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„Ein Börsengang würde uns weitere Spielräume eröffnen“

Interview mit Dipl.-Wirt.-Ing. (FH) Willi Balz, Vorstandsvorsitzender, Windreich AG

Die Windreich AG hat zwei Unternehmensanleihen in Bondm emittiert, die sich in den vergangenen Wochen recht volatil entwickelt haben. Im Gespräch mit dem BOND MAGAZINE erläutert Vorstandschef und Alleinaktionär Willi Balz die operative Entwicklung und die Finanzierungsstrategie des Unternehmens.

BOND MAGAZINE: In welchen Bereichen ist Windreich tätig?
Balz: Windreich ist eine Holdinggesellschaft. Wir sind in den Bereichen On- und Offshore-Windenergie seit 1999 erfolgreich tätig. Im Bereich Onshore sind wir mit vier Unternehmen operativ tätig. Die FC Windernergy baut Windparks, hierfür sind die ersten Finanzierungen notwendig. Nach Inbetriebnahme wird der Windpark verkauft oder bleibt im Eigenbestand. Insgesamt behalten wir ca. 20% der Windparks im Eigenbestand. Die FC Windenergy hat zurzeit ca. 40 Windkraftanlagen selbst im Bestand und eine Vielzahl in der Betriebsführung. Die Aktivitäten konzentrieren sich vorwiegend auf Deutschland. Die Konzerngesellschaft Natenco ist weltweit tätig, aktuell mit Schwerpunkt in Kanada. Wir sind vorwiegend in Ontario aktiv. Dort haben wir eine ähnliche Einspeisevergütung wie in Deutschland. Seit einem Jahr haben wir unseren großen Enercon-Windpark Arthur in Kanada am Netz, den wir in Kürze an einen Pensionsfonds verkaufen werden. Weitere Projekte sind in Arbeit. Onshore wird sich der Schwerpunkt der FC Windenergy künftig mehr in den Süden Deutschlands verlagern. Hiervon wird auch die Fuhrländer AG, der älteste deutsche Windkraftanlagenbauer – an dem wir beteiligt sind –,profitieren. Wir planen Anlagen mit 2,5 MW für Waldgebiete in Baden-Württemberg mit einer besonders großen Nabenhöhe und einem Propellerdurchmesser von 100 Metern. Entsprechende Projekte sollen ab 2013 realisiert werden. Offshore haben wir sehr früh damit begonnen, uns in großem Umfang Flächen zu sichern.
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Veranstaltungshinweis:
Unternehmer-Workshop „Unternehmensanleihen - Finanzierungsalternative für den Mittelstand“
in Düsseldorf, Stuttgart, München und Frankfurt
www.bond-conference.com
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BOND MAGAZINE: Offshore ist ein noch recht neues Thema. Wie sind die bisherigen Erfahrungen mit Alpha Ventus oder anderen Projekten in anderen Ländern?
Balz: So neu ist das Thema nicht. Vor der dänischen Küste läuft seit über zehn Jahren ein Windpark. Obwohl dort lediglich Onshore-Maschinen Offshore gebaut wurden, läuft die Anlage mit 3.900 bis 4.000 Volllaststunden relativ stabil. Das ist etwa doppelt so viel wie an Land. Wir haben mit dem Testfeld Alpha Ventus und unseren eigenen „Lernkurven“ seit zwei Jahren konkrete Erfahrungen in den entscheidenden Fragen der Offshore-Technik. Alpha Ventus hat 2011 eine Verfügbarkeit von 98% nachgewiesen. Der Ertrag war sogar um 5% höher als erwartet. Die Ergebnisse von Alpha Ventus zeigen, dass alle Studien für Offshore-Windparks zu konservativ sind. Alpha Ventus war übrigens mal ein Teil unseres Projektes MEG 1. Die Flächen liegen direkt nebeneinander, die Ergebnisse sind damit eindeutig vergleichbar. Global Tech I ist etwa 60 km weiter auf offener See. Die Ergebnisse beim Windaufkommen dürften etwa um 4 bis 5% besser sein.

BOND MAGAZINE: Ist der Netzanschluss für Ihre Projekte gesichert? Wie steht es um den Netzausbau?
Balz: Ja. Unsere Netzanschlüsse für die Windreich-Offshore-Windparks sind garantiert durch die Bundesnetzagentur. Für alle drei genehmigten Projekte ist der Netzanschluss zugesagt. Diese werden von TenneT angeschlossen, die übrigens vor wenigen Tagen den Einstieg des Automobilherstellers Mitsubishi verkünden konnte. Damit sind die Finanzen bei TenneT gesichert. Bei Alpha Ventus speichern wir über eine Stromtrasse ein, die bereits verlegt ist. Bei Global Tech I nutzen wir die Trasse, mit der Bard bereits mit 20 Maschinen am Netz ist. Mit der Kabeltrasse kommen wir bis zum nördlichen Rand des Ruhrgebietes. Endpunkt ist ein Umspannwerk bei der Stadt Diele, in das auch Kohle- und Atomkraftwerke einspeisen. Allein hier können wir 25 Offshore-Windparks einspeisen lassen.

