Die UniDevice AG hat eine 5-jährige Unternehmensanleihe mit einem Volumen von bis zu 20 Mio. Euro und einem Kupon von 6,50% p.a. emittiert (ISIN DE000A254PV7). Als Emissionsbegleiter fungierten Renell Wertpapierhandelsbank AG und Bondwelt GmbH. Doch die Hintergründe der Anleiheemission erscheinen mehr als fragwürdig. Folgerichtig floppte die Emission fast vollständig.
Die UniDevice AG ist nach eigenen Angaben ein B2B-Broker für Kommunikations- und Unterhaltungselektronik mit Schwerpunkt auf hochpreisige Smartphones führender Hersteller. Die Emittentin ist als Holding tätig und hält 100% der Geschäftsanteile der PPA International AG sowie 51% der Geschäftsanteile der UniService GmbH. Doch UniDevice-Vorstand Dr. Christian Pahl weigerte sich zunächst sehr hartnäckig, die Minderheitsgesellschafter der UniService GmbH zu nennen, musste dem Druck dann aber doch nachgeben.
Dr. Christian Pahl und Hamed Sam Jam (Vorstand der PPA International AG) und Peter Marggraff (stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der UniDevice AG) haben der PPA International AG Darlehen gewährt: Dr. Pahl zum 31.12.2018 mit einem Saldo von 726.000 Euro, Hamed Sam Jam und Peter Marggraff (über die MJ Beratungs- und Dienstleistungs UG) in Höhe von 4,191 Mio. Euro. PPA International hat diesen gegenüber ein notarielles Schuldanerkenntnis mit Vollstreckungsunterwerfung abgegeben. Doch gegenüber der kreditfinanzierenden UniCredit Bank AG mussten die Herren eine Rangrücktritt- und Darlehensbelassungsverpflichtungserklärung abgeben. Die Kredite der UniCredit Bank werden mit 2,00% bis 2,99%, also deutlich günstiger als die Anleihe, verzinst.
Die UniDevice AG beabsichtigte den Emissionserlös für die allgemeine Unternehmensfinanzierung einschließlich der Refinanzierung bestehender Verbindlichkeiten zu verwenden. Im Rahmen der angestrebten Anleiheemission sollte die Linie der UniCredit in Höhe von 4,5 Mio. Euro zurückgeführt werden. Dies bestätigte Dr. Pahl auch in einem Interview. Und so wäre der Rückführung des eigenen Darlehens nichts mehr im Weg gestanden.
Am 05.12.2019 hat die UniDevice AG eine Corporate News veröffentlicht, bei der schon in der Überschrift darauf hingewiesen wurde, dass die Zeichnungsfrist für die Anleihe am 12.12.2019 enden würde: „Die UniDevice AG […] bedankt sich für den hohen Zuspruch von Seiten institutioneller Investoren, sowie Privatanlegern […]. Neben der KFM Deutsche Mittelstand AG, haben sich einer Reihe professioneller Investoren mit einer Zeichnung bereits beteiligt.“
Doch von einem „hohen Zuspruch“ kann wohl keine Rede sein. Denn am 16.12.2019 hat die Gesellschaft das platzierte Volumen veröffentlicht. Und die Meldung kam diesmal nicht als Corporate News über DGAP, sondern etwas versteckt auf der Website der Emittentin: Platziert wurden 2,115 Mio. Euro, also weniger als 11% des geplanten Volumens. „Über die Zeichnungsfunktionalität der Deutsche Börse fand die Anleihe bei privaten Investoren regen Zuspruch“, wie die UniDevice AG behauptet. Tatsächlich platziert wurden über die Zeichnungsfunktionalität der Deutsche Börse (Zeichnung via Kauforder) exakt 1,00 Mio. Euro. Ein Schelm, wer bei einer so runden Zahl etwas Böses denkt. Im ehemaligen Best Practice Guide für Unternehmensanleihen im Entry Standard wurde folgende Empfehlung ausgesprochen: „Die Anleihe sollte nur emittiert werden, wenn mindestens 50% des angestrebten (prospektierten) Anleihevolumens während der im Wertpapierprospekt angegebenen Zeichnungsfrist platziert werden kann.“ Davon ist UniDevice mit weniger als 11% sehr weit entfernt. Seriöse Berater hätten der UniDevice AG raten müssen, die Emission abzusagen.
Zudem hat die UniDevice AG die ursprüngliche am 16.12.2019 veröffentlichte Meldung nachträglich verändert. In der ersten Version war von einer Verlängerung der Anleiheemission bis zum 25.11.2020 die Rede. Das platzierte Volumen wurde in der ersten Version nicht genannt. Vielleicht hatte einer der Berater aber nochmals im Wertpapierprospekt nachgelesen: „Das Ergebnis des Angebots der Schuldverschreibungen wird am 16.12.2019 auf der Webseite der Emittentin veröffentlicht.“
Christian Schiffmacher, https://www.fixed-income.org/
(Foto: © pixabay)
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