Man braucht keine Kristallkugel, um ein weiteres dynamisches Jahr für die Finanzmärkte vorherzusagen. Das heißt aber nicht unbedingt, dass 2011 ein lockeres Jahr für Anleger wird, da die Märkte vielfach noch mit Problemen zu kämpfen haben. Risikoscheue Investoren könnten sich davon abschrecken lassen. Dabei sollte man allerdings nicht vergessen, dass lebhaftere Märkte auch mehr Chancen bieten.
Aber auf dem holprigen Weg zu einem konstruktiven Ergebnis müssen die Risiken überwunden werden, mit denen das Basisszenario gespickt ist. Dabei stechen zwei potenzielle Risiken besonders hervor, die den Ausblick entweder grundlegend ändern oder zu kurzzeitigem massivem Anstieg der Volatilität führen. Da ist zunächst das Risiko einer anhaltenden Schuldenkrise in Europa, solange die politisch Verantwortlichen keine glaubwürdige, auf lange Sicht angelegte Lösung der Solvenzprobleme von Ländern an der EWU-Peripherie finden. Hinzu kommt das Risiko einer „Überhitzung“ der Schwellenländer-Volkswirtschaften. Die intensiven Bemühungen, eine Stärkung der Währungen vieler Schwellenländer zu zügeln, erscheinen vor dem Hintergrund der Fundamentaldaten als zunehmend überzogen. So ist bereits eine nahezu vollständige Kapazitätsauslastung erreicht, während die Basis-Inflationsrate jetzt allmählich steigt. Die Fiskal-, Geld- und Devisenpolitik ist in dieser Region aber wohl generell zu locker.
Zwar sind diese Risiken signifikant und sollten genau beobachtet werden, aber sie ändern nichts an der Tatsache, dass sich die Makrotrends in letzter Zeit überwiegend entspannt haben. Die US-Wirtschaft profitiert deutlich von konjunktureller Dynamik und stützenden Fiskalmaßnahmen, während auch die deutsche Wirtschaft ihren beeindruckenden Erholungskurs unbeirrt fortsetzt. Gleichzeitig bleibt auch die Binnennachfrage in den Schwellenländern fest. Im Ergebnis sind die Weichen für ein 4%iges Wachstum der Weltwirtschaft in diesem Jahr gestellt.
Wenn sich auch unterschwellig die unterschiedlichsten divergierenden Trends abzeichnen werden (man denke an Deutschland im Vergleich zur Euro-Peripherie), wird sich die Wachstumslücke zwischen Emerging Markets (EM) und entwickelten Märkten (Developed Markets, „DM“) wahrscheinlich verringern, da eine weitere Beschleunigung des EM-Wachstums anscheinend durch Angebotsengpässe und Inflationsdruck gebremst wird. Andererseits werden die meisten DM mit diesem Wachstumstempo wohl nicht mithalten können, denn hier reicht der konjunkturelle Schwung nicht, um die zu geringe Ressourcen-Auslastung wettzumachen. Nur in Deutschland scheint ein Ende der Unterauslastung in Sicht, da Arbeitsmarktstatistiken und Kapazitätszahlen Anlass zu der Hoffnung geben, dass die Wirtschaft gegen Ende 2011 wieder ein Gleichgewicht erreicht haben wird.
Im Hinblick auf die Staatsanleihemärkte hängt vieles davon ab, inwiefern sich diese Entwicklung auf die Politik der Zentralbanken auswirken wird. Angesichts der Stärke der deutschen Konjunktur und des jüngsten Anstiegs der (Basis-)Inflationsrate werden 2011 in dem G4-Staaten mit größter Wahrscheinlichkeit die Zinszügel angezogen. Damit ist allerdings nicht vor dem vierten Quartal zu rechnen. Wir erwarten daher, dass die Leitzinsen fast das ganze Jahr über in allen G4-Staaten stabil und ungewöhnlich niedrig bleiben.
Da sich die Basis-Inflationsrate wohl in den meisten G4-Ländern hartnäckig halten wird und der Tagesgeldsatz stabil ist, dürften sich die langfristigen Staatsanleiherenditen in einer engen Bandbreite bewegen. Für Deutschland prognostizieren wir 2011 eine Rendite zehnjähriger Bundesanleihen zwischen 2,5 und 3,5 Prozent, während US-Treasuries mit zehnjähriger Laufzeit wohl zwischen 3,0 und 4,0 Prozent rentieren werden. Es kann zudem gar nicht genug betont werden, dass diese Märkte gegenüber den risikoreicheren Marktsegmenten attraktive Diversifikationsvorteile bieten, da sie in Zeiten hoher Risikoscheu generell gute Erträge abwerfen.
Das Basisszenario für Weltwirtschaft und Finanzmärkte deutet 2011 bei den meisten Asset-Klassen auf relativ solide Erträge hin. An den Aktien- und Rohstoffmärkten verspreche ich mir sogar Renditen im niedrigen zweistelligen Bereich. Das robuste Weltwirtschaftswachstum wird die Gewinnzuwächse im Unternehmenssektor weiter stützen; hier soll sich der Kostendruck beim größten Kostenfaktor (Arbeit) in Grenzen halten.
Ein kräftiges Wachstum weltweit und insbesondere ein noch stärkeres Wachstum an den Emerging Markets wird die Rohstoffpreise nach oben drücken, wenn die Angebotsengpässe sich bei immer mehr Ressourcen bemerkbar machen. Infolge von Unterinvestition, monopolisiertem Angebot und wetterbedingten Versorgungsunterbrechungen hat sich das Angebot verknappt. Das könnte also durchaus deutlich höhere Preise bedeuten, wenn die weltweite Nachfrage im Jahresverlauf weiter steigt.
Und schließlich scheinen auch an den Immobilienmärkten die Weichen gestellt, um noch in diesem Jahr Renditen im niedrigen zweistelligen Bereich abzuwerfen. Nach den scharfen Preiskorrekturen in den vergangenen beiden Jahren sind die Aussichten jetzt optimistischer, da die Mietrenditen im Vergleich zu Anleihe- und Dividendenrenditen bereits sehr hoch sind. Ferner hat sich die Lage bei den (Re-)Finanzierungskosten in den meisten Regionen in der zweiten Jahreshälfte 2010 allmählich gebessert. Dabei soll aber nicht unerwähnt bleiben, dass dieser Sektor mit größeren Unwägbarkeiten befrachtet ist als die meisten anderen Anlageformen. Grund sind die hartnäckigen Zweifel an einer nachhaltigen Erholung der Immobiliennachfrage.
Das vor uns liegende Jahr wird daher wohl nicht ganz reibungslos verlaufen, sich aber für Investoren letztlich doch lohnen. Anhaltende Risiken schaffen zugleich interessante Anlagechancen – um die Chancen zu nutzen, sollte man die Risiken jedoch nie aus den Augen verlieren. Anleger mit gut austarierter, pro-aktiver Haltung sind hier auf dem richtigen Weg, um ihren Wohlstand zu mehren.
Aufschwung mit Hindernissen
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