frankfurter Wertpapierbörse im Segment Quotation Board einbezogen werden.
Unternehmen
Die Emittentin der Anleihe, die Gubor Schokoladen GmbH, ist die Konzernobergesellschaft der Gubor-Gruppe, einer der führenden Schokoladenhersteller in Familienbesitz mit einem Jahresumsatz von über 300 Mio. Euro, die mit eigenen Produktionsanlagen hochwertige Süßwarenprodukte im Marken- und Private Label-Segment in Europa anbietet. In fünf modernen Produktionsstätten in Deutschland sowie einem Werk in Polen stellt sie Produkte unter den eigenen Marken Riegelein, Sun Rice, Gubor, Friedel und Eichetti her. Das Sortiment der Süßwaren besteht aus Schokoladen-Saisonartikeln, insbesondere für Weihnachten und Ostern, sowie ganzjährig Tafelschokolade, Dragees, Premium-Produkten, Eiskonfekt-Spezialitäten, Zuckerwaren sowie Brauseartikeln.
Das Kerngeschäft basiert auf dem Saisongeschäft (ca. 80% des Umsatzes) im Süßwarenhandel für Ostern und Weihnachten. Bei den Schokoladenhohlfiguren sieht sich das Unterhemen als Weltmarktführer. Der Großteil des Umsatzes wird durch das sogenannte Private Label-Geschäft erzielt, im Geschäftsjahr 2023/24: 80%.
Nach gezielten Akquisitionen der Gruppe und Investitionen in modernste Produktionsanlagen in den vergangenen Jahren vollzieht die Gesellschaft nun erstmals in ihrer Unternehmensgeschichte die strategische Öffnung zum Kapitalmarkt.
Mittelverwendung
Die Gesamtkosten der Emission bei vollständiger Platzierung der angebotenen Schuldverschreibungen in Höhe des Zielvolumens belaufen sich auf rund 3 Mio. Euro. Daraus ergibt sich bei entsprechender vollständiger Platzierung ein Nettoemissionserlös von ca. 57 Mio. Euro.
Die Emittentin beabsichtigt, den Nettoemissionserlös bei angenommener vollständiger Platzierung zu ca. 90% für die Rückführung einer bestehenden Bankenfinanzierung in Höhe von insgesamt rund 50 Mio. Euro (zzgl. aufgelaufener Zinsen) zu verwenden. Der restliche Teil des Emissionserlöses soll, sofern es zu einer Einigung der Parteien über den Erwerb der weiteren 49% der Kommanditanteile an der Hans Riegelein & Sohn GmbH & Co. KG durch die Emittentin kommt, zu etwa 10% für die Kaufpreiszahlung verwendet werden. Für den Fall, dass das Zielvolumen nicht erreicht wird, erfolgt eine Verwendung der Mittel in der Priorisierung gemäß der Reihenfolge, in der diese vorstehend aufgeführt wurden.
Geschäftsentwicklung
Der Umsatz belief sich im Geschäftsjahr (Mai 2023 bis April 2024) erstmalig auf mehr als 300 Mio. Euro. Auch für die kommenden Jahre plant das Unternehmen mit weiteren Umsatzsteigerungen. Das EBITDA lag bei 17,6 Mio. Euro, woraus ein Jahresüberschuss von 1,7 Mio. Euro resultiert. Adjustiert um Sondereffekte betrug das EBITDA 22,4 Mio. Euro. Im Vorjahr hatte das Unternehmen einen Verlust von 10,8 Mio. Euro erwirtschaftet, der maßgeblich durch Sondereffekte verursacht wurde. Ohne diese hätte sich das EBITDA auf 15,9 Mio. Euro belaufen.
Kennzahlen / Kreditfälligkeiten
Im Wertpapierprospekt finden wir gar keine bondspezifischen Kennzahlen. Die Nettofinanzverschuldung beläuft sich zum Bilanzstichtag auf 68,3 Mio. Euro. Im Verhältnis zum bereinigten EBITDA ergibt sich ein Verschuldungsgrad von 3,1x. Zuzüglich der außerbilanziellen Leasing- und Mietgeschäfte und der Pensionsverbindlichkeiten steigt die Nettoverschuldung auf 88,2 Mio. Euro (Vorjahr 85 Mio. Euro). Der Verschuldungsgrad (berechnete Nettoverschuldung zum EBITDA) beträgt somit das 5-fache.
