Kurzfristig halten wir weitere Volatilität für möglich, aus Sicht langfristiger Anlegerinnen und Anleger sind die höheren Zinsen jedoch die beste wirtschafts- und finanzpolitische Entwicklung der letzten 20 Jahre.
Allerdings dürften sich die Leitzinsen auf einem höheren Niveau einpendeln als nach der globalen Finanzkrise oder während der Covid-Pandemie. Höhere Zinsen werden uns daher voraussichtlich nicht über Monate, sondern Jahre begleiten – eine strukturelle Veränderung, die über den nächsten Konjunkturzyklus hinaus Bestand haben wird und aus unserer Sicht die wichtigste finanzpolitische Entwicklung seit der Finanzkrise darstellt.
Anleihemarkt
Wir haben unsere Renditeprognosen für die Anleihemärkte deutlich angehoben und gehen nun davon aus, dass Euroraum-Anleihen in den nächsten zehn Jahren eine nominale jährliche Rendite von 2,9 bis 3,9 Prozent abwerfen werden; vor Beginn der Zinserhöhungen hatten wir lediglich mit einer jährlichen Rendite von -0,5 bis 0,5 Prozent gerechnet.
Für währungsgesicherte globale Anleihen, die außerhalb des Euroraums begeben wurden, erwarten wir in den nächsten zehn Jahren annualisierte Renditen von 2,8 bis 3,8 Prozent; als die Zinsen nahe oder unter der Null-Prozent-Marke lagen, hatten wir für die Assetklasse ebenfalls lediglich -0,5 bis 0,5 Prozent prognostiziert.
Bei diesem Zinsniveau sollte die Ertragskomponente der Anleiherenditen, Wiederanlage vorausgesetzt, die Kapitalverluste der vergangenen zwei Jahre letztlich mehr als ausgleichen, zum Ende des Jahrzehnts dürfte ein Anleiheportfolio daher mehr wert sein als in einem Alternativszenario ohne Zinserhöhungen.
Aktienmarkt
Besonders teuer bewertet sind US-Aktien, weshalb wir unsere 10-Jahres-Renditeprognosen für die Assetklasse für Anlegerinnen und Anleger aus dem Euroraum von 3,1 bis 5,1 Prozent pro Jahr auf 2,4 bis 4,4 Prozent ab 2023 gesenkt haben.
US-Value-Aktien sind so günstig bewertet wie zuletzt Ende 2021, und auch Small-Cap-Aktien erscheinen langfristig attraktiv.
Für die Aktienmärkte der Industrieländer ohne die USA erwarten wir in den kommenden zehn Jahren annualisierte Renditen von 5,0 bis 7,0 Prozent, für Aktien aus dem Euroraum 4,3 bis 6,3 Prozent und für Schwellenländeraktien 4,6 bis 6,6 Prozent (jeweils für Anlegerinnen und Anleger aus dem Euroraum).
Auch ein 60/40-Portfolio ist jetzt attraktiver als noch vor wenigen Jahren: Für langfristig orientierte Anlegerinnen und Anleger mit Mischportfolios ist die Wahrscheinlichkeit einer jährlichen Rendite von mindestens fünf Prozent in den kommenden zehn Jahren deutlich von annähernd null Prozent im Jahr 2021 auf heute 44 Prozent gestiegen.
Ausblick: Die Rückkehr zu solider Geldpolitik
Für private Haushalte und Unternehmen erschweren höhere Zinsen die Kreditaufnahme, erhöhen die Kapitalkosten und machen Sparen attraktiver, für Regierungen werden höhere Zinsen eher früher als später eine Neubewertung der öffentlichen Haushalte notwendig machen.
Für Anlegerinnen und Anleger mit gut diversifizierten Portfolios sind dauerhaft höhere Zinsen jedoch eine willkommene Entwicklung, schließlich bilden sie eine solide Grundlage für langfristige risikobereinigte Erträge. Der Übergang in ein Hochzinsumfeld ist allerdings noch nicht abgeschlossen, kurzfristig rechnen wir daher mit anhaltend hoher Volatilität an den Finanzmärkten.
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Foto: Joe Davis, Global Chief Economist und Global Head of the Investment Strategy Group © Vanguard
Vanguard Wirtschafts- und Marktausblick 2024: Anleihen wieder attraktiv, Aktien dagegen überbewertet
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