Die Ekotechnika GmbH, einer der größten Landtechnikhändler in Russland, emittiert in Bondm eine Unternehmensanleihe im Volumen von 60 Mio. Euro (WKN: A1R1A1 / ISIN: DE000A1R1A18). Gezeichnet werden kann die Anleihe vom 29. April bis 08. Mai. Die Gesellschaft wird von der Creditreform Rating AG mit BB- eingestuft. Ekotechnika bietet bei einer fünfjährigen Laufzeit der Anleihe einen Kupon von 9,750%. Insgesamt sind eine erfolgreiche Emission und eine positive Entwicklung zu erwarten, die mittelfristig jedoch mit einer akzeptablen Bilanzstruktur untermauert werden sollten.
Gesellschaft
Die Ekotechnika GmbH ist eines der größten Landmaschinen-Handels- und Serviceunternehmen in Russland. Die Unternehmensgruppe hat drei exklusive Händlerverträge mit John Deere, dem weltweit führenden Hersteller von Landmaschinen, und zählt zu den drei größten John Deere-Händlern in Europa. Daneben werden u.a. auch Produkte anderer Hersteller wie JCB (Telelader), Väderstad (Sämaschinen, Bodenbearbeitungsmaschinen), Lemken (Sämaschinen, Bodenbearbeitungsmaschinen, Spritzen), Grimme (Erntetechnik) vertrieben. Der Umsatz mit John Deere-Produkten macht ca. 71% des Gesamtumsatzes aus. Die Gesellschaft beschäftigte im Geschäftsjahr 2011/12 (zum 30.09.) durchschnittlich 583 Mitarbeiter.
Vorgängerunternehmen haben die Handelsaktivitäten Anfang der 90er Jahre aufgenommen. Anfang 2004 wurde die Arbeit als Vertriebspartner von John Deere in Russland aufgenommen. Die jetzige Ekotechnika GmbH wurde Ende Februar 2011 gegründet. Die Gründung erfolgte durch eine gesellschaftsrechtliche Trennung von der Agrarwirtschaft (der Ekosem-Agrar GmbH). Ekotechnika und Ekosem-Agrar sind seitdem zwei unabhängige Schwestergesellschaften (mit zum Teil neuen Gesellschaftern). Die Gesellschaften unterhalten Geschäftsbeziehungen zueinander. Ekotechnika hat drei regionale Handelsgesellschaften mit zurzeit elf Filialen. Der Aufbau von sechs weiteren Filialen ist geplant.
Geschäftsentwicklung
Im Geschäftsjahr 2011/12 (zum 30.09.) konnte der Umsatz von 101,5 Mio. Euro auf 169,6 Mio. Euro gesteigert werden. Das Netto-Ergebnis stieg dabei von -1,0 Mio. Euro auf 4,3 Mio. Euro. Im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2012/13 konnte der Umsatz um 50% auf 28,2 Mio. Euro gesteigert werden. Das Umsatzwachstum hatte jedoch aufgrund der gesunkenen Rohertragsmarge einen unterproportionalen Ergebniseffekt. So ist der Rohertrag von 4,2 Mio. Euro auf 5,6 Mio. Euro gestiegen, das EBIT von -1,1 Mio. Euro auf 0,5 Mio. Euro. Ein Großteil der Umsätze (ca. 65-70%) wird jedoch üblicherweise in den Monaten April bis September erzielt.
Risiken
Als Risikofaktoren fallen die Währungsrisiken sowie die unzureichende Eigenkapitalausstattung auf.
Obwohl ein Teil der vertriebenen Produkte in Werken in Russland gefertigt Wird (u.a. wegen der staatlichen Förderung lokal produzierter Waren und wegen Kostenvorteilen), erfolgt die Abrechnung mit den Herstellern in US-Dollar oder Euro. Da der Konzern keine Währungssicherung betreibt, ergeben sich Risiken aus Wechselkursschwankungen.
Nach einem bilanzanalytischen Abzug von Geschäfts- und Firmenwerten errechnet sich, trotz einer Erhöhung des gezeichneten Kapitals um 2 Mio. Euro im September 2012 und eines Jahresüberschusses von 4,3 Mio. Euro, ein negatives Eigenkapital von -7,89 Mio. Euro.
Mittelverwendung
Ca. 53 Mio. Euro des erwarteten Nettoemissionserlöses von 57,9 Mio. Euro sollen für die Tilgung bestehender Bankverbindlichkeiten verwendet werden, davon ca. 75% langfristige und 25% kurzfristige. Der verbleibende Betrag wird in den weiteren Ausbau der Infrastruktur in Form von Service-Zentren investiert sowie im kleineren Umfang für sonstige betriebliche Zwecke verwendet.
Stärken:
- steigende Nachfrage nach Agrarrohstoffen und Nachholbedarf an Agrartechnik in Russland
- starke Marktstellung und exklusive Vertriebsregionen für John Deere-Maschinen
- guter Cash Flow
- Konzentration auf Premiumhersteller
- die margenstarken und weniger zyklischen Bereiche Ersatzteilservice, Wartung und Reparatur gewinnen an Bedeutung
- Anleiheemission senkt Finanzierungskosten
Schwächen:
- inakzeptable Eigenkapitalausstattung (Eigenkapital ist um immaterielle Vermögensgegenstände bereinigt negativ)
- Währungsrisiken
- hoher Wettbewerbsdruck, hoher Marktanteil von Herstellern aus Russland und Weißrussland (wie z.B. Belarus und Rostselmash)
- Risiko des Wegfalls von Zinssubventionen für neue Landmaschinen
Fazit:
Ekotechnika profitiert von einer weltweit steigenden Nachfrage nach Agrarrohstoffen und einem deutlichen Nachholbedarf an Ausrüstung in Russland. Als exklusiver Vertriebspartner von John Deere auf einer Fläche, die so groß ist wie Deutschland, Frankreich und Italien zusammen, ist Ekotechnika sehr gut positioniert. Dem hohen Kupon stehen auch entsprechende Risiken gegenüber. Als größte Risikofaktoren sind, in einem insgesamt zyklischen Geschäft, in erster Linie die unzureichende Eigenkapitalausstattung und Währungsrisiken zu sehen.
Ekotechnika dürfte bei ihrer Anleiheemission deutlich von der positiven Performance der Unternehmensanleihen der Schwestergesellschaft Ekosem-Agrar GmbH und vom Renditehunger der Investoren profitieren. So spricht insbesondere das Marktsentiment für eine erfolgreiche Emission und wohl auch für zunächst steigende Anleihekurse. Das Management wäre gut beraten, eine solche Entwicklung durch eine stärkere Eigenkapitalausstattung zu untermauern.
Text: Christian Schiffmacher, Robert Cleve
Ein Interview mit dem Ekotechnika-CFO Wolfgang Bläsi ist im BOND MAGAZINE 41 (Seiten 10 und 11) zu finden.
Tab. 1: Eckdaten der Ekotechnika-Anleihe
Emittent | Ekotechnika GmbH |
Zeichnungsfrist | 29.04.-08.05.2013 |
Kupon | 9,750% |
Emissionsvolumen | 60 Mio. Euro |
WKN | A1R1A1 |
ISIN | DE000A1R1A18 |
Laufzeit | 09.05.2018 |
Zinstermin | Jeweils 10. Mai |
Listing | Bondm, Börse Stuttgart |
Rating | BB- (durch Creditreform Rating) |
Internet | www.ekotechnika.de |
Tab. 2: Ekotechnika – Geschäftsentwicklung
2011/12 | 2012/13e | 2013/14e | 2014/15e | |
Umsatz | 169,6 | 208,8 | 247,3 | 277,5 |
EBITDA | 17,2 | 20,3 | 26,2 | 30,4 |
EBIT | 15,4 | 18,0 | 23,3 | 27,3 |
Netto-Ergebnis | 4,3 | 4,3 | 9,0 | 12,5 |
Wirtschaftl. Net Debt/EBITDA | 7,4x | 5,3x | 4,1x | 3,3x |
EBITDA Interest Coverage | 1,8x | 1,6x | 2,3x | 2,7x |
EBIT Interest Coverage | 1,6x | 1,4x | 2,0x | 2,4x |
Angaben in Mio. Euro
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Soeben erschienen: BOND YEARBOOK 2012/13 -
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