YAML | Example "3col_advanced"
Anzeige

Anzeige
Anzeige
Anzeige

Fed steht mit dem Rücken zur Wand

von Olivier de Berranger, CIO bei LFDE

Der Präsident der US-Notenbank Fed Jerome Powell ist in der Defensive. Nachdem er trotz reichlich vorhandener gegenteiliger Anzeichen fast ein Jahr lang immer wieder betont hatte, dass die US-Inflation „vorübergehend“ sei, musste er nun anerkennen, dass dieses Wort nicht mehr zutreffend ist. Mit diesem impliziten Schuldeingeständnis läutet er eine neue Phase in der Geschichte der Fed ein: Eine energische Straffung der Geldpolitik ist nach zwei Jahren ultra-akkommodierender Maßnahmen nun unumgänglich. Diese Kehrtwende wäre an sich bereits eine große Bewährungsprobe, denn sie darf die Wirtschaftsdynamik nicht abwürgen. Die Fed hat jedoch noch vier weitere Hürden zu überwinden.

Fed mit begrenztem Einfluss

Erstens wird die Inflation, welche die Fed bekämpfen muss, nicht vollständig von Faktoren ausgelöst, die ihrem Einfluss unterliegen. Die Energiepreise, die Kosten für die Energiewende, die Lieferschwierigkeiten bei Elektronikkomponenten oder die Warteschlangen in den Häfen fallen nicht in ihren Einflussbereich. Da sich diese Schwierigkeiten jedoch als hartnäckig erweisen, schlagen sie sich letztlich teilweise in den Daten der zugrunde liegenden Inflation nieder, die der Zuständigkeit der Fed untersteht. Sie kann nichts dafür, muss aber darauf reagieren. Eine unangenehme Lage.

Hoher Schuldenberg lässt wenig Spielraum

Zweitens ist die Fed mit dem hohen Schuldenberg in den USA bzw. sogar weltweit konfrontiert, da ihre Zinssätze auch die gesamte internationale Ebene beeinflussen. Seit den 1980er-Jahren erfolgten die einzelnen geldpolitischen Straffungen in einem Umfeld, in dem die staatliche Gesamtverschuldung im Verhältnis zum BIP fast ununterbrochen anstieg. Von knapp 30 % Anfang der 1980er-Jahre stieg dieses Verhältnis auf rund 60 % Anfang der 1990er-Jahre. Kurz nach der Krise von 2008 wurde die Marke von 100 % überschritten. Nach Angaben der Fed of Saint Louis erreicht das Verhältnis mit gegenwärtig mehr als 120 % seinen Höhepunkt.

Angesichts der Vervierfachung der Schuldenlast ist nun eine andere Herangehensweise erforderlich. Die geldpolitische Straffung in Form einer Leitzinserhöhung auf 20 %, mit der die Inflation Anfang der 1980er-Jahre gezügelt werden sollte, wäre heute in Anbetracht des enormen Schuldenberges völlig unvorstellbar. Ein wenig Spielraum hat die Fed noch, vor allem, weil sie selbst fast ein Viertel der Staatsschulden hält. Dieser ist jedoch deutlich kleiner als in der Vergangenheit.

Coronakrise – noch keine klare Sicht

Drittens muss sich die US-Notenbank den Herausforderungen der Coronakrise stellen, deren weitere Entwicklung Anfang Dezember noch schwer abzuschätzen ist. Vorerst ist die Dynamik der Pandemie in den USA deutlich schwächer als in Europa. Allerdings ist es nur schwer vorstellbar, dass die Winterwelle der Delta-Variante die USA verschont, während sie Europa bereits voll erfasst hat. Des Weiteren lässt sich derzeit unmöglich vorhersagen, ob die neue Omikron-Variante tatsächlich eine weitere Welle auslöst und wie stark diese wäre. Die Fed, deren nächste Sitzung bereits am 15. Dezember stattfindet, wird ein Risiko eingehen müssen, bevor sie das Geschehen richtig einschätzen kann. Eine zentrale Entscheidung bei fehlender Sicht.

Steigender Dollar könnte US-Handelsdefizit vergrößern

Viertens wäre da noch der Dollar. Wie wir in diesem Jahr bereits beobachten konnten, würde eine Anhebung der Leitzinsen vor den anderen Zentralbanken, insbesondere vor der Eurozone oder China, den Dollarkurs nach oben treiben. Aber auch wenn ein stärkerer Dollar die Bekämpfung der Importgüterinflation ermöglicht, würde er auch Importe begünstigen und die Exporte sowie die Rückholung der Produktion belasten. Demnach würde sich das Handelsdefizit insbesondere gegenüber China, das die USA – bisher ohne Erfolg – zu reduzieren versuchen, vergrößern.

