Die Continental AG, viertgrößter Automobilzulieferer der Welt mit Sitz in Hannover, blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2011 zurück. Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahr um gut 17% auf 30,5 Mrd. Euro, der Nettogewinn stieg gar um 105% auf 1,33 Mrd. Euro, was gleichzeitig das beste jemals erzielte Ergebnis darstellt. In der Grobstruktur besteht das Unternehmen aus zwei Bereichen, der Automotiv Group (Autoelektronik) und der Rubber Group (Reifen). Erstere trägt etwa 60% zum Umsatz bei, letztere 40%.
Continental konnte seine Geschäftstätigkeit weltweit in allen Regionen ausweiten, wobei der Umsatzanstieg im asiatischen Raum am deutlichsten ausfiel. Für 2012 rechnet das Unternehmen mit zusätzlichen Umsätzen im Bereich von 5-6% bei einer etwa gleichbleibenden EBIT-Marge von knapp 9%. Risiken sieht man im allgemein schwankungsanfälligen Automobilgeschäft sowie den volatilen Rohstoffpreisen.
Schuldenberg verkleinert sich
Die Finanzsituation der Continental AG ist noch immer stark geprägt durch die Übernahme der Automotive-Sparte von Siemens im Jahr 2007, was zu einer nach wie vor überdurchschnittlichen Gesamtverschuldung des Unternehmens führt. Dennoch konnten die Netto-Finanzschulden seit 2007 deutlich zurückgeführt werden, von 10,9 Mrd. Euro auf gegenwärtig etwa 6,7 Mrd. Euro. Die Eigenkapitalquote lag zuletzt bei 29%, so hoch wie seit 2006, als noch 43% erreicht wurden, nicht mehr. Lag das Verhältnis von Nettoverschuldung zu EBITDA im Jahr 2007 noch bei 4,6 und im Jahr darauf bei 6,3, so konnte dieser Wert 2011 auf 2,1 reduziert werden.
Vieles spricht dafür, dass der Konzern seine Schuldendienstfähigkeit in naher Zukunft weiter verbessern kann. Eine gewisse Unsicherheit ergibt sich aus der zukünftigen Geschäftspolitik des Conti-Eigners Schaeffler. Zwar sieht eine Investorenvereinbarung aus dem Jahr 2008 vor, dass sich die Schaeffler AG mit 49,99% der Conti-Aktien begnügen muss und darüber hinaus der Conti-Führung in der Strategie- und Geschäftspolitik freie Hand lässt. Dieses „Stillhalteabkommen“ läuft allerdings im Sommer 2012 aus; wie die selbst hochverschuldete Schäffler AG ab diesem Zeitpunkt in die Finanzen ihrer Tochter Continental eingreift, ist noch unklar. Klar ist wohl, dass Continental in diesem Jahr das erste Mal seit vier Jahren wieder eine Dividende zahlt, was Großaktionär Schaeffler ganz gewiss zugute kommt.
Conti-Anleihen gefragt
Einer guten Kursentwicklung erfreuen sich in den letzten Monaten die vier ausstehenden Anleihen des Konzerns. Die Kurse für die zwischen 2015 und 2018 auslaufenden besicherten Euro-Bonds bewegen sich gegenwärtig zwischen 105 und 110, was Renditen von 5 bis 6,2% zur Folge hat. Alle vier Anleihen sind bei Moody´s mit B1 gerated, bei S&P mit B. Der Ausblick wird von beiden Häusern positiv gesetzt.
Insgesamt erscheint eine Kaufempfehlung für die Anleihen-Papiere von Continental gerechtfertigt. So weist UniCredit Credit Research auf das weitere Entschuldungspotenzial des Unternehmens im laufenden Geschäftsjahr hin und empfiehlt insbesondere den 2010/18er Bond.
Robert Cleve
Tab. 1: Kennzahlen der Continental AG
2007 | 2008 | 2009 | 2010 | 2011 | |
Umsatz | 16,62 | 24,24 | 20,10 | 26,05 | 30,51 |
EBITDA | 2,47 | 1,52 | 1,66 | 3,51 | 4,14 |
Ergebnis nach Steuern | 1,05 | -1,08 | -1,61 | 0,65 | 1,33 |
FFO/Nettoverschuldung | 17,3% | 14,4% | 10,8% | 25,0% | 31,9% |
Nettoverschuldung/EBITDA | 4,6x | 6,3x | 4,1x | 2,5x | 2,1x |
Angaben in Mrd. Euro
Tab. 2: Eckdaten der Conti-Anleihen
Emittent/ISIN | Kupon | Stückelung | Laufzeit | Kurs | Rendite |
Conti-Gummi Finance B.V. | 8,500% | 50.000 Euro | 15.07.2015 | 110,00% | 5,2% |
Conti-Gummi Finance B.V. | 6,500% | 50.000 Euro | 15.01.2016 | 105,00% | 5,0% |
Conti-Gummi Finance B.V. | 7,500% | 50.000 Euro | 15.09.2017 | 107,00% | 6,2% |
Conti-Gummi Finance B.V. | 7,125% | 50.000 Euro | 15.10.2018 | 106,00% | 6,1% |