Seit zwei Wochen blickt die Welt gebannt auf Japan und den scheinbar aussichtslosen Kampf im Atomkraftwerk Fukushima I. Nach wie vor ist die Situation dort unklar und von Entwarnung kann noch längst nicht die Rede sein. Allerdings blieb die befürchtete Eskalation bislang aus und so wendete sich die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit Libyen zu. Der Entschluss der internationalen Staatengemeinschaft, dem gewaltsamen Vorgehen Muammar al-Ghadhafis gegen das eigene Volk mit militärischen Mitteln Einhalt zu gebieten, ließ diesen geopolitischen Brennpunkt wieder in den Vordergrund rücken. Die nach wie vor bestehenden Meinungsverschiedenheiten der internationalen Koalition führen jedoch dazu, dass eine zügige Beruhigung der Lage bislang nicht abzusehen ist.
Die Rahmenbedingungen für die Weltwirtschaft sind damit im Umfeld einer wachsenden Verunsicherung nicht gerade günstig. Steigende Rohstoffpreise und die Aussicht auf Produktionsausfälle wegen fehlender Zulieferteile aus Japan lassen die Perspektiven für die Industrienationen zunehmend trüb erscheinen. Allerdings treffen die davon ausgehenden Turbulenzen auf eine relativ starke Weltwirtschaft. So zeigen die Details der jüngsten ZEW-Erhebung, dass die Katastrophe in Japan bislang nur als geringe Belastung für die deutsche Konjunktur angesehen wird – der ZEW-Erwartungsindex gab im März lediglich um 1,6 Punkte nach. Werden nur die Daten herangezogen, die bis zum 11. März (dem Tag des Erdbebens) eingingen, wäre sogar ein Anstieg um knapp 2,0 Punkte zu verzeichnen gewesen. Ebenfalls positiv sind die jüngsten Zahlen der US-Industrie. Der Geschäftsklimaindex der Philadelphia-Fed sprang im März auf einen 27‑jährigen Höchststand. Die wichtige Auftragskomponente verpasste es gleichzeitig nur um 0,2 Punkte, einen 38-jährigen Rekord aufzustellen.
Was aber bei aller Sorge um Japan und Libyen nicht vergessen werden darf, ist der unabhängig davon zunehmende Gegenwind für die Weltkonjunktur. So ist nicht erst in den vergangenen Wochen, sondern bereits seit Mitte 2010 ein merklicher Anstieg der Rohstoffpreise zu beobachten, der die Expansionsdynamik spürbar belasten dürfte. Hinzu kommt die vor allem in den aufstrebenden Volkswirtschaften gestraffte Geldpolitik, die auch auf die Industrienationen negativ ausstrahlt. Schließlich wirkt das Ende der expansiven beziehungsweise die bereits begonnene restriktive Fiskalpolitik in vielen Wirtschaftszentren zunehmend wachstumsdämpfend.
Der übergeordnete Ausblick für die Weltwirtschaft bleibt damit trüb. Unabhängig von der Entwicklung an den aktuellen geopolitischen Brennpunkten dürfte deshalb auf längere Sicht die Risikoaversion der Investoren wieder zunehmen. Auch wenn kurzfristig Staatsanleihen davon noch nicht profitieren werden – mittelfristig sollten sie von dieser Seite Rückenwind erhalten.
Ansichtssache: Ausblick für die Weltwirtschaft bleibt trüb
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