2018 war auch für die Schwellenländer herausfordernd. Für 2019 bleiben wir bei einer ausgeglichenen Einschätzung, halten diese Anlageklasse aber für grundsätzlich interessant. Was steht hinter dieser Ansicht?
1. Trotz der Herausforderungen im Jahr 2018 sind die wirtschaftlichen Fundamentaldaten der meisten Schwellenländer nach wie vor solide. Vor allem, wenn man sie mit der Phase nach dem Taper Tantrum im Jahr 2013 vergleicht, währenddessen es zu starken Kursverwerfungen in den Schwellenländern kam.
2. Die Außenhandelsbilanzen in der Region haben sich verbessert. In diesem Zusammenhang bewerten wir das Risiko, dass es durch straffere Finanzierungsbedingungen zu einer bedeutenden Destabilisierung kommt, als begrenzt. Die Fed wird die Zinsen voraussichtlich weiter anheben, wenngleich die Märkte momentan einen weniger straffen Kurs als noch im letzten Jahr erwarten.
3. Auch wenn der US-Protektionismus allgegenwärtig erscheint, dürfte er sich von Land zu Land sehr unterschiedlich auswirken. So haben z.B. Länder wie Mexiko durch die US-Strafzölle auf chinesische Importwaren Marktanteile hinzugewonnen. Im Wesentlichen sind die Schwellenländer weiterhin ein größtenteils binnenorientierter Markt. Viele Länder erzielen nur etwa 8 Prozent ihrer Gesamtumsätze in den USA.
Nachfolgend gehen wir beispielhaft auf zwei Schwellenländer ein, die unsere aktuelle Sicht auf die Anlageregion veranschaulichen: Indien, das nach einer heftigen Baisse im letzten Jahr wieder in die Spur zu kommen scheint, und Brasilien, dessen politische Unsicherheiten langsam nachlassen.
Länderausblick Indien
Durch das Zusammenwirken globaler und regionaler Faktoren im Verlauf des letzten Jahres wurden indische Aktien stark abverkauft. Da im Frühjahr Parlamentswahlen stattfinden, dürfte der Markt volatil bleiben und die Stimmung zumindest zum Teil vom potenziellen Wahlausgang abhängen. Das gilt, selbst wenn historische Daten nahelegen, dass Wahlergebnisse kaum Einfluss auf den langfristigen Erfolg des indischen Aktienmarktes haben. Zum jetzigen Zeitpunkt deuten die Umfragen darauf hin, dass Modi und die Bharatiya Janata Party (BJP) für eine zweite Amtszeit einen Sieg davontragen, obwohl ihre Mehrheit deutlich geringer ausfallen könnte als 2014. Natürlich müssen wir das endgültige Ergebnis und eine etwaige Bildung einer Regierungskoalition noch abwarten. Sollte die Wahl aber entsprechend ausgehen, wäre das aus unserer Sicht mittelfristig eine gute Nachricht für die indische Wirtschaft.
Viele der negativen Faktoren des vergangenen Jahres sind in letzter Zeit in den Hintergrund gerückt – die Ölpreise liegen rund 40 Prozent unter ihrem Höchststand von 2018 und der Zinsausblick in den USA ist weniger straff. Aus unserer Sicht sind die makroökonomischen Fundamentaldaten Indiens trotz der jüngsten Herausforderungen nach wie vor solide. Die beschriebenen Entwicklungen sollten dem Land im Laufe des aktuellen Jahres eine Atempause verschaffen. Was die Aktienmärkte betrifft, so sind die Ertragsaussichten immer noch günstig, weil die Binnenwirtschaft weiterhin vom Bürokratieabbau, der vereinfachten Steuerstruktur, weiteren Infrastrukturinvestitionen und umfassender fiskalpolitischer Unterstützung profitiert. Wir sind zuversichtlich, dass das Gewinnwachstum indischer Unternehmen wieder zum historischen Durchschnitt von rund 15 Prozent zurückfindet. Von daher ist es ermutigend, dass die Unternehmensergebnisse der letzten Quartale besser ausgefallen sind, als der Markt erwartet hatte.
