Der Niedergang der deutschen Automobilindustrie ist schon lange auch im Mittelstand angekommen. Aber als Brandbeschleuniger muss man den „Riesen“ Volkswagen ansehen.
Der Niedergang von Volkswagen lässt sich auf mehrere zentrale Faktoren zurückführen. Ein wesentlicher Punkt ist der Diesel-Skandal im Jahr 2015, bei dem bekannt wurde, dass VW Abgaswerte manipuliert hatte. Diese Manipulation führte zu Milliardenstrafen und Rückrufen von Millionen Fahrzeugen, was das Vertrauen der Kunden und Investoren stark erschütterte. Besonders in den USA erlebte VW einen erheblichen Imageverlust, der das Unternehmen langfristig belastete. Dies führte zu rückläufigen Verkaufszahlen und machte es schwer, in den Bereich der Elektromobilität vorzudringen.
VW hielt zu lange am ausschließlichen Diesel- und Benzinantrieb fest, während Konkurrenten wie Tesla früh auf Elektromobilität setzten und somit Marktanteile gewannen. Diese Marktveränderungen, in Kombination mit strengeren Umweltvorschriften und einem wachsenden Fokus der Verbraucher auf nachhaltige Mobilität, verstärkten den Druck auf VW zusätzlich.
Trotz einer späten Reaktion auf den Elektromobilitätstrend begann VW schließlich, massiv in die Entwicklung von Elektrofahrzeugen zu investieren. Neue Modelle zeigen, dass der Konzern versucht, den Rückstand aufzuholen und sich neu zu positionieren. Doch interne Konflikte und Managementprobleme bremsten die Transformation des Unternehmens. Führungsstreitigkeiten zwischen Vorstand, Aufsichtsrat und Betriebsrat (Politik) erschwerten wichtige Entscheidungen, was den Wandel hin zu einem modernen, elektrifizierten Unternehmen verzögerte.
Wer glaubt, dass es bei BMW oder Mercedes deutlich anders aussieht, täuscht sich. Der deutsche Mittelstand, insbesondere die Zulieferindustrie, ist eng mit den großen Automobilkonzernen verflochten. Die verspätete Umstellung dieser Konzerne auf die Elektromobilität stellt viele mittelständische Unternehmen vor erhebliche Probleme. Viele Zulieferer haben sich auf die Produktion von Komponenten für den klassischen Verbrennungsmotor spezialisiert, darunter Teile, die in Elektrofahrzeugen nicht mehr benötigt werden. Dies birgt für viele Unternehmen existenzielle Risiken.
Die notwendige Umstellung auf Elektromobilität bedeutet für den Mittelstand enorme Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie in die Umstrukturierung der Produktionsstätten. Elektroautos benötigen weniger mechanische Bauteile, dafür aber hochspezialisierte elektronische Komponenten wie Batterien und Steuerungssysteme. Diese neuen Anforderungen erfordern sowohl technologische Weiterentwicklung als auch den Aufbau neuer Fertigungskapazitäten. Zudem setzt der internationale Wettbewerb den deutschen Mittelstand unter zusätzlichen Druck. Unternehmen wie Tesla und chinesische Automobilhersteller haben frühzeitig auf Elektromobilität gesetzt und drängen mit innovativen und oft kostengünstigeren Lösungen auf den Markt. Deutsche Zulieferer laufen Gefahr, technologisch und preislich ins Hintertreffen zu geraten, wenn sie den Wandel zur Elektromobilität nicht rechtzeitig vollziehen.
Die politischen Rahmenbedingungen tragen ebenfalls zur schwierigen Lage des Mittelstands bei. Während die deutsche Politik mittlerweile ehrgeizige Ziele für die Elektromobilität formuliert, kam klare Unterstützung für den Mittelstand lange Zeit zu kurz.
Für viele mittelständische Unternehmen sind die dafür notwendigen finanziellen Mittel für den Strukturwandel schwer aufzubringen. Traditionell greifen sie zur Finanzierung auf Bankkredite oder Eigenkapital zurück. Diese Optionen sind jedoch begrenzt, insbesondere für Unternehmen, die in neue Technologien oder Märkte investieren wollen.
Internationale Kapitalmärkte und ausländische Investoren bieten grundsätzlich eine Möglichkeit, zusätzliche Mittel zu beschaffen. Durch den Zugang zu globalen Kapitalmärkten können Unternehmen ihr Finanzierungsrisiko besser streuen und sich von der Abhängigkeit von nationalen Banken befreien. Aber wir sprechen hier über ein zartes Pflänzchen, was von den Unternehmen und den Investoren gleichermaßen gehegt und gepflegt werden muss. Die sicherlich notwendige Diskussion, um den „Innovations-Tiefschlaf“ der deutschen Automobilkonzerne wird auch international wahrgenommen und schlägt sich eben nicht nur in sinkenden Aktienkursen der „Riesen“ wieder.
Betrachten wir die Nordic Bonds: Sie gewinnen bei mittelständischen Unternehmensanleihen zunehmend an Beliebtheit, da sie sowohl Unternehmen als auch Investoren attraktive Vorteile bieten, wie beispielsweise höhere Renditen und eine effiziente Abwicklung. Für Unternehmen bedeuten diese Bonds eine Diversifizierung ihrer Finanzierungsquellen sowie den Zugang zu einer breiteren, internationalen Investorenbasis. Die Emissionen sind zudem schnell und kostengünstig, häufig zu besseren Konditionen als auf herkömmlichen Anleihemärkten.
Allerdings bleiben internationale Investoren trotz ihrer Suche nach Rendite vorsichtig. Sie haben Zweifel, ob die Unternehmen auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten in der Lage sind, diese alternative Finanzierung zu bedienen. Daher beobachten sie die Entwicklungen in Deutschland aufmerksam und handeln zurückhaltend.
Zu mwb:
Die mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG ist ein von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zugelassener Wertpapierdienstleister mit Niederlassungen in Gräfelfing bei München, Hamburg, Hannover, Frankfurt und Berlin. Das Unternehmen wurde 1993 gegründet. 1999 erfolgte der Börsengang. Heute ist die mwb-Aktie (ISIN DE000A3EYLC7, WKN A3EYLC) an der Börse München im Segment m:access notiert wie auch im Freiverkehr an den Börsen Berlin, Düsseldorf, Frankfurt (Basic Board), Hamburg und Stuttgart. mwb ist in zwei Geschäftsbereichen aktiv: Wertpapierhandel und Corporates & Markets. Im Wertpapierhandel betreut mwb rund 46.000 Orderbücher für deutsche und internationale Wertpapiere. Dabei handelt es sich sowohl um Aktien als auch um festverzinsliche Wertpapiere und offene Investmentfonds. Damit ist mwb einer der größten Skontroführer in Deutschland.
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Foto: Kai Jordan © mwb Wertpapierhandelsbank AG
VW - ein weiterer Sargnagel für den deutschen Mittelstand
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