Die für viele Marktteilnehmer überraschende Erhöhung des Leitzinses der russischen Zentralbank um 6,5 Prozentpunkte auf 17 Prozent hat die Märkte nicht beruhigen können. Nach einer kurzen Aufwertung verlor die russische Währung weiter gegenüber dem US-Dollar. "Der Schritt hat die Märkte nicht beruhigt, der Druck auf den Rubel hält weiter an", sagt Peter Szopo, Russland-Experte der Erste Asset Management. Der Experte bewertet den Schritt jedoch als richtig, um den Markt davon zu überzeugen, dass die Zentralbank eine marktadäquate Verteidigung ihres Wechselkursregimes anstrebe. Leider sei aber die Glaubwürdigkeit der Zentralbank derzeit angeschlagen, nachdem die die beiden vergangenen Zinserhöhungen zu zögerlich erfolgten.
Erholungsrally möglich
Ob es der russischen Zentralbank gelingt, die Wechselkurserwartungen zu drehen, hänge laut Szopo davon ab, ob sie die "Dollarisierung" der Wirtschaft, die anhaltende Umwandlung von Rubel- in Fremdwährungseinlagen im privaten Sektor, brechen kann. Die Chancen dafür stehen laut Szopo mit einem Realzinsniveau von um die sechs Prozent gut; allerdings sei die kurzfristige Marktdynamik schwer prognostizierbar. "Sollte es der russischen Zentralbank gelingen, den Rubel zu stabilisieren, ist eine Erholungsrally auf dem Aktienmarkt nicht auszuschließen", erklärt der Experte und verweist auf das Beispiel der Türkei: Dort erholten sich die Kurse in diesem Jahr nach einer massiven Zinserhöhung. Allerdings dürfe nicht übersehen werden, dass die Wachstumsaussichten der türkischen Wirtschaft deutlich besser sind als jene der russischen.
Ölpreis bestimmt weitere Entwicklung
Szopo erwartet, dass Russland 2015 eine deutliche Rezession mit einem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes von um die vier Prozent erleben wird. Vor diesem Hintergrund dürften sich Aktieninvestoren, die sich in Russland engagieren, vor allem auf Exporteure fokussieren, während reine Inlandsaktien ein schwieriges Jahr vor sich haben. "Den entscheidenden Einfluss auf den weiteren Kursverlauf hat naturgemäß der Ölpreis" betont Szopo. "Bei einer weiteren Abschwächung wird der Druck auf den Rubel, wie auf alle Ressourcenwährungen, andauern."
Auch für Peter Varga, Manager u.a. des Fonds Erste Responsible Bond Emerging Corporate, ist der fallende Ölpreis eine wichtige Einflussgröße auf die Schwellenländer: "Niedrige Rohstoffpreise machen viele Schwellenländer sehr verwundbar." In der Folge geraten auch die Preise vieler Unternehmensanleihen aus den Emerging Markets unter Druck. "Russische Bonds handeln bereits nahe der Levels, die sie auch im Krisenjahr 2008 erreicht hatten", so Varga, der mit seinen Fonds sehr selektiv in einzelne Anleihen investiert und seit Jahren die Benchmark schlägt. Angesichts der niedrigen Bewertungsniveaus warnt Varga davor, breit in den Markt zu investieren: "In vielen Ländern ist schon sehr viel eingepreist, in anderen Ländern jedoch noch gar nichts. Die weitere Entwicklung wird volatil bleiben." Vor diesem Hintergrund seien nur, wenn überhaupt, sehr selektive, gut in der Zeit verteilte Zukäufe sinnvoll.
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Erste Asset Management: Russische Zinserhöhung kann Märkte nicht beruhigen
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