Die FED und die EZB bremsen die Bullen aus. Die Daten der letzten Wochen zeigen, dass die Inflation in Europa deutlich langsamer sinkt als von vielen erwartet, und dass die Zielmarke von 2 Prozent Inflationsrate in der Euro-Zone noch weit entfernt ist. Jüngste Äußerungen der EZB-Direktorin Schnabel deuten darauf hin, dass die FED – aber auch die EZB – weiter mit Zinserhöhungen die Inflation bekämpfen und dementsprechend den Märkten die Droge Liquidität weiter entziehen werden.
Dabei hatten sich die Märkte seit Anfang des Jahres so bequem gemacht: IFO-Index steigt, Rekordgewinne der großen deutschen Unternehmen, noch nie sind so viele Menschen in Deutschland wie aktuell beschäftigt – da reibt man sich die Hände; alles im Lack. Und die meisten konjunkturellen Indikatoren zeigen weiter nach oben. Die Forderungen in den jüngsten Tarifverhandlungen dürften die Zentralbank auch nicht unbeeindruckt lassen und schüren weiter die Angst einer Lohn-Preis-Spirale.
Einzig und allein die Immobilienbranche zeigt in manchen Segmenten Probleme auf, die aber de Facto nicht so gravierend sind wie es manche Schlagzeile glauben machen will. So hat der ZIA (Zentraler Immobilien Ausschuss) in seinem Frühjahrsgutachten von 1,4 Millionen Menschen gesprochen, die in diesem und dem kommenden Jahr keine Wohnung in Deutschland finden und gleichzeitig hat der Immobilienkonzern Vonovia alle Neubauprojekte für dieses Jahr gestoppt, weil er sonst Mietpreise von 20 Euro /qm verlangen müsste, dennoch fördert die Ampelkoalition keine Neubauten Die Rückgänge bei den Immobilienpreisen sind daher auch segmentsabhängig eher moderat. Siehe auch unseren letzten Standpunkt „Titanic“.
Als Anfang Februar die amerikanische FED und die EZB Zinserhöhungen vornahmen und auch deutlich machten, dass sie damit fortfahren wollen, glaubten die Märkte es besser zu wissen und machten es sich in der selbst kreierten Komfortzone schön kuschelig. Nun kommt raus, dass die FED im März wahrscheinlich um 0,5 statt wie erwartet um 0,25 Prozent den Leitzins erhöhen wird. Ist nun ist der Achterbahn Zins erst mal oben angekommen und bewegt sich leicht seitwärts? Oder folgt nach dem leichten Rücksetzer ein neuerlicher Gipfel?
Der Euro-Bund-Future hat seit Anfang Februar leider wieder eine nicht so schöne Richtung genommen. Von seinem Jahres-High von über 139 Prozent liegt er aktuell bei rund 134 Prozent. Ein klares Signal, dass die Märkte mittlerweile doch an weiter steigende Zinsen glauben.
Gleichzeitig beginnen die Investoren die Anleihe für sich wieder zu entdecken. Nach jahrelangen Null- oder Minusrenditen, wird wieder ein Kupon bezahlt. So sind bei Bundesanleihen mit zehn Jahren Laufzeit eine Rendite von 2,5 Prozent möglich. Bei Unternehmensanleihen aus dem DAX sind mehr als 3,5 Prozent drin.
Spannend ist auch das Segment der KMU-Anleihen und fälliger Refinanzierungen. Das die Zinskurve so schnell und so deutlich nach oben zeigt, ist doch für fast alle Marktteilnehmer überraschend gekommen. 2023 und 2024 müssen sehr viele Anleihen zurückgezahlt werden, die mit einem relativ niedrigen Kupon ausgestattet sind. In der Regel müssen dafür neue Anleihen emittiert werden, die aber nur mit einem deutlich höheren Zinssatz ausgestattet sein muss, damit die Anleger sich überhaupt für das Produkt interessieren. Wenn man für Unternehmensanleihen von Weltkonzernen einen Zinssatz von mehr als 3, 5 Prozent bekommt, dann erwartet ein Investor von einer unbesicherten KMU-Anleihe einen Kupon, der deutlich darüber liegt. Die Emittenten werden diese Renditerealität nicht leugnen können. Auch an dieser Stelle bewegt sich die Achterbahn seitwärts und noch kann Niemand sagen, in welche Richtung es geht.
Ganz klare Signale des Kapitalmarktes gibt es momentan nicht. Klar scheint bloß, dass die Zinsen in diesem Jahr noch weiter steigen werden. Konsequenzen für den Immobilienmarkt dürften sich weiter in leichtem Rückgang der Preise und rückläufigen Umsätzen bewegen. Selbst wenn die Ampelkoalition handelt – gerade auch mit der Aussicht von noch drei Landtagswahlen in diesem Jahr - werden die Effekte aus der Umsetzung lange auf sich warten lassen. Aktieninvestoren bleiben erst einmal gelassen, weil die Gewinne zumeist doch kräftig sprudeln. Etwas differenzierter stellt es sich momentan bei den Anleihen dar. Daumen hoch oder Daumen runter liegen dicht beieinander.
Zu mwb:
Die mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG ist ein von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungs-aufsicht (BaFin) zugelassener Wertpapierdienstleister mit Niederlassungen in Gräfelfing bei München, Hamburg, Hannover, Frankfurt und Berlin. Das Unternehmen wurde 1993 gegründet. 1999 erfolgte der Börsengang. Heute ist die mwb-Aktie (ISIN DE0006656101, WKN 6656101) an der Börse München im Segment m:access notiert wie auch im Freiverkehr an den Börsen Berlin, Düsseldorf, Frankfurt (Basic Board), Hamburg und Stuttgart. mwb ist in zwei Geschäftsbereichen aktiv: Wertpapierhandel und Corporates & Markets. Im Wertpapierhandel betreut mwb rund 38.000 Orderbücher für deutsche und inter-nationale Wertpapiere. Dabei handelt es sich sowohl um Aktien als auch um festverzinsliche Wertpapiere und offene Investmentfonds. Damit ist mwb einer der größten Skontroführer in Deutschland.
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Foto: Kai Jordan © mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank
Deutschland auf der Achterbahn
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