YAML | Example "3col_advanced"
Anzeige

Anzeige
Anzeige
Anzeige

Diese fünf Risiken würden US-Zölle für die EU-Wirtschaft bedeuten

von Katharine Neiss, Chief European Economist bei PGIM Fixed Income

In einer zunehmend frag­mentierten Welt, in der ein stärkerer Wett­bewerb zu einer wirt­schaftlichen Neuaus­richtung beiträgt und die Wahlen in den USA kurz bevor­stehen, bleibt die Euro­päische Union anfällig für erneute globale Handels­spannungen. Seit 2018, als die Region mit US-Stahl- und Alu­minium­zöllen belegt wurde und ihr mit potenziell lähmenden Zöllen auf Autos gedroht wurde, ist der Handels­überschuss der EU gegenüber den USA deutlich gestiegen. Das Handels­defizit der USA mit der EU, ausgenommen Energie, übersteigt inzwischen das von China. Dieses wachsende Ungleich­gewicht könnte durchaus ein Wieder­auf­flammen der Handels­spannungen zwischen den USA und der EU auslösen. Obwohl die EU besser vorbereitet ist als im Jahr 2018 und vor dem Hintergrund der jüngsten Vorschläge zur Eindämmung des europäischen Wettbewerbs­verfalls, sehen wir fünf Gründe, warum erneute Handelsspannungen für die EU in dieser fragilen Zeit besonders schädlich sein könnten. 

1. Größe und Bedeutung des U.S.-Exportmarktes 

Trotz des raschen Wachstums der chinesischen Wirtschaft bleiben die USA die größte Volkswirtschaft der Welt und der wichtigste Exportmarkt der EU. Angesichts der Größe der US-Wirtschaft würde jede Erhöhung der Zölle wahrscheinlich zu einer Preissenkung führen, den ein EU-Exporteur erhalten würde, und damit zu einer Verbesserung der Terms of Trade in den USA auf Kosten der EU. Darüber hinaus ist die EU eine deutlich offenere Wirtschaftsregion als die USA oder China, mit einem Anteil des gesamten (Non-EU-)Handels am BIP von fast 45 %, verglichen mit etwa 35 % bzw. 25 % für China und die USA. Angesichts der Bedeutung des Handels für die EU-Wirtschaft wären die Auswirkungen höherer Zölle durch ihren größten Handelspartner gravierend. 

2. Zölle erhöhen die Exportkosten 

Seit 2017 ist die Produktivität der EU im Vergleich zu den USA weiter gesunken. Die jüngste Verschlechterung spiegelt zum großen Teil den erheblichen Anstieg der Energiekosten wider, den die europäischen Produzenten nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine zu tragen haben. Höhere Zölle wirken wie ein Anstieg der Transportkosten und würden die Erosion der europäischen Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den USA und China noch verschärfen. 

3. Beschleunigte FDI-Abflüsse 

Die Kombination von höheren Zöllen und Produktionssubventionen, wie z.B. der U.S. Inflation Reduction Act (IRA), könnte die Abwanderung europäischer Investitionen und Produktion in die USA beschleunigen. Seit die USA eine Industriestrategie verabschiedet haben, ist bereits ein weiterer Rückgang der Netto-Direktinvestitionen aus den USA in die EU zu beobachten. Die Kombination von Zöllen und Subventionen würde starke Anreize für europäische Unternehmen bieten, ihren Standort in die USA zu verlegen, da sie dort von den Subventionen profitieren und gleichzeitig höhere Zölle vermeiden würden. Eine solche Dynamik würde wahrscheinlich die privaten Investitionen in der EU von einem bereits niedrigen Niveau aus weiter reduzieren. Dies wiederum hätte negative Folgen für die Produktivität und das Wachstumspotenzial der EU. 

4. Asymmetrische Zölle könnten Chinas Überkapazitäten noch verschärfen 

Mögliche asymmetrische Zölle auf chinesische Exporte könnten die dortigen Überkapazitätsprobleme verschärfen, die Preise der chinesischen Industrie unter Druck setzen und Anreize für Dumping chinesischer Produkte auf den europäischen Märkten schaffen. Dies würde die europäische Wettbewerbsfähigkeit auf dem heimischen Markt weiter untergraben und hätte auch deflationäre Auswirkungen. Diese könnten sich für die Geldpolitik als schwierig erweisen, wenn keine außergewöhnlichen Maßnahmen ergriffen werden. Ein Mangel an politischer Unterstützung wiederum würde wahrscheinlich zu einer Rückkehr zu schleppendem Wachstum in der Region führen. 