Jerome Powell steht im Dezember daher vor einer Aufgabe, die völlig unlösbar ist. Angesichts all dieser Hürden und zum Handeln gedrängt von Joe Biden, der selbst in einer heiklen Lage steckt, muss Powell ein außerordentliches Geschick an den Tag legen, um die US-Politik aus einer gefährlichen Situation zu manövrieren. Es wäre nicht das erste und gewiss nicht das letzte Mal. Jerome Powell hat bei der Bekämpfung der Inflation bisher zwar nicht geglänzt, doch die Geschichte der USA ist voll mit Helden, die nach Fehlschlägen wieder aufgestanden sind. Wird er sich bald dazugesellen?

Über LFDE

LFDE hat sich seit ihrer Gründung 1991 zu einer der bedeutendsten und dynamischsten Fondsgesellschaften Frankreichs entwickelt. Kernkompetenzen: Investments in europäische und internationale börsennotierte Unternehmen. LFDE nutzt ihre überzeugungsbasierte Managementexpertise, um institutionellen Investoren, Vertriebsgesellschaften und Privatanlegern nachhaltige Lösungen anzubieten, die eine Wertsteigerung der Kundeninvestments ermöglichen. LFDE ist in Deutschland, Spanien, Italien, der Schweiz und in den Benelux-Ländern vertreten und verwaltet zum 30.06.2021 Vermögen in Höhe von 14 Mrd. Euro. LFDE ist Unterzeichner der UNPRI-Grundsätze und des Carbon Disclosure Project und gehört zur Primonial-Gruppe, dem unabhängigen Marktführer in den Bereichen Entwicklung und Verwaltung von Anlagelösungen und Anlageberatung in Frankreich.

https://www.fixed-income.org/
Foto: Olivier de Berranger, CIO
© LFDE


Investment

von Mark Nash, Huw Davies und James Novotny, Jupiter Asset Management

Donald Trump ist zurück im Weißen Haus und ent­schlos­sener denn je, seine „America First“-Agenda umzusetzen. Zu seinen wichtigsten Wahl­ver­sprechen…
Weiterlesen
Investment
Die BOND MAGAZINE Awards werden zum vier­zehnten Mal vergeben. Erstmals wird für das Jahr 2024 der Titel „Man of the Year“ vergeben. Ausgezeichnet…
Weiterlesen
Investment

von Ulrike Kastens, Volkwirtin Europa, DWS

Trotz verbes­serter Infla­tions­zahlen in einigen Ländern hat sich der Anstieg der Lebens­haltungs­kosten in der Euro­zone im Januar 2025 fortgesetzt.…
Weiterlesen
Investment

von Stefan-Günter Bauknecht, Aktienfondsmanager der DWS

Der Startschuss für den Stra­te­gischen Dialog zur Zukunft der euro­päischen Auto­mobil­industrie ist gefallen - unter Feder­führung der Euro­päischen…
Weiterlesen
Investment
Werner Krämer, Geschäfts­führer und Senior Economic Analyst bei Lazard Asset Manage­ment Deutsch­land, sieht vier große Themen in den USA, die…
Weiterlesen
Investment
Die Nachricht über den Start der DeepSeek-App hat die Kurse einiger der größten Tech-Aktien auf Talfahrt geschickt – und das inmitten einer Phase, wo…
Weiterlesen
Investment

Umstellung auf Anleihen noch im Anfangsstadium

Obwohl die Positio­nierung der Anleger nicht eindeutig zu erkennen ist, gibt es zumindest einige Anzeichen dafür, dass die Cash-Bestände weiterhin…
Weiterlesen
Investment
Künstliche Intelligenz bleibt das beherr­schende Thema im Tech­nologie­sektor. Während im vergangenen Jahr vor allem Hersteller von KI-Chips wie…
Weiterlesen
Investment
Sofern es keine Über­raschung gibt, dürfte die Euro­päische Zentral­bank (EZB) auf ihrer Sitzung am Donnerstag, 30. Januar, die Leit­zinsen um 25…
Weiterlesen
Investment
Seit der letzten Sitzung der Euro­päischen Zentral­bank (EZB) im Dezem­ber 2024 hat sich die Daten­lage im Euro­raum nicht wesent­lich ver­ändert. Die…
Weiterlesen
Anzeige

Neue Ausgabe jetzt online!