Seit Jahren hält sich die Erzählung hartnäckig, dass der Anleihemarkt am Ende sei. Schließlich bieten die Märkte nicht mehr dasselbe laufende Renditeniveau wie noch zu Beginn der 2000er mit Kupons von im Schnitt 4,5 Prozent bei Bundesanleihen. Viele Anleger schichten daher zugunsten risikobehafteter Anleihen um. Der BBB-Anteil im Investmentgradebereich macht beispielsweise bei Unternehmensanleihen mittlerweile mehr als 50 Prozent aus. Da sich der konjunkturelle Ausblick weiter eintrübt, stellt sich die Frage, wie es in diesem Segment weitergeht. Wir vertreten die Ansicht, dass riskantere Anleihen weder Allheilmittel noch Zockerei sind. Der Anleihemarkt ist längt kein buy-and-hold Markt mehr, sondern erfordert stattdessen eine aktive Steuerung der Risiken.
Anleiherallye trotz trüber Konjunkturaussichten
Die globalen Anleihemärkte haben seit Januar eine enorme Erholungsrallye hingelegt. Nahezu alle Bereiche konnten seit Jahresbeginn positiv performen und die Erwartungen unseres Erachtens übererfüllen. Dabei ist es beachtlich, dass sowohl risikobehaftete Anlageklassen wie Unternehmensanleihen und Hochzinsanleihen als auch sichere Assets wie Staatsanleihen und Pfandbriefe eine positive Performance aufweisen.
Dabei hat sich die makroökonomische Lage nicht verbessert. Wir gehen zwar nicht von einer Rezession in den nächsten 12 Monaten aus, allerdings von einer Abkühlung der Konjunktur. Der Mix aus schwächeren Konjunkturdaten und geopolitischen Risiken (Brexit, Handelskonflikt) wird unseres Erachtens für mehr Volatilität sorgen. Man darf nicht außer Acht lassen, dass die weltweite Niedrigzinspolitik der vergangenen Jahre dazu geführt hat, dass Unternehmen sich stärker verschuldet haben und die Ratings erheblich schwächer sind, als noch vor 10 Jahren.
Was bedeutet das für risikobehaftete Anlageklassen?
Nach dem Ausverkauf risikobehafteter Anlageklassen gegen Ende des letzten Jahres waren wir der Überzeugung, dass die negativen Entwicklungen übertrieben waren und wir im Verlauf des 1. Quartals 2019 eine Erholung sehen werden. Das bedeutete für uns, dass wir damals rentenseitig in Unternehmensanleihen, Hochzinsanleihen und Anleihen aus den Schwellenländern investiert hatten. Wir sehen hier auch weiterhin Chancen, vor allem bei Schwellenländeranleihen, die noch einiges Aufholpotential nach dem letztjährigen Ausverkauf haben.
Das skizzierte makroökonomische Umfeld birgt allerdings Gefahren. Eine Konsequenz hiervon könnten schwächere Erträge auf Unternehmensseite sein, was wiederum deren Anleiheratings weiter drücken würde. Bei Do Investment haben wir deswegen gehandelt und in den vergangenen Wochen auf der Rentenseite das Risiko zurückgefahren. Das betraf Unternehmensanleihen mit schwachen Investmentgrade-Ratings und Hochzinsanleihen. Wir gehen davon aus, dass riskantere Anleihen tendenziell im Verlauf des Jahres wieder interessanter werden. Aktuell bevorzugen wir aber eher gute Bonitäten mit einer geringen Restlaufzeit. Langlaufende Staatsanleihen stellen für uns nach der letzten EZB-Entscheidung strategisch kein sicheren Hafen mehr dar, das Risiko eines marktinduzierten Zinsanstiegs ist zu groß.
Sind südeuropäische Anleihepapiere ein guter Kompromiss?
Für Investoren, die ausschließlich in Europa investieren, sind südeuropäische Anleihen aus Italien, Spanien und Portugal eine der wenige zinstragenden Anlagemöglichkeiten geworden. Es ist aber wichtig, zwischen spekulativen und strategischen Positionen zu unterscheiden. Nur wenn Investoren vom Zusammenhalt in der Eurozone und den jeweiligen Einzelländern überzeugt sind, investieren sie strategisch und somit langfristig in die jeweilige Region. Spanien beispielsweise ist ein gefestigtes Land – trotz anstehender Neuwahlen. Eine Auseinandersetzung mit der EU, wie es die italienische Regierung inszeniert hat, ist im Umfeld der bevorstehenden Europawahl nicht zu erwarten. Sowohl Spanien als auch Portugal haben sich seit der 2012er „Whatever it takes“ Rede von Mario Draghi konjunkturell erholt und sind als strategische Anleiheposition nach wie vor interessant.
Neben dem konjunkturellen Umfeld und der Zentralbankpolitik ist der Populismus allerdings ein entscheidender Faktor und hier sticht Italien ins Auge. Italien ist zwar konjunkturell in den letzten Jahren mitgeschwommen, konnte aber mangels struktureller Reformen nicht mithalten. Seitdem verhalten sich dessen Staatspapiere ziemlich volatil. Wir sind der Auffassung, dass der Populismus keine Eintagsfliege ist, sondern in den nächsten Jahren zunehmen wird. Die Europawahl im Mai wird diese Tendenz höchstwahrscheinlich bestätigen und macht italienische Staatsanleihen somit zu einem eher spekulativen Investment.
Unterm Strich sind aus reinen Renditegesichtspunkten südeuropäische Anleihen insofern weiterhin interessant, was auch ihre Entwicklung seit Anfang 2019 zeigt. Die skizzierten Unterschiede innerhalb der Anlageklasse verdeutlichen aber, dass auch in diesem Bereich aktives Management zur Steuerung der Risiken ratsam ist.
Über die Do Investment AG:
Die Do Investment AG ist Teil der Unternehmensgruppe von Herrn Silvius Dornier. Eingebunden in ein einzigartiges Netzwerk und in enger Verknüpfung mit dem Family Office der Familie Silvius Dornier werden Privatpersonen, mittelständische Unternehmerfamilien, konservative Institutionen und Stiftungen ganzheitlich in allen Fragen der Vermögensplanung und des Vermögensmanagements betreut. Die Kernkompetenzen der Do Investment AG liegen neben der Strukturierung und Verwaltung von liquiden Vermögenswerten in ausgewählten Sachwertinvestments im Bereich der Agrarwirtschaft. Die Do Investment AG ist durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) gemäß Kreditwesengesetz (KWG) zugelassen und unterliegt deren Aufsicht.
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(Foto: David Wehner © Do Investment AG)
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