5. Tarifliche Ungewissheit 

Selbst wenn es keine höheren Zölle gibt, könnte allein die Unsicherheit die Stimmung und damit die Inlandsnachfrage belasten, da Haushalte und Unternehmen eine abwartende Haltung einnehmen. Diese Dynamik war bereits bei früheren Phasen der Unsicherheit zu beobachten. Darüber hinaus könnte die Stimmung in Europa durch eine Verschärfung der Konfrontation zwischen den USA und der EU weiter belastet werden, da die Region bei den Energieimporten viel stärker von den USA abhängig geworden ist. Insbesondere die LNG- und Rohölimporte der EU aus den USA sind von praktisch null im Jahr 2016 auf 30 % bzw. 15 % gestiegen. 

Zölle wären ein starker Gegenwind für die Wirtschaft

Da die EU bereits mit wirtschaftlichem Gegenwind zu kämpfen hat und der Ruf nach mehr Investitionen zur Ankurbelung des Wachstums immer lauter wird, kommt die Aussicht auf neue Handelsspannungen mit den USA zu einem besonders schwierigen Zeitpunkt. Für eine Wirtschaft, die immer noch durch hohe Energiekosten benachteiligt ist, kann schon der Gedanke an höhere Zölle eine ohnehin schon fragile Wirtschaft belasten. Ob höhere Zölle tatsächlich zum Tragen kommen, bleibt abzuwarten, und der Ausgang der US-Wahl und die daraus resultierende Handelspolitik sind noch höchst ungewiss. In Anbetracht des wachsenden Handelsüberschusses der Region gegenüber den USA und der daraus resultierenden Anfälligkeit für Zölle würde die wahrscheinliche Auswirkung jedoch eine weitere Erosion der europäischen Wettbewerbsfähigkeit und Gegenwind für das Wachstum sein.

www.fixed-income.org
Foto: U.S.-Handelsbilanz (in Mrd. USD) 
Quelle: Macrobond, Stand: September 2024. 


 

Investment

von Michael Vander Elst, Leiter Emerging Market Debt bei DPAM

Schwellen­länder machen fast die Hälfte der Welt­wirtschaft aus. Auf Anleihen aus Schwellen­ländern entfällt in Portfolios jedoch nur ein geringer…
Weiterlesen
Investment

vom Global Asset Allocation Team von T. Rowe Price

Der S&P 500 ist seit seinem Höchst­stand im Februar um fast 9% gefallen, wobei der technologie­lastige Nasdaq mittlerweile im Korrektur­bereich liegt,…
Weiterlesen
Investment
Dank nach­lassender Inflation und sinkender Inflations­erwar­tungen begann die EZB im Juni 2024, die Zinsen zu senken. Jetzt hat sie die finan­ziellen…
Weiterlesen
Investment

von John Kerschner, Head of US Securitised Products and PM, Janus Henderson Investors

Der Markt atmet auf: Der Ver­braucher­preis­index (VPI) für Februar lag mit 0,23% für den Kern­verbraucher­preis­index und 0,22% für den…
Weiterlesen
Investment

US Politik: Resignieren die Märkte jetzt?

Gilles Moëc, Chef­ökonom der AXA Group und Leiter der AXA IM Research-Abteilung, kommen­tiert die Auwirkungen des Staats­ausgaben­paketes der…
Weiterlesen
Investment
Tuan Huynh, interims Chief Invest­ment Strategist für DACH und Ost­europa des BlackRock Invest­ment Institute (BII), vertritt folgende Ansichten:▪ …
Weiterlesen
Investment

von Kenneth A. Orchard, Head of International Fixed Income bei T. Rowe Price

Seit September 2024 hat die US-Notenbank (Fed) ihren Leitzins um einen ganzen Prozent­punkt gesenkt. Die Reaktion des Marktes auf den Beginn des seit…
Weiterlesen
Investment

Trump-Trade ade / 99 Warnsignale / von Chris Iggo, CIO Core Investments bei AXA Investment Managers

Die Märkte haben unter­schätzt, wie viel Unruhe Trump stiftet. Die amerika­nischen Wachstums­erwartungen werden ebenso gründlich hinterfragt wie die…
Weiterlesen
Investment
David Zahn, Head of European Fixed Income bei Franklin Templeton, kommentiert die jüngsten Ereignisse des Ausverkaufs am Anleihemarkt:Der Anstieg der…
Weiterlesen
Investment
Nach dem historischen Ausverkauf am europäischen Staats­anleihen­markt in der vergangenen Woche erwarten wir kurzfristig eine volatile…
Weiterlesen
Anzeige

Neue Ausgabe jetzt online!