Die Laufzeit der Konsortialkreditlinie mit den Banken endet Ende April 2025. Im Zuge der Verlängerung dieses Kredits im vergangenen Jahr haben die Banken eine Erhöhung des Eigenkapitals um 30 Mio. Euro zur Bedingung gemacht. Sollte diese nicht erfüllt werden, steht den Instituten ein fristloses Kündigungsrecht zu. Die Gubor-Gruppe befindet derzeit in fortgeschrittenen Gesprächen hinsichtlich eines Kaufvertrags mit einem Interessenten.
Stärken
- Bekannte Marke
- starke Marktstellung
- hoher Kupon
- Mindestemissionsvolumen von 50 Mio. Euro
Schwächen
- Schwache Zahlen
- hohe Kreditfälligkeiten im kommenden Jahr
- Vorfinanzierung von Saisonware notwendig
Fazit:
Die Gubor-Gruppe konnte in den letzten Geschäftsjahren den Umsatz deutlich steigern und plant künftig den Ausbau des Geschäfts, sowohl auf nationaler als auch internationaler Ebene. Um die Auslastung in den Monaten ohne Saisongeschäft, also im Sommer, zu steigern, will die Gubor-Gruppe das Geschäft mit Ganzjahresartikeln stärken und das Portfolio erweitern.
Gubor hat eine starke Marktstellung (insbesondere bei Schokoladenhohlkörpern). Der Kupon ist mit 7,50%-8,50% p.a. hoch. Anleihen von Unternehmen mit bekannten Marken aus dem Bereich Nahrungs- und Genussmittel erfreuen sich bei Anlegern offensichtlich einer großen Beliebtheit. Davon könnte auch Gubor profitieren. Positiv sehen wir auch das Mindestemissionsvolumen von 50 Mio. Euro. Kritisch sehen wir die schwachen Zahlen, auch wenn diese u.a. von Sondereffekten geprägt waren, und die hohen Kreditfälligkeiten im kommenden Jahr. Die Gubor-Anleihe ist für spekulativ orientierte Anleger interessant.
Christian Schiffmacher, www.fixed-income.org
Gubor Gruppe - Geschäftsentwicklung
Geschäfts-jahr 2021/22 | Geschäfts-jahr 2022/23 | Geschäfts-jahr 2023/24 | |
Umsatz | 260.207 | 274.551 | 311.996 |
EBITDA | 9.347 | 998 | 17.575 |
Adjusted EBITDA | 9.347 | 15.936 | 22.325 |
Jahresüberschuss/-fehlbetrag | -173 | -10.780 | 1.732 |
nicht beherrschende Anteile | 109 | 3.024 | -2.128 |
Konzernjahresüberschuss/-fehlbetrag | -64 | -7.756 | -396 |
Eigenkapitalquote | 26,0% | 16,2% | 16,4% |
Angaben in tausend Euro, Quelle: Gubor, Metzler Research
Geschäftsjahresende: 30.04.
Eckdaten zur Gubor Anleihe 2024/29
Emittent | Gubor Schokoladen GmbH |
Kupon | 7,50%-8,50% p.a. |
Wertpapierart | Inhaber-Teilschuldverschreibung |
Status | unbesichert |
Zeichnungsfrist | 08.11.-25.11.2024 (Gubor-Website), 08.11.-27.11.2024 (Börse Frankfurt) |
Valuta | 02.12.2024 |
Laufzeit | 02.12.2029 |
Zielvolumen | 60 Mio. Euro |
Mindestemissions-volumen | 50 Mio. Euro |
ISIN / WKN | DE000A383SJ3 / A383SJ |
Stückelung | 1.000 Euro |
Listing | Open Market |
Joint Bookrunners | ICF Bank AG, B. Metzler seel. Sohn & Co. AG |
Internet / Wertpapierprospekt | www.gubor-anleihe.de |