Insgesamt acht von vierzehn Monate - verteilt auf zwei Lockdowns - sind im zurück-liegenden Jahr gesellschaftlich, politisch und wirtschaftlich disruptiv gewesen. Der Zusammenhalt in der Gesellschaft wurde auf eine harte Probe gestellt.
Alte gegen Junge, Bundesländer mit unterschiedlichen Maßnahmen gegeneinander, Bewohner von Häusern mit eigenem Garten gegen Bewohner von kleinen Stadtwohnungen, Homeoffice gegen Büropräsenz und nicht zu vergessen, die Einordnung, ob Jemand systemrelevant ist oder nicht. Politisch standen sich Minimum die EU und Deutschland wütend Stirn an Stirn gegenüber. Wer ist schuldig für den schleppenden Einkauf und die Genehmigung von Impfstoffen?
In Deutschland wurde in den acht Monaten bewusst, dass eine andere Führungs-kultur in den Unternehmen entstehen musste, um in räumlicher Distanz effektiv zu arbeiten. Gleichzeitig kamen automatisch noch zwei Themen auf den Tisch. Die mangelnde Digitalisierung Deutschlands: Deutschland auf der Suche nach dem flächendeckenden schnellen Internet. Mitarbeiter, die sich mit „neuer“ Technologie auseinandersetzen mussten. Wie arbeitet eine Gruppe gleichzeitig an den gleichen Dokumenten parallel zur gleichzeitig stattfindenden Videokonferenz? Es darf auch nicht vergessen werden, dass Covid-19 uns auch noch einmal vor Augen geführt hat, dass wir mit der Ressource Erde vorsichtig umgehen müssen. Klimaverände-rungen sind eben nicht das einzige Problem, was die immer weiter wachsende Menschheit in den Griff bekommen muss. Immer mehr große Asset Manager – aber durchaus auch kleinere Vermögensverwalter – wollen nur noch nachhaltig ESG-konform investieren.
In den letzten Monaten hat sich aber auch noch etwas anderes gezeigt. Selbst der Kapitalmarkt verhält sich disruptiv. Unternehmen und Investoren gleichermaßen haben diese Krise anscheinend japanisch als Chance betrachtet. An vielen Stellen hat kein kompletter Paradigmenwechsel stattgefunden, aber man erkennt eine deutliche Verschiebung in eine Richtung: Digitalisierung ersetzt nicht den kompletten persönlichen Kontakt, aber zumindest wird sie eine starke ergänzende Rolle ein-nehmen, die ein Gesamtbild maßgeblich beeinflussen wird.
Die großen Investorenkonferenzen, auf denen sich gerade Mittelstand präsentiert fanden digital statt. Am Anfang von beiden, den Unternehmen und Investoren, ungeliebt, wurde aber zunehmend die Akzeptanz größer. Investoren musste nicht mehr mit Anreise viel Arbeitszeit investieren, um ein oder zwei Unternehmen zu besuchen. Auch digitale Roadshows funktionierten verblüffend schnell. Beide Seiten sahen sich ja zumeist nicht zum ersten Mal. Man konnte auf Erfahrungen, die man mit seinem Gegenüber gemacht hatte, zurückgreifen.
Das ist aber nicht wirklich disruptiv. Bisher haben Unternehmen im Rahmen ihrer Kommunikation fast ausschließlich klassische Wege beschritten. Strategie- und Produktvorstellungen in den klassischen überregionalen Wirtschaftstiteln. Zusätzliche Positionierungen in den Special-Interest-Medien. Das waren häufig die einzigen Maßnahmen, die vorgenommen wurden.
Im Laufe des zweiten Lockdowns ist aber klar geworden, dass dies nicht mehr aus-reichen wird, um Anleger zu überzeugen. Insbesondere die große Zahl von jüngeren Vermögensverwaltern und Privatanlegern müssen über andere Kanäle erreicht werden. Die höhere digitale Durchdringung hat das Konsumverhalten verändert. Privatanleger haben nicht die Möglichkeit an einer Roadshow teilzunehmen. Sie haben aber das berechtigte Interesse den Vorstand oder die Geschäftsführung in einer Interviewsituation „hautnah“ zu erleben. Hier bieten sich vermehrt YouTube-Formate an. Aber auch Blogs, die nicht aus der Schmuddelecke argumentieren, bieten ergänzend Fernsehformate. Zusätzlich gibt es zunehmend ein hohes Interesse an den Unternehmens- oder Produktanalysen Blogs. Häufig werden diese Analysen dann noch ergänzend über unterschiedliche Portale verteilt.
Das Ganze geht einher mit einer deutlichen Verschiebung in der Marktstruktur. Der Trend zu den sogenannten Neobrokern als Dienstleister, auch gerade mit niedrigen Eintrittsschwellen für Anleger der jüngeren Generation, verstärkt die Entwicklung, sich auch über neuartige digitale Formate zu informieren. Der Wertpapierberater ist deswegen nicht tot, aber er fokussiert sich auf andere Kundengruppen.
Was die Medienarbeit angeht ist es wie immer: Der Mix machts. Es ist sicherlich nicht sinnvoll, auf die überregionalen Wirtschaftstitel oder auf die Special-Interest Medien zu verzichten. Hier würden wir mittlerweile aber auch eher digitale Veröffentlichungen vorziehen. Gerade bei den Special-Interest-Medien ist es wichtig, wie ihr eigener digitaler Auftritt und die Vernetzung in die sozialen Medien sind. Ansonsten muss man sich darüber im Klaren sein, die neuen Medien, mit ihrer eigenen Berichterstattungsform, werden nicht wieder verschwinden. Man sollte bloß wie bei allem, was sich im Netz tummelt AUFPASSEN.
Zu mwb:
Die mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG ist ein von der Bundesanstalt für Finanzdienst-leistungsaufsicht (BaFin) zugelassener Wertpapierdienstleister mit Niederlassungen in Gräfelfing bei München, Hamburg, Hannover, Frankfurt und Berlin. Das Unternehmen wurde 1993 ge-gründet. 1999 erfolgte der Börsengang. Heute ist die mwb-Aktie (ISIN DE0006656101, WKN 6656101) an der Börse München im Segment m:access notiert wie auch im Freiverkehr an den Börsen Berlin, Düsseldorf, Frankfurt (Basic Board), Hamburg und Stuttgart. mwb ist in zwei Geschäftsbereichen aktiv: Wertpapierhandel und Corporates & Markets. Im Wertpapierhandel betreut mwb rund 38.000 Orderbücher für deutsche und internationale Wertpapiere. Dabei han-delt es sich sowohl um Aktien als auch um festverzinsliche Wertpapiere und offene Investment-fonds. Damit ist mwb einer der größten Skontroführer in Deutschland.
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Foto: Kai Jordan © mwb Wertpapierhandelsbank AG
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