Das unabhängige Schweizer Kreditresearch-Unternehmen Independent Credit View (I-CV) veranstaltete erstmals den Credit Day Deutschland am 2. Oktober in Düsseldorf. Nachdem bereits neunmal der Swiss Bond Kongress in Zürich ausgerichtet wurde, war es an der Zeit, ein Fachforum für institutionelle Investoren und Kunden im Nachbarland zu initiieren. „Angesichts des schwierigen Marktumfelds, welches Anleger fast unweigerlich in riskantere Anlageklassen drängt, und aufgrund von Anleihe-Ratings, die so hoch sind, als habe es die Krise des vergangenen Jahrzehnts nie gegeben, gibt es einen gesteigerten Informationsbedarf. Mit dem Credit Day ermöglichten wir den institutionellen Investoren ein Fachforum, um den direkten Austausch mit uns als Kreditspezialisten vorzunehmen und referierten zu aktuell wichtigen Themenbereichen“, so Daniel Pfister, Gründer & CEO von I-CV.
Der Kredit- und Konjunkturzyklus scheint sich dem Ende zuzuneigen. Es ist damit der richtige Zeitpunkt für Anleihe-Investoren, sehr genau zu prüfen, welche Schuldner und Instrumente wirklich ins Portfolio gehören. „Wie sich Anleger durch die außergewöhnliche Situation mit den Kreditmärkten am Tropf der Zentralbanken mit Erfolg navigieren, ist Inhalt des ersten Credit Days in Deutschland. Wir haben uns als Ziel gesetzt, mit den vier Vorträgen die professionellen Investoren für das momentane und zu erwartende Umfeld zu sensibilisieren. Wichtig erscheint uns mehr denn je: erst Hausaufgaben erledigen, dann Risiken eingehen. Insbesondere angesichts der Tatsache, dass Unternehmens- und Nachranganleihen eine zunehmende Beachtung aufgrund der Zinsentwicklungen finden, gilt dem Risikomanagement das Hauptaugenmerk“, sagte Pfister.
Im ersten Referat thematisierte I-CV Bonitätsrisiken und ESG-Faktoren in der Praxis. René Hermann stellte dafür Auszüge der Länderstudie 2019, welche seit dem Jahr 2009 jährlich erstellt wird, vor und gab Anleihe-Investoren wichtige Implikationen aufgrund der umfangreichen Analyse mit auf den Weg. „Anleger müssen beachten, dass die Notenbanken versuchen, die natürlichen Wirtschaftszyklen auszuschalten (Aufschwung - Boom - Abschwung - Depression). In diesem Umfeld empfehlen wir trotz Anlagenotstand den Fokus auf Qualität und Liquidität zu legen. Entsprechend empfehlen wir Länder zu bevorzugen, die eine vernünftige, antizyklische Fiskalpolitik, eine breit abgestützte Wirtschaft, stabile politische Verhältnisse und hohe Scorewerte im Bereich ESG aufweisen“, meinte Hermann.
Corporates, Banken und CRA III im Fokus
Soll man jetzt noch in Unternehmensanleihen investieren? Dieser Frage ging Fabian Keller nach und zeigte auf, wie mit höheren Risiken und tieferer Liquidität umzugehen ist. Denn das Fieberthermometer der Kreditmärkte und die Zahl der negativen Sektorausblicke steigt an und hat zur Folge, dass Investoren mit Vorsicht ihre Suche nach Rendite gestalten sollten. Guido Versondert, Bankenexperte bei I-CV, widmete sich seinem Fachgebiet und analysierte die deutsche und europäische Bankenlandschaft. Sein grundsätzliches Fazit lautete: „Qualität vor Spread, da Risiken aktuell nur unzureichend bezahlt werden.“ Dazu gab Versondert abschließend konkrete Handlungsempfehlungen und benannte die Banken, welche aussichtsreich erscheinen und auch diejenigen, die mit Skepsis zu betrachten sind. Sollte man im aktuellen Umfeld trotzdem gewissen Chancen wie zum Beispiel im Segement Crossover nutzen, empfehlen die Herren Keller und Versondert eine enge, unabhängige und fortlaufende Überwachung der Emittenten.
Immensen Anklang fanden die Ausführungen von Marc Meili, der zu den regulatorischen Vorgaben bezüglich CRA III und der Online-Lösung von I-CV referierte. Das Thema Kreditrisiko ist bei nationalen und internationalen Regulatoren schon seit Jahren im Fokus. CRA III hat zur Folge, dass Anlageentscheide nicht ungeprüft auf die Einschätzungen der offiziellen Ratingagenturen abgestützt werden sollen. Ziel dieser Regulation ist: institutionelle Investoren müssen sich aktiv mit dem Thema Kreditrisiko auseinandersetzen. Die Online-Lösung von I-CV erlaubt Investoren eine unternehmensinterne Bewertung und Plausibilisierung von Kreditrisiken anhand eines geführten Verfahrens und stellt den Wissenstransfer sicher. „Wir sind mit der ersten Ausgabe des Credit Days Deutschland sehr zufrieden. Der Themenmix und der straffe Ablauf innerhalb eines Vormittags kamen bei den knapp 30 institutionellen Investoren sehr gut an. Wir planen für die Zukunft, diesen Event - analog unserer Schweizer Veranstaltung - regelmäßig durchzuführen“, sagte Pfister abschließend.
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(Foto: Daniel Pfister © Independent Credit View)
Anleihe-Investoren: Erst Hausaufgaben erledigen, dann Risiken eingehen
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