Andrea Iannelli, Fixed Income Investment Director bei Fidelity International, gibt im Fixed Income Monatsbericht Juli 2017 eine Einschätzung zu den weltweiten Anleihemärkten:
Euroraum
Für den Euroraum erwarten wir, dass die Europäische Zentralbank (EZB) im September eine Reduzierung ihrer monatlichen Anleihenkäufe ankündigt. Sie wird diese Ankündigung wahrscheinlich mit einer Verlängerung des Kaufprogramms bis ins Jahr 2018 hinein verknüpfen. Dies trägt dazu bei, die Reaktionen am Anleihemarkt einzudämmen. Mit dieser Kllarheit über das Auslaufen des EZB-Anleihekaufprogramms entfällt für die Märkte eine wesentliche Quelle der Unsicherheit. Das könnte auf kurze Sicht die Kurse von deutschen Bundesanleihen stützen. Von größerer Bedeutung für die weiteren Aussichten wird aber die Entwicklung der Kerninflation sein. Nach unseren Projektionen wird die Preissteigerung eher milde ausfallen. Dies spricht dafür, dass die Renditen am Anleihemarkt innerhalb der Bandbreite bleiben, die seit Jahresbeginn zu beobachten ist.
USA
Wir gehen davon aus, dass sich die Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen bis zum Jahresende in einem Band zwischen 2,0 und 2,5 Prozent bewegen werden. Das Wachstum der US-Wirtschaftsleistung hat sich im zweiten Quartal beschleunigt und Umfrageergebnisse deuten auf ein stabiles Wachstumstempo im zweiten Halbjahr hin. Allerdings liefern jüngste Daten aus dem Gebrauchsgütersektor Hinweise auf eine Abschwächung bei den Unternehmensinvestitionen, weshalb wir für den verbleibenden Teil des Jahres Abwärtsrisiken sehen. Vor diesem Hintergrund dürfte die US-Notenbank im September zwar ankündigen, dass sie ihre durch Anleihenkäufe aufgeblähte Bilanz weiter auf ein normales Ausmaß reduziert. Eine weitere Leitzinsanhebung dürfte aber bis Dezember nicht auf ihrer Agenda stehen. Die Notenbank hat im Hinblick auf die Normalisierung ihrer Bilanz zuletzt festgelegt, dass sie den Umfang der Wiederanlage auslaufender Staatspapiere und besicherter Anleihen in ihrem Bestand von Quartal zu Quartal zunehmend verringert. Sie wird aber zwischenzeitliche Bewegungen am Anleihenmarkt genau im Blick behalten und den Prozess der Bilanznormalisierung gegebenenfalls verlängern, sollten die Marktrenditen zu abrupt steigen.
Großbritannien
Da die Renditen britischer Staatsanleihen nach wie vor niedrig sind und kaum über Wertsteigerungspotential verfügen, bleiben wir diesbezüglich vorsichtig, speziell im Vergleich zu anderen europäischen Kernmärkten. Britische Staatsanleihen dürften sich weiterhin in einem Spannungsfeld aus hartnäckig hoher Inflation und sich eintrübendem Ausblick für die Binnennachfrage bewegen. Während die Medien ein recht düsteres Bild zeichnen, ist aus den Umfragen in der britischen Wirtschaft noch keine wesentliche Abschwächung der Konjunktur abzulesen. Tatsächlich hat sich infolge des gesunkenen Wechselkurses des Pfunds die Außenhandelsbilanz sogar verbessert. Dies trägt dazu bei, die nachlassenden Konsumausgaben auszugleichen. Da aber die Investitionsaussichten der Unternehmen unsicherer geworden sind, sehen wir das Risiko einer Wachstumsverlangsamung im zweiten Halbjahr.
Diese Auszüge stammen aus der Publikation „Fidelity International Fixed Income Monthly View“, in der die mittelfristigen Erwartungen des Anleiheteams zusammengefasst sind.
http://www.fixed-income.org/ (Foto: Andrea Iannelli © Fidelity)
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