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Ausverkauf bei US-Staatsanleihen? Das Ende von „QE2“ weckt Ängste

Kolumne von Alessandro Bee, Ökonom bei der Bank Sarasin & Cie AG

Der Anstieg der Inflation hat die Erwartung in eine baldige Erhöhung der Leitzinsen in den Industriestaaten geschürt. Höhere Steuern und Ölpreise sind aber kein Grund für eine striktere Geldpolitik.

Die US-Notenbank hat an ihrer Sitzung letzte Woche nochmals bekräftigt, dass sie das zweite Kaufprogramm für US-Staatsanleihen (QE2) einstellen möchte. Wenn die US-Notenbank ab dem Juli keine Staatsanleihen mehr kauft, fällt jedoch ein großer Teil der bisherigen Nachfrage weg. Erschwerend für US-Staatsanleihen kommt hinzu, dass ihre Kreditwürdigkeit zunehmend kritisch beurteilt wird. Die Rating-Agentur S&P hat den Ausblick bezüglich künftiger Rating-Veränderungen für US-Staatsanleihen auf negativ zurückgestuft. Droht nun ein Ausverkauf am US-Anleihenmarkt und damit ein starker Anstieg der Renditen?

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Ein Blick zurück auf das erste Anleihenkauf-Programm der US-Notenbank von Ende 2008 bis in das Frühjahr 2010 (QE1) und auf den Beginn des jetzigen Programms im November des letzten Jahres deutet jedoch nicht auf einen bevorstehenden Bond-Crash hin. Vor dem Beginn beider Programme war jeweils ein starker Rückgang in den Anleihenrenditen zu beobachten. In diesen Phasen war die Angst vor einer Deflation in den USA stark ausgeprägt. Nach dem Startschuss zu den Programmen sind die Renditen trotz der zusätzlichen Nachfrage nach Anleihen durch die US-Notenbank aber jeweils gestiegen. Die Erwartung, dass die US-Notenbank alles unternimmt, um eine Deflation zu verhindern, hat die zusätzliche Nachfrage der US-Notenbank mehr als nur kompensiert. Die Erfahrungen aus den letzten zweieinhalb Jahren lassen den Schluss zu, dass die Konjunkturerwartungen – insbesondere Deflations- und Inflationserwartungen – weit wichtiger sind als Nachfrage und Angebot. Der graduelle Anstieg der Kerninflation und der robuste Konjunkturausblick deuten zwar auf höhere Renditen im Verlaufe des Jahres hin. Ein Ausverkauf im Anleihenmarkt ist aber nicht zu erwarten, da das Ende von QE2 die Konjunkturerwartungen der Anleger nicht substantiell tangieren wird.

Bleibt noch die Frage, wer in der kurzen Frist die Anleihenkäufe der US-Notenbank ersetzt, denn mit einer Konsolidierung der US-Finanzen ist im zweiten Halbjahr 2011 noch nicht zu rechnen. Als Ersatzkäufer bieten sich die ausländischen Zentralbanken an, insbesondere China und Japan. Beide Länder fahren gegenüber den USA hohe Handelsbilanzüberschüsse, möchten ihre Währungen gegenüber dem US-Dollar jedoch nicht oder nur graduell aufwerten lassen. Das bedeutet, dass sie ihre US-Dollar-Reserven weiter aufstocken müssen. In einem Umfeld, wo Rohstoffe und Aktien bereits stolze Bewertungen aufweisen, dürften US-Staatsanleihen die bevorzugte Anlageklasse der Zentralbanken darstellen. Daran ändern auch die aufkommenden Sorgen über die Kreditwürdigkeit der US-Staatsanleihen nichts. Solange die Währungen der wichtigen Rohstoffexporteure und Schwellenländer auf den US-Dollar fixiert sind, dürfte die Nachfrage nach US-Staatsanleihen hoch bleiben.

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