Die PORR AG, einer der größten österreichischen Baukonzerne, plant die Begebung einer weiteren Unternehmensanleihe (ISIN: DE000A1HSNV2). Diese soll zum Handel in den Geregelten Freiverkehr der Wiener Börse zugelassen sowie in das Segment Entry Standard für Anleihen der Börse Frankfurt einbezogen werden. Bei einer Laufzeit von 5 Jahren beträgt der Kupon 6,250%. Das geplante Emissionsvolumen beläuft sich auf bis zu 50 Mio. Euro. Die PORR AG beabsichtigt den Erlös aus der Emission für die Optimierung des Finanzportfolios und die Stärkung ihrer Finanzkraft zu verwenden.
Unternehmen
Gegründet 1869, ist die börsenotierte PORR AG eines der größten und traditionsreichsten Bauunternehmen Österreichs. PORR versteht sich als flexibler Full-Service-Baukonzern mit vorgelagerter Projektentwicklung sowie nachgelagertem Immobilien- und Facility Management. Die PORR-Gruppe bietet alle Bauleistungen von Hochbau und Tiefbau bis zu Straßenbau oder Tunnelbau an. Dank einer lückenlosen Wertschöpfungskette ermöglicht das umfassende Know-how der PORR-Gruppe auch die Realisierung komplexer Großprojekte. Die PORR-Gruppe ist neben ihren Heimatmärkten Österreich, Deutschland, Schweiz, Polen und Tschechien auch selektiv in CEE/SEE sowie in Katar, Oman und dem Königreich Saudi-Arabien tätig.
In den vergangenen Jahren wurde PORR neu ausgerichtet. Dies war insbesondere aufgrund einer rückläufigen Bauleistung im Zuge der Finanzkrise notwendig. PORR zog sich aus den verlustreichen Märkten in Ungarn und Rumänien zurück und konzentrierte sich auf die Heimatmärkte. Nach dem Wechsel der Eigentümerstruktur hat PORR 2012 den Turnaround geschafft. Ein Konsortium um CEO Ing. Karl-Heinz Strauss hält seitdem knapp 68% der PORR-Aktien. Für das kommende Frühjahr ist im Zuge eines „Re-IPOs“ eine Kapitalerhöhung geplant, die einen Emissionserlös von ca. 60 Mio. Euro haben könnte. Das Syndikat um CEO Karl-Heinz Strauss und den österreichischen Unternehmer Ortner möchte auch nach der Kapitalerhöhung 50% plus 1 Aktie halten.
In den kommenden Jahren sollen zudem im Rahmen des Programms „fitforfuture“ u.a. nicht betriebsnotwenige Immobilien verkauft werden. Diese hatten zum 31.12. einen Wert von ca. 700 Mio. Euro, zwei Drittel dieser Objekte sollen verkauft werden. In den kommenden zwei Jahren könnten ca. 350 Mio. Euro erlöst werden, wobei die Objekte z.T. mit Fremdkapital finanziert sind.
Geschäftsentwicklung
Im ersten Halbjahr 2013 betrug der Umsatz 1.041,8 Mio. Euro, dabei wurde ein EBIT von 14,5 Mio. Euro erwirtschaftet. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres konnte PORR die Produktionsleistung um 13,2% auf 2.285 Mio. Euro steigern. Der Auftragsbestand ist zum 31.09. um 47% auf 4.721 Mio. Euro gestiegen. Das Unternehmen wurde mit dem Bau einer Doppel-Tunnelröhre mit einer Länge von 16,6 km sowie sechs U-Bahnstationen in Doha, der Hauptstadt von Katar, beauftragt. Mit einem Volumen von 945 Mio. Euro handelt es sich um den größten Einzelauftrag der Firmengeschichte. Die Bahnstrecke Stuttgart-Ulm („Albaufstieg“) hat ein Auftragsvolumen von 600 Mio. Euro.
Mittelverwendung
Die PORR AG beabsichtigt, den Erlös aus der Anleiheemission für die Optimierung des Finanzportfolios und die Stärkung der Finanzkraft zu verwenden.
Stärken
- Rekordauftragsbestand von 4,7 Mrd. Euro, davon 945 Mio. Euro für Bauarbeiten an der U-Bahn „Green Line“ in Katar
- Kapitalerhöhung / „Re-IPO“ für das Frühjahr 2014 geplant, Mittelzufluss von ca. 60 Mio. Euro möglich
- Verkauf nicht betriebsnotweniger Immobilien und Kostensenkungsprogramm sollten zu einer Bilanzverkürzung und Erhöhung der Profitabilität führen.
- Syndikat um CEO Strauss ist substanziell am Unternehmen beteiligt und plant auch nach der Kapitalerhöhung noch über 50% zu halten.
Schwächen
- Negatives Branchensentiment nach Alpine-Pleite; PORR-Anleihen waren in der Folge sehr volatil.
- relativ margenschwaches Business
Fazit:
PORR hat starke Argumente für die Anleihe. Die Gesellschaft hat einen Rekordauftragsbestand und plant für das kommende Frühjahr eine Kapitalerhöhung. Das Management ist zudem substanziell mit eigenem Geld ins Risiko gegangen und hat den Turnaround geschafft. Das Kostensenkungsprogramm und der Verkauf von nicht betriebsnotwendigen Immobilien sollte die Ertragsentwicklung positiv beeinflussen. Das Branchensentiment dürfte jedoch nach der Alpine-Pleite insbesondere in Österreich eher negativ sein. Insgesamt erscheint das Chance-Risiko-Verhältnis positiv. Ein Investment sollte sich auszahlen.
Christian Schiffmacher, www.fixed-income.org
Tab. 1 PORR - Geschäftsentwicklung
| 2011 | 2012 | 2013e | 2014e | 2015e |
Umsatz | 2.212,5 | 2.314,8 | 2.451,1 | 2.828,6 | 2.963,8 |
EBT | -83,1 | 22,0 | 32,8 | 63,1 | 75,5 |
EBT-Marge | neg. | 1,0% | 1,3% | 2,2% | 2,5% |
Net Debt/EBITDA* | 49,8 | 5,9 | 4,4 | 2,7 | 2,0 |
Eigenkapitalquote | 14,2% | 15,7% | 17,8% | 20,4% | 21,7% |
EBIT Interest Coverage | - | 1,2 | 1,5 | 2,2 | 2,4 |
Eigenkapitalquote | 14,2% | 15,7% | 17,8% | 20,4% | 21,7% |
Angaben in Mio. Euro, Quelle: eigene Berechnungen, *) bereinigt um Pensionen und Genussrechte
Tab. 2: Eckdaten der PORR-Anleihe
Emittent | Allgemeine Baugesellschaft – A. PORR AG |
Kupon | 6,250% |
Zeichnungsfrist | 13.11.-22.11.2013 |
Laufzeit | 26.11.2018 (5 Jahre) |
Volumen | 50 Mio. Euro |
Segment | Geregelter Freiverkehr Börse Wien, Entry Standard für Anleihen Börse Frankfurt |
ISIN | DE000A1HSNV2 |
Bookrunner | Steubing AG |
Internet | www.porr.at |