Dr. Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege Privat- und Firmenkunden, nennt in seine Prognosen für 2019. Die wichtigsten für Anleiheinvestoren sind hier zusammengefasst:
Renten – geschenkt ist noch zu teuer
Schön war die Zeit: Mitte der 1990er-Jahre verzinste eine 5-jährige Bundesanleihe noch mit 8%. Schon seit einigen Jahren ist die Verzinsung nun negativ. Zwar sinkt seit Juni 2016 das Volumen negativ verzinster Anleihen weltweit. Allerdings rentieren noch immer Papiere im Wert von 6,2 Billionen Euro unter 0%. Attraktive Verzinsungen finden sich außerhalb der Eurozone – etwa in den USA, wo es für 10-jährige Staatsanleihen rund 3% gibt, oder in den Schwellenländern. Dabei müssen jedoch in der Regel Währungsrisiken einkalkuliert werden. Bei Unternehmensanleihen erhalten Anleger grundsätzlich eine höhere Verzinsung als bei Staatsanleihen. Die höhere laufende Verzinsung entschädigt bei steigender Schwankungsanfälligkeit aus Sicht der Deutschen Bank allerdings nicht ausreichend für das höhere Risiko. Insgesamt bleibt das Umfeld für Anleiheinvestitionen schwierig: Rendite ist nach wie vor nur mit Risiko zu haben. Im Portfoliokontext spielen Renten zur Diversifikation und Steuerung des Gesamtrisikos dennoch eine wichtige Rolle. Zu bevorzugen sind hierbei Anleihen mit niedriger Laufzeit oder variabler Verzinsung.
Inflation – heiß ersehnt und doch gefürchtet!
Das Inflationsumfeld ist bereitet. In den USA beispielsweise sollte aufgrund der Vollbeschäftigung – die sich in steigenden Löhnen niederschlägt – gepaart mit einer lockeren Fiskalpolitik und Strafzöllen der Inflationsdruck 2019 erhalten bleiben. In der Eurozone könnte die Inflation rund 2,0 Prozent erreichen – eine Entwicklung, wie sie sich die Zentralbanken gewünscht haben. Nun gibt es allerdings auch Anlass zu neuen Befürchtungen: etwa wie Konjunktur und Kapitalmärkte eine weniger expansive Geldpolitik verkraften werden. Die höhere Inflation und eine damit verbundene negative Realverzinsung, beispielsweise von Geldeinlagen, könnten insbesondere für eine Sparernation wie Deutschland zur Belastung werden. Kapitalanleger sollten in diesem Umfeld zu Anlageinstrumenten greifen, bei denen eine positive Realrendite erwartet wird – beispielsweise zu Aktien, Finanzinstrumenten mit Kapitalschutz oder Immobilieninvestments.
Währungen – Reservisten unter sich!
Zentralbanken und Anleger weltweit sind auf der Suche nach einem sicheren „Währungshafen“. Zwar hält sich an den globalen Kapitalmärkten hartnäckig die Dominanz des US-Dollar. Doch das Doppeldefizit als Summe aus Haushalts- und Leistungsbilanzdefizit der Vereinigten Staaten könnte das Vertrauen in den „Greenback“ zukünftig belasten. Euro und Renminbi bewerben sich als Alternative – für eine globale Reservewährung braucht es aber mehr Stabilität, uneingeschränkte Konvertierbarkeit in andere Währungen und ausreichende Verfügbarkeit. Beim Euro müssten zunächst alle Zweifel am Fortbestand der europäischen Währungsunion ausgeräumt werden. Solange die politischen Risiken in Europa bestehen, sollte der Euro unter Druck bleiben. Stärke wäre ihm nur bei klaren Fortschritten in Themen wie Brexit und der italienischen Haushaltsdebatte zuzutrauen. Die Deutsche Bank erwartet zum Jahresende 2019 einen Eurokurs von rund 1,15 US-Dollar. Und die aktuelle Renminbischwäche im Zuge des Handelsstreits und der negativen Entwicklung der Leistungsbilanz sorgt bei der chinesischen Währung für Gegenwind – der sich im Jahr 2019 voraussichtlich fortsetzen wird. Statt einer echten Reservewährung bieten sich Anlegern derzeit nur „Reservistenwährungen“
https://www.fixed-income.org/
(Foto: © pixabay)
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