Die EZB steht am oder kurz vor dem Ende ihres historischen geldpolitischen Straffungszyklus. Von nun an können Anleger in auf Euro lautenden Schuldtiteln mit kurzer Duration aus unserer Sicht partizipieren.
Die Europäische Zentralbank erhöhte im Juli den neunten Monat in Folge die Zinsen, um dem historischen Anstieg der Verbraucherpreise entgegenzuwirken. Damit haben sich die Kreditkosten in den letzten zwölf Monaten um insgesamt 425 Basispunkte verteuert.
Im August stiegen die Verbraucherpreise in der Eurozone um 5,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat – eine Verlangsamung gegenüber dem Ende 2022 verzeichneten Anstieg um mehr als 10 Prozent.
Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels lag der EZB-Einlagensatz bei 3,75 Prozent und damit auf dem höchsten Niveau seit über zwei Jahrzehnten. Vor Juli 2022 hatte die EZB ihren Leitzins mehr als zwei Jahre lang unverändert bei -0,50 Prozent belassen; seit 2014 bewegte er sich in negativem Terrain.
Angesichts einer Verlangsamung des Verbraucherpreisanstiegs hat die EZB angedeutet, dass sie bei ihrer Sitzung im September eine Zinspause in Betracht ziehen könnte. Vertreter der EZB schlossen jedoch auch eine weitere Zinserhöhung nicht aus, da die Bank die Inflation bis Ende 2025 auf ihr Ziel von zwei Prozent bringen will.
Alle Daten weisen darauf hin, dass sich die EZB dem Ende ihres historischen Straffungszyklus nähert oder es bereits erreicht hat. Unterdessen deutet die zugrunde liegende Schwäche der europäischen Wirtschaft – erkennbar an den jüngsten schwachen Daten der Einkaufsmanagerindizes (PMI)[4] – auf eine weitere Verlangsamung des BIP-Wachstums in der Region hin. Infolgedessen hat sich der Spielraum der EZB für weitere kumulative Zinsanhebungen stark verringert.
Die EZB hält acht Zinssitzungen pro Jahr ab. Bei jeder Sitzung steht der EZB-Rat vor der Wahl, die Zinsen unverändert zu lassen, anzuheben oder zu senken. In diesem Artikel betrachten wir die potenziellen Folgen dieser Entscheidungen für auf Euro lautende Geldmarktfonds mit kurzer Duration.
Szenario 1: Unveränderte Zinsen
Nach nahezu einem Jahrzehnt negativer Zinsen können Anleger dank höherer positiver Anleiherenditen nun attraktive Erträge auf einer deutlich verbesserten risikobereinigten Basis erzielen. Zudem dürfte eine weitere Normalisierung der Zinssätze in der Eurozone in absehbarer Zeit begrenzt sein, wodurch sich eine ausgezeichnete Risiko-Rendite-Dynamik ergibt.
Wenn die EZB den Einlagensatz wie erwartet bei 3,75 Prozent belässt und die Renditen über längere Zeit auf dem derzeitigen Niveau verharren, werden die Anleger für die von ihnen eingegangenen Risiken mehr als entschädigt. Wie zuvor erwähnt, ist der Einlagensatz bereits um 425 Basispunkte gestiegen – das beste Verhältnis von Erträgen zu Renditen seit über zwei Jahrzehnten. In diesem Szenario erhalten Anleger rund 4,0 Prozent bei einem sehr begrenzten Durations- und Kreditrisiko – aus unserer Sicht eine attraktive langfristige Chance.
Szenario 2: Weitere Zinsanhebungen
Falls die Inflation jedoch weiterhin hartnäckig auf hohem Niveau liegt, könnte sich die EZB für weitere Zinsschritte in den kommenden Monaten entscheiden und den Einlagensatz von 3,75 auf 4,25 Prozent anheben (eine Anhebung um mehr als 50 Basispunkte ist unwahrscheinlich).
Auch in diesem Szenario mit weiteren Zinserhöhungen können Anleger partizipieren. Der EZB-Einlagenzins hätte einen Anstieg aus dem negativen Bereich auf über vier Prozent verzeichnet. Dadurch könnten Kapitalverluste infolge von Zinserhöhungen der EZB durch die zusätzlichen Renditen/Erträge leicht innerhalb kurzer Zeit absorbiert werden. Sollte die EZB die Zinsen beispielsweise um weitere 0,50 Prozent anheben, so wird die Gewinnschwelle für einen Short-Duration-Fonds mit einer durchschnittlichen Laufzeit von einem Jahr nach ungefähr eineinhalb Monaten erreicht. Darüber hinaus würden Anleger höhere Erträge mit einer verbesserten Renditedynamik erzielen.
Szenario 3: Zinssenkungen
Es mehren sich die Befürchtungen, dass die Eurozone 2024 in eine Rezession abrutschen könnte – dementsprechend besteht die Möglichkeit, dass die EZB in den kommenden Monaten die Zinsen im Falle einer deutlichen Wachstumsverlangsamung senken könnte. Die meisten Risikoanlagen würden in diesem Umfeld naturgemäß negative Gesamtrenditen verzeichnen. In diesem Szenario verfügen die Anleger über ein geringeres Carry – doch sie erzielen einen Kapitalzuwachs (jede Zinssenkung um 100 Basispunkte entspricht einer Performance von einem Prozent für einen Short-Duration-Fonds mit einer Laufzeit von einem Jahr). Gleichzeitig dürften die Preise der meisten Anlageklassen sinken und nicht zulegen. Auch in diesem Szenario könnte ein Anleger aus unserer Sicht Gewinne erzielen.
Fazit:
Ganz gleich, wie sich die EZB in naher Zukunft entscheidet: Der Ausblick für Anlagen mit kurzer Duration ist positiv. Die Zentralbank steht am oder kurz vor dem Ende ihres Straffungszyklus, und die Hauptrisiken scheinen überwunden zu sein. Wir gehen vom jetzigen Zeitpunkt an ausschließlich von einem Aufwärtspotenzial aus.
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Foto: © pixabay
Federated Hermes: Kurzlaufende Euro-Anleihen - ab hier nur noch aufwärts?
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