Die Schlussfolgerungen für die Anlagestrategie:
• Im Vergleich zum Large-Cap-Segment haben Small- und Mid-Cap-Aktien kurzfristig nachgelassen. Wir sehen dort aber immer noch zahlreiche Möglichkeiten. Grund hierfür ist die weiterhin hohe Ineffizienz im SMID-Cap-Bereich und die Kursrücksetzer im letzten Jahr, die zur Normalisierung der Bewertungen beigetragen haben.
• Interessante Anlagemöglichkeiten eröffnen sich nach wie vor in inländisch orientierten Sektoren wie dem Baustoff-, Industrie- und Konsumgütersektor.
• Zudem sehen wir selektiv Möglichkeiten bei Finanzwerten. Sie profitieren von der wachsenden finanziellen Inklusion und der größeren Integration des ländlichen Raums.
Länderausblick Brasilien
2018 war für Brasilien ein besseres Jahr als für die meisten Schwellenländer. Das größte Land Lateinamerikas hat im Vergleich zum Vorjahr nahezu stabile Erträge erwirtschaftet. Begünstigende Faktoren waren 1) der Schuldenabbau in der Wirtschaft insgesamt, 2) die Verbesserung der geld- und außenwirtschaftlichen Ungleichgewichte und 3) die positive Reaktion der Märkte auf die Wahl von Jair Bolsonaro. Auch wenn der genaue politische Kurs des neuen Präsidenten noch nicht ganz klar ist, wurden seine ersten politischen und personellen Entscheidungen weitgehend positiv von den Märkten aufgenommen. Die neue Regierung hat zudem eine Reformagenda erarbeitet. Hierzu zählen wichtige Steuerreformen sowie die Umstrukturierung des Rentendefizits, eine Verbesserung der Effizienz der Bundesregierung, die Privatisierung staatlicher Unternehmen und die Gewährleistung der Unabhängigkeit der Zentralbank.
Außerdem entwickelt sich der Konsum weiter solide. Das geht auf die anhaltende binnenwirtschaftliche Erholung, das günstige Inflationsumfeld und das höhere Verbrauchervertrauen nach der Wahl zurück. Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass durch die erhöhte Volatilität Chancen für Investoren entstehen, die aktiv solide Unternehmen mit attraktiven Bewertungen identifizieren können.
Die Schlussfolgerungen für die Anlagestrategie:
• Bei ausgewählten Finanzwerten ergeben sich für uns interessante Anlageideen. Das sind beispielsweise Versicherer, die von strukturellen Faktoren wie dem demografischen Wandel profitieren.
• Wir sind auch nach wie vor von den brasilianischen Börsen überzeugt. Ihr Geschäftsmodell erscheint uns schon sehr lange attraktiv, denn sie bewegen sich in einer monopolartigen Struktur, generieren einen starken Cash-Flow und profitieren tendenziell von Phasen mit erhöhter Volatilität.
• Außerdem mögen wir qualitativ hochwertige Unternehmen aus der Gesundheitsbranche, wo die Eintrittsbarrieren nach wie vor hoch sind.
Goldman Sachs Asset Management (GSAM) ist die Vermögensverwaltungssparte der Goldman Sachs Group, Inc. (NYSE: GS). Per 31. Dezember 2018 belief sich das von diesem Geschäftsbereich verwaltete Vermögen auf rund 1,3 Billionen US-Dollar. GSAM bietet seit 1988 diskretionäre Anlageberatungs- und -verwaltungsdienstleistungen an und verfügt über Anlageexperten in allen großen Finanzzentren weltweit. Das Unternehmen bietet institutionellen und privaten Kunden weltweit Anlagestrategien in einer Vielzahl von Anlageklassen. Goldman Sachs wurde 1869 gegründet und ist ein führendes Unternehmen, das weltweit in den Bereichen Investment Banking, Wertpapiere und Anlageverwaltung tätig ist. Goldman Sachs verfügt über einen umfangreichen und diversifizierten Kundenstamm, zu dem Unternehmen, Finanzinstitute, staatliche Stellen und sehr vermögende Privatkunden gehören, und bietet ein breites Spektrum von Finanzdienstleistungen an.
https://www.fixed-income.org/
(Foto: Hiren Dasani © Goldman Sachs Asset Management)