BOND MAGAZINE: Und welche Projektrisiken sehen Sie?
Balz: Das größte Risiko in unserem Geschäft hat der, der nicht mit dabei ist, weil er enorme Chancen verpasst. Es gibt natürlich schwer einschätzbare Faktoren, die in unseren sehr guten Verträgen aber komplett von unseren Lieferanten übernommen wurden. Die größte technische Herausforderung ist die Errichtung der Anlage. Der Bau erfolgt durch Hubinseln. Das Wetterrisiko für die Einhaltung der Termine tragen die Baukonzerne; auch der technische Betrieb ist durch Vollwartungsverträge abgesichert. Die verbleibende Schnittstellenproblematik zwischen den Lieferanten können wir durch unsere langjährige Erfahrung managen.

BOND MAGAZINE: Lassen Sie uns über die Zahlen sprechen. Ihre Anleihen entwickeln sich recht volatil. Woran liegt das?
Balz: Wir beherrschen unser operatives Geschäft perfekt. Mit Heiko Ross haben wir einen exzellenten Technik-Vorstand. Auch ich bin Ingenieur, nicht Finanzfachmann. Aber ich stelle immer wieder fest, dass die Kurse im Wind-Bereich fallen, wenn es ein Problem bei Solarunternehmen gibt. Wind und Solar korrelieren aber nicht. Und natürlich sind falsche Berichterstattungen, wie mit den angeblich fehlenden Netzanbindungen, nicht hilfreich, sondern verunsichern Anleger. Wie gesagt: Wir haben die Netzanbindungen garantiert! Dem Bereich Offshore-Windenergie wird das größte Potenzial vorausgesagt. Mit Offshore-Windenergie können wir den Atomausstieg schaffen. Und da leisten die drei genehmigten Windreich-Nordsee-Parks einen entscheidenden Beitrag. Wir haben die Pole Position: Unter den ersten acht aussichtsreichsten Nordsee-Windparks belegen wir die Plätze 1, 3 und 8.

BOND MAGAZINE: Welches Volumen wurde von der zweiten Anleihe (2011-16) platziert?
Balz: Wir haben knapp 65 von den angestrebten 75 Mio. Euro platziert, wobei sich das Kapitalmarktumfeld während unserer Platzierungsphase deutlich verschlechtert hatte.

BOND MAGAZINE: Sie haben einen enormen Kapitalbedarf. Wie sieht Ihre weitere Finanzierungsstrategie aus?
Balz: Wir haben einen hohen Kapitalbedarf in den Projekten. Ein Offshore-Projekt mit 400 MW kostet etwa 1,8 Mrd. Euro. Wir erhalten Finanzierungen im Volumen von knapp 1,1 Mrd. Euro. Daher haben wir einen Eigenkapitalbedarf von rund 700 Mio. Euro pro Jahr. Bei Global Tech I ist uns die Finanzierung problemlos gelungen. Diesen Kapitalbedarf haben wir neben uns mit nur vier Investoren erreicht – mit der HSE in Darmstadt, den Stadtwerken München, einem Family Office und einem großen Schweizer Wasserkraftwerksbetreiber. Die Windreich AG hält jetzt noch einen Anteil von 3,4 % an Global Tech I.

BOND MAGAZINE: Beruht die Strategie darauf, Anteile an bestehenden Projekten zu verkaufen, um mit dem Erlös neue Projekte zu finanzieren?
Balz: Ja, genau. Onshore haben wir immer 20% behalten und 80% verkauft. Denn in der Projektentwicklung kann man höhere Renditen erzielen, als wenn man Stromproduzent ist.

BOND MAGAZINE: Ist ein Börsengang eine Option für Sie?
Balz: Das ist eine Option, wenn alle Parameter stimmen. Es gibt verschiedene Szenarien: Wir halten 17% an Fuhrländer und können das Unternehmen an die Börse bringen. Wir sind noch dabei, unseren Anteil an Fuhrländer hochzufahren. Unsere Tochtergesellschaft WindKraftUnion, die schlüsselfertige Windparks projektiert, ist auch eine AG. Das könnte ein Börsenkandidat sein, aber natürlich auch die Holding – also die Windreich AG.

BOND MAGAZINE: Und welches ist das wahrscheinlichste Szenario?
Balz: Das kann ich heute noch nicht sagen. Ich bin sehr stolz darauf, dass ich 100% der Windreich-Aktien halte. Aber ein Börsengang würde uns weitere Spielräume eröffnen. Unser stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender Ralph Jacoby hat als Finanzvorstand der Bertrandt AG deren Börsengang durchgeführt. August von Joest, der ebenfalls Aufsichtsrat ist, hat ein umfangreiches Netzwerk im Bereich Private Equity. Wir erstellen bereits parallel IFRS-Bilanzen. Für einen Börsengang würden wir uns in etwa einem Jahr gerüstet fühlen, aber eine abschließende Entscheidung ist nicht gefallen.

Das Interview führte Christian Schiffmacher.
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in Düsseldorf, Stuttgart, München und Frankfurt
www.bond-conference.com
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Soeben erscheinen:
BOND YEARBOOK 2011/12 – das Nachschlagewerk für Anleiheinvestoren und Emittenten
94 Seiten, 29 Euro
http://www.fixed-income.org/fileadmin/2011-11/Flyer_BondBook.pdf
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