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Erdrückender Einfluss der Politik auf die Kapitalmärkte - die US-Wahl ist dabei nur Nebensache

von Carsten Mumm, Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Privatbank Donner & Reuschel

Ende Juni verunsicherte der überraschende Ausgang des Brexit-Referendums die Börsen und sorgte für zwischenzeitlich erhebliche Turbulenzen. Die Verluste an den Aktienmärkten hielten jedoch nicht lange an. Innerhalb weniger Wochen war der Schaden behoben und der DAX erklomm neue Jahreshöchststände. Auch die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe, die unmittelbar nach der Abstimmung in negatives Terrain rutschte, hat wieder ein positives Vorzeichen aufzuweisen. „Politische Börsen haben kurze Beine“ lautet ein altes Sprichwort unter Börsianern.

Nun steht das nächste politische Großereignis kurz bevor: die Wahl des neuen US-Präsidenten. Sollte Donald Trump gewinnen, könnte es ein politisches Erdbeben geben. In dessen Folge könnten auch die Kapitalmärkte heftig in Mitleidenschaft gezogen werden, so die Meinung vieler. Es ist jedoch davon auszugehen, dass auch dieses Ereignis, unabhängig von seinem Ausgang, die Börsen nur kurzfristig beeinflussen wird. Selbst Trump wird als Präsident nicht schalten und walten können, wie er es im Wahlkampf angekündigt hat. Fraglich ist, ob beide Kammern des Kongresses, Senat und Repräsentantenhaus, mehrheitlich auf der Seite des neuen Präsidenten stehen. Sollte dies nicht der Fall sein, sind gerade umstrittene Reformen und Gesetzesänderungen nur nach langwierigen Verhandlungen und in abgeschwächter Form durchsetzbar. Auch wird der Einfluss gewichtiger Interessengruppen – angefangen bei den mächtigen Finanzinstituten der Wall Street bis zu Gewerkschaften – mäßigend auf die geplanten Vorhaben wirken. Traut man den aktuellen Umfragen, besteht eine realistische Möglichkeit, dass Donald Trump Nachfolger von Barack Obama wird. Anders als beim Brexit-Votum wäre der Wahlausgang somit nicht völlig überraschend  ?  noch ein Grund für eher moderate Auswirkungen auf die Börsen direkt nach der Wahl.

In Europa hingegen steht erneut eine Abstimmung vor der Tür, die viel eher das Potenzial hat, für Turbulenzen zu sorgen. Ende des Jahres findet in Italien eine Volksabstimmung über eine von Ministerpräsident Renzi angeschobene Verfassungsreform statt. Geplant ist eine Beschneidung der Befugnisse des Parlaments bzw. eine breitere Machtposition für die Regierung. Für den Fall einer Ablehnung hat Renzi seinen Rücktritt angekündigt, was potenziell sogar zu Neuwahlen führen könnte. In diesen könnten europakritische Parteien deutliche Stimmenzugewinne erhalten, die wiederum ein Referendum über einen möglichen Austritt Italiens anstreben könnten. Schon heute gibt es auch in Finnland ernstzunehmende Überlegungen, ob es dem Land ohne Euro nicht besser gehen würde.

Hinzu kommen weiter überbordende Haushaltsdefizite und Schuldensalden vieler Euro-Staaten, stockende Reformen, der wachsende Einfluss europakritischer Parteien und anstehende Wahlen in den wichtigen Teilnehmerstaaten Frankreich (Juni 2017) und Deutschland (Oktober 2017). Jedes Ereignis für sich betrachtet dürfte „eher kurze Beine“ haben. Allerdings besteht die Gefahr, dass sich angesichts der Unruhe, in der sich sowohl die EU als auch der Euro-Währungsraum befinden, einige kleinere Ereignisse eine Kettenreaktion auslösen können.

Ein turbulenter Herbst an den Börsen ist somit nicht unwahrscheinlich. Gut möglich, dass dann erneut die politische Instanz mit den „längsten Beinen“ – die Geldpolitik – eingreifen muss. Die Notenbanken sind seit Jahren die wichtigsten Taktgeber an den internationalen Kapitalmärkten. Angesichts des schwächelnden globalen Wachstums, der nicht vorhandenen Inflationsgefahren und eben der anstehenden politischen Unwägbarkeiten, dürfte sich dies auch nicht zeitnah ändern. Vielleicht ist die Aussicht auf die kommenden Monate auch der Grund für die zurückhaltenden Äußerungen Mario Draghis nach der letzten EZB-Ratssitzung. Anders als erwartet, erfolgte keine konkrete Ankündigung einer Ausweitung und / oder Verlängerung des im März 2017 auslaufenden Wertpapierkaufprogramms. Es ist davon auszugehen, dass dieses Thema nur verschoben und nicht aufgehoben wurde. Unter taktischen Gesichtspunkten ist es jedoch sinnvoll, einen weiteren expansiven Schritt anzukündigen, wenn die Börsen eine Beruhigungspille benötigen. Das war im September noch nicht der Fall.

Was bedeutet das alles für die Kapitalanlage? Die Zinsen werden strukturell extrem niedrig bzw. negativ bleiben. Daher sollten bei einem mittel- bis langfristigen Anlagehorizont auch andere – nicht verzinsliche – Anlageklassen berücksichtigt werden. Wer sein Kapital langfristig real, also nach Inflation, erhalten möchte, kommt an Anlagen in Sachwerten, z.B. Aktien, nicht vorbei. Die Aktienmärkte werden jedoch weiterhin heftigen Schwankungen unterliegen, weshalb entsprechende Positionen im Depot mit einer Risikoabsicherung versehen und aktiv gemanagt werden sollten